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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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dicke, sehr staubige Teppiche. In der Küche hing ein Kalender vom Luther Verlag. Rune Strøm hatte sich nicht einmal darum gekümmert weiterzublättern. Der dreiundzwanzigste Juli war angekreuzt. »Mama Krankenhaus« stand daneben. Zwei Tage später hatte er ein Kreuz gemalt.
    »Wann ist Una Mørch verschwunden?«, fragte Antonsen.
    Vang antwortete nicht. Das war nicht notwendig.
    »Er hat nach dem Tod seiner Mutter nichts verändert«, sagte Vang. »Das ist doch nicht normal, oder?«
    Antonsen sah sich im Zimmer um. »Wirklich unangenehm«, sagte er zu sich selbst.
    Nur das Kinderzimmer – Vang sah darin ein Kinderzimmer, obgleich der Mann mehr als vierzig Jahre alt war – zeugte davon, dass auch Rune Strøm in diesem Haus wohnte.
    Das Bett stand mitten im Raum. King Size. Schwarze Bettwäsche. Dunkle Gardinen und Tapeten. Kiefernboden.
    Sie inspizierten die Kommoden und warfen einen Blick in den Kleiderschrank.
    Die Schublade des Nachtschränkchens war verschlossen. Antonsen rief jemanden von der Spurensicherung zu sich, der sie in nur einer halben Minute öffnete. Die Schublade war voller Pornohefte und Videos. Vang verschaffte sich kurz einen Überblick. Bondage und SM.
    »Auf jeden Fall liest der Junge gern«, bemerkte Antonsen trocken.
     
    »Sie ist nicht in diesem Haus«, sagte Vang, als sie aus dem Keller wieder nach oben kamen.
    »Jedenfalls nicht, wenn sie noch lebt.«
    »Wo kann er sie gefangen halten?«
    »Wir wissen noch nicht sicher, dass er sie gefangen hält.«
    »Wie auch immer, irgendwo muss diese Zelle sein. Dieses Gefängnis. Nur eben nicht hier.«
    »Haben wir bei Rita Quist nachgeguckt?«
    »Oder in der Hütte, von der sie erzählt hat?«
    In der Küche war die Spurensicherung dabei, die Mülleimer in mit Plastikfolie ausgeschlagene Pappkartons umzufüllen.
    »Na dann viel Spaß«, rief Antonsen auf dem Weg nach draußen.
    Keiner lachte. Aber als sie im Auto saßen und zurück zum Präsidium fuhren, musste Vang lächeln.

2
    »Eine diskrete, stille Verhaftung«, konstatierte Karianne Li gereizt.
    Vang drehte die Handflächen nach oben, um ihr seine Machtlosigkeit zu demonstrieren. »Wir haben die nicht eingeladen. Das Fernsehteam war einfach da, als wir kamen.«
    »Rein zufällig, natürlich.«
    »Hören Sie, sowohl Kanal 24 als auch das Dagbladet wussten über Rune Strøm Bescheid. Die haben ganz allein den Zusammenhang erkannt. Von uns hatten die das nicht. Was sollte uns das nützen, dass uns die Fernsehleute zwischen den Füßen herumspringen?«
    Karianne Li nickte mit geschlossenen Augen, als wollte sie zu verstehen geben, dass auch ihr klar war, dass es bei diesem Spiel nur Verlierer gab. »Egal, mein Klient wird für alle Zeiten als Hauptverdächtiger abgestempelt sein. Und Sie wissen ebenso gut wie ich, dass ein Verdächtiger in den Augen der Öffentlichkeit bereits verurteilt und schuldig ist. Wenn morgen die Zeitungen herauskommen, werden sie sein Leben umgekrempelt und allen Mist auf die Titelseiten geschaufelt haben.« Sie seufzte. »›24 Stunden!‹ hat ihn in den Dreck gezogen, und jetzt ist er auch für alle anderen vogelfrei.« Sie schloss wieder die Augen.
    »Ist Ihnen nicht vielleicht auch einmal der Gedanke gekommen, er könnte schuldig sein?«, fragte Antonsen.
    Karianne Li schlug langsam, wie nach einem tiefen Schlaf, die Augen auf. Sie sah Antonsen an, antwortete aber nicht.
     
    Rune Strøm saß reglos da. Er drehte sich nicht einmal um, als sie den Raum betraten. Starrte auf einen Punkt an der Wand. Vang folgte seinem Blick und erkannte einen winzigen Fleck.
    Sein mentaler Fluchtpunkt, dachte er.
    Sie befanden sich in Vangs Büro. Karianne Li nahm neben ihrem Klienten Platz. Vang, Antonsen und Gran gingen um den Schreibtisch herum, blieben aber stehen.
    »Wo ist sie?«, fragte Vang ohne Umschweife.
    Strøms Kiefermuskeln spannten sich immer wieder an.
    »Wo ist wer?«, fragte Karianne Li.
    »Frøydis Vik«, sagte Gran. »Sie wird vermisst.«
    »Was, jemand wird vermisst? Es hat mich niemand informiert, dass…«
    »Wir haben die Meldung erst heute Abend erhalten«, fiel ihr Vang ins Wort. »Rune?«
    Seine Kiefermuskeln spannten sich wieder.
    Vang sagte: »Das Spiel ist aus. Sehen Sie das doch ein. Wo haben Sie die Frau versteckt?«
    Er starrte unablässig auf den Punkt an der Wand.
    »Sie müssen nicht so tun, als wären Sie verrückt«, sagte Antonsen.
    »Mein Klient…«, begann Li.
    Rune Strøm beugte sich vor und schlug mit der Stirn hart gegen die

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