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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Journalisten eine Information zuflüstern, was einen öffentlich breitgetretenen Skandal über die Missstände bei der Polizei nach sich ziehen würde.
    Und im Auge dieses Wirbelsturms musste der Ermittlungsleiter einen beständigen Kurs halten.
    Aksel Antonsen hatte gemeinsam mit Polizeidirektor Vang die Ermittlungsleitung ausgearbeitet. Es war das reinste menschliche Puzzle, bei dem jedes noch so kleine Teilchen, von der Kompetenz bis zur Personenchemie jedes Einzelnen, zu einem Gesamtbild zusammengesetzt werden musste, das größer als die einzelnen Bestandteile war. Antonsen wurde Kommissar Håvard Alm als stellvertretender Befehlshaber an die Seite gestellt und Ida Sand als administrative Stabschefin. Ihnen untergeordnet waren Geir Ryvik als technischer Leiter und Elisabeth Gran als taktische Leiterin. Der Informationschef der Polizeibehörde, Hugo Aasen, wurde zum Pressesprecher der Kommission berufen. Um die großen Pressekonferenzen wollte Vang sich persönlich kümmern (Aksel Antonsens Umgang mit der Presse war hoffnungslos – entweder sagte er gar nichts oder viel zu viel), überdies sollte Vang die Schnittstelle zwischen Kanal 24 und der Polizei sein.
    In einer Viertelstunde würde sich die neue Führungsriege zum ersten Mal treffen, um das taktische und strategische Vorgehen festzulegen. Antonsen sollte das Treffen leiten, aber Vang hatte gebeten, anwesend sein zu dürfen. Die beiden hatten sich bereits über die Grundzüge verständigt. Außer den Videokassetten und den Briefen hatten sie keine handfeste Spur. Keine Leiche also. In der ersten Runde hatten die taktischen Ermittlungen Vorrang. Sie mussten die religiöse Szene durchkämmen. Una Mørch war gläubig, Kirchenorganistin, und die drei Briefe beinhalteten Bibelzitate. Möglicherweise war es nur ein Bluff. Aber das war alles, was sie hatten. In der Kriminalgeschichte wimmelte es nur so von Mördern, die durch eine aufreibende Kindheit in einem religiösen Heim geprägt worden waren.
    Die Videoaufnahmen konnten bedeuten, dass der Täter pornografische Aufnahmen von Una gemacht hatte, die er möglicherweise an Pornovertreiber auf der ganzen Welt zu verkaufen versuchte.
    Vang notierte auf einem gelben Block, dass er mit Antonsen darüber reden musste, ob sie Professor Vidar Bryne hinzuziehen sollten. Bryne war Spezialist für Kriminalpsychologie und Experte für Persönlichkeitsprofile.
    Außerdem mussten sie versuchen, anhand der Videokassetten und der technischen Analyse der Bilder herauszukriegen, welche Art Kamera der Mörder benutzte. Gelang ihnen dies, wären sie schon ein ganzes Stück weiter. Viele Importeure und Zwischenhändler saßen auf Adressregistern, zumindest dann, wenn eine Garantiekarte ausgefüllt und eingeschickt worden war.
    Und hoffen durfte man ja.
     
    Vang ertappte sich dabei, wie er das Familienfoto auf dem Schreibtisch anstarrte.
    Er hatte Roger gestern zum Abendessen eingeladen, um ihm zu sagen, dass seine Mutter weg war. Der mittlerweile erwachsene Sohn war vor über einem Jahr zu Hause ausgezogen und hatte sich seitdem kaum blicken lassen, außer mit großen Abständen zu einem sonntäglichen Abendessen.
    Es war ein merkwürdiges Treffen gewesen. Herdis hatte bereits mit Roger gesprochen. Der Junge wollte sich nicht dazu äußern. Er wirkte verlegen, desinteressiert. Er hatte schon immer ein engeres Verhältnis zu ihr als zu ihm gehabt.
    Herdis war zwanzig gewesen, als Roger geboren wurde, Vang selbst zweiunddreißig. Sie hatten sich ein Jahr zuvor kennengelernt. Seine Uniform hatte sie beeindruckt, und sie waren ein Paar geworden. Dann wurde sie schwanger, und er hatte das einzig Anständige getan und sie geheiratet. Die alte, leidige Geschichte.
    Zwanzig Jahre waren sie jetzt verheiratet. Sie hatte sich nie beschwert. Und er war die ganze Zeit davon ausgegangen, dass das, was als aufregende Affäre begonnen hatte, sich zu einer tieferen Beziehung entwickelt hätte. So hatte er es jedenfalls empfunden. Er hatte keinen Hochzeitstag vergessen. Ihr immer Blumen mitgebracht, wenn sie sich gestritten hatten. Als sie in diesem Frühjahr vierzig wurde, hatte er sie zu einem romantischen Wochenende nach Paris eingeladen.
    Wann hatte sie aufgehört, ihn zu lieben?
    In Paris hatten sie sich wie frisch verliebte Teenager benommen. Sie waren Hand in Hand an der Seine spazieren gegangen, er hatte Blumen von einem Straßenverkäufer für sie gekauft, und sie hatten sich jeden Abend in ihrem Hotelzimmer lange und heftig geliebt.
    Was

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