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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Vang hatte sich auf den Rücksitz gesetzt und darum gebeten, zurück ins Präsidium gefahren zu werden. Der Fahrer musste das als Aufforderung verstanden haben, am Grand Prix von Monaco oder irgendeinem anderen Rennen teilzunehmen.
    Vang protestierte nicht. Tief in seinem Inneren freute er sich wie ein kleiner Junge darüber, mit Blaulicht durch die Stadt zu jagen.
    Serienmord. Vor fünf Jahren hatte er auf einer Fortbildung auf der FBI-Akademie in Quantico einen faszinierenden Vortrag über verwirrte Menschen gehört, die einem morbiden Muster folgten, wenn sie töteten. Der Referent leitete die FBI-Abteilung Behavioral Science and Investigative Support Units . Eine Polizeieinheit, die im Grenzbereich zwischen Psychologie und Ermittlung tätig und an guten Tagen in der Lage war, das exakte Profil eines unbekannten Mörders zu erstellen, so dass dieser wenige Tage oder Wochen später festgenommen werden konnte.
    Sie flogen an einer roten Ampel vorbei.
    Trotzdem, einiges an diesen amerikanischen Stereotypen war unstimmig. Solche Mörder folgten bei ihren Morden einem bestimmten Ritual. Die Opfer waren in der Regel vom gleichen Geschlecht. Und etwa im gleichen Alter. Häufig waren sie vom gleichen Typ und sahen sich ähnlich. Sie wurden auf die gleiche Art und Weise getötet. Und zurückgelassen.
    In diesem Fall folgte der Täter nicht dem Lehrbuch. Zwar handelte es sich bei beiden Opfern um junge Frauen, die vor dem Mord gekidnappt und gefangen gehalten wurden, doch Una war erschossen und Anita mit Klebeband erstickt worden. Anita war vermutlich nicht sexuell missbraucht worden. Sie wurde am Tag nach dem Mord am helllichten Tage im Zentrum der Stadt gefunden, Unas Leiche hingegen war noch immer nicht aufgetaucht.
    Vang gefiel das alles ganz und gar nicht. Ein Mörder, der sklavisch einem bestimmten Muster folgte, war leichter zu finden als jemand, der variierte.
    Der Polizeiwagen fuhr auf die linke Spur und zwang einen Bus beinahe auf den Bürgersteig.
    Es war ein Fehler gewesen, den letzten Brief nicht ernst zu nehmen. Aber machte das wirklich einen Unterschied? Wäre Anita noch am Leben, wenn sie getan hätten, was er von ihnen gefordert hatte? Vang zweifelte daran. Und dieser Zweifel beunruhigte ihn aufs Schärfste. Seine Intuition sagte ihm, dass der Mörder ein Spiel mit ihnen trieb, ein teuflisches Spiel.
    Ein paar hundert Meter vor dem Präsidium schaltete der Fahrer die Sirene aus.

2
    Sie warteten im Büro des Polizeidirektors auf ihn.
    Der Polizeipräsident und der Leiter der Kripo saßen am einen Ende des langen Sitzungstisches. Ihnen gegenüber hatten der Sekretär der Polizeiabteilung des Justizministeriums und einer der Staatssekretäre Platz genommen. Vang begrüßte rasch die externen Beamten.
    Der Staatssekretär ergriff das Wort: »Wie ich bereits dem Polizeipräsidenten gegenüber zum Ausdruck gebracht habe, will sich das Justizministerium in keinster Weise in die Arbeit der Polizei einmischen.«
    Gut!, dachte Vang, aber …
    »Trotzdem möchte die Ministerin unterstreichen, dass sie mit größter Sorge verfolgt, welche Entwicklung der Fall genommen hat, und dass sie volles Vertrauen hat, dass die Polizei von Oslo alles in ihrer Macht Stehende tun wird, um den Täter baldmöglichst zu fassen.«
    Niemand sagte etwas.
    Vang dachte: Hier will sich aber auch jeder den Rücken freihalten. Gibt es Probleme, kann die Justizministerin nachweisen, sich schon früh mit der Polizeibehörde in Verbindung gesetzt zu haben. Was wohl der Polizeipräsident tun will, um sich Rückendeckung zu verschaffen?
    Der Polizeipräsident räusperte sich: »Die Polizeibehörde ist natürlich ebenso besorgt wie die Ministerin«, sagte er an den Staatssekretär gewandt. Dann richtete er seinen Blick auf Vang: »In Übereinstimmung mit dem Leiter der Kripo habe ich deshalb entschieden, Ihnen die Leitung der Ermittlungen zu übertragen.«
    Vang sagte: »Ich habe volles Vertrauen in Dezernatsleiter Antonsen.«
    »Das haben wir alle. Aber in Anbetracht der speziellen Situation halten wir es für richtig, dass Sie die reelle und auch formale Leitung der Ermittlungen übernehmen.«
    Damit der Staatssekretär seiner Ministerin mitteilen kann, der Polizeipräsident habe bereits die Leitung der Ermittlungen verstärkt, dachte Vang.
    »Das ist am besten so«, sagte der Leiter der Kripo, um weiteren Argumenten den Wind aus den Segeln zu nehmen.

3
    Er bat Aksel Antonsen in sein Büro. Vang hatte sich davor gescheut, aber Antonsen nahm die

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