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Taenzer der Nacht

Taenzer der Nacht

Titel: Taenzer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Holleran
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von einem episkopalischen Bischof ausgehalten wurde; und Bob Giorgione (der Fotograf), der so oft Selbstmord versucht hatte, daß man sich schon gar nicht mehr daran erinnern konnte; und Tom Vi ll averde (der einen so großen Schwanz hatte, daß keiner mit ihm ins Bett wollte); und Randy Renfrew (der einen so kleinen Schwanz hatte, daß keiner mit ihm ins Bett wollte); und Alonzo Moore, der in einem Chiffon-Ball kleid auf Rollschuhen durch die Stadt fuhr und mit ei nem Zauberstab den Passanten zuwinkte; alle kamen, um Malone zu besuchen.
    Und, gegen Schluß, Bruno Welling, ein berühmter Drogenhändler von der Upper East Side, und Leonard Hauter, ein kleiner, dunkler, rätselhafter Typ, der nie ein Wort sprach, aber überall mit Bruno Welling hin ging, und, wie die Leute sagten, als menschliches Versuchs schwein für die neuesten Drogen diente, die Bruno nicht verkaufen konnte, bevor er nicht ihre Wirkung kannte. Sie kamen vorbei und versorgten Sutherland mit einem Häufchen Angel Dust und seiner Lieblingsdroge: Speed. Jeder in New York wartete da rauf, daß Sutherland sich vor seinen Augen auflöste – er nahm es unaufhörlich – aber aufgrund einer wirk lich perversen Schicksalsfügung lief er weiterhin blü hend wie ein Cherub umher, ein richtiger Seraph der guten Gesundheit.
    Sie unterhielten sich mit Archer Prentiss, dem kinn losen, häßlichen Jungen, der ein so guter Tänzer war, und schon in unserer Gegend wohnte, als wir dort hin zo gen. Er lebte im fünften Stock unter dem Dach über einem polnischen Beerdigungsinstitut, und verbrachte den ganzen Tag damit, zu Hause Zeitungen zu lesen; er ging nur hinaus, um Frischkäse und Zeitungen zu kaufen, und um tanzen zu gehen.
    „Aber ich habe dich nie in dem Viertel gesehen!“ sag te Sutherland in einer Stimme, deren leidenschaftliche Erregung dir den Eindruck gab, er sei gerade an einem schrecklich aufregenden Ort gewesen und auf dem Weg zum nächsten.
    „Ich lebe sehr zurückgezogen“, sagte Archer in seiner verschrobenen monotonen Art.
    „Aha“, sagte Sutherland und hielt sich die Zigaret ten spitze an die Lippen. „Ach so.“
    „Richtig wie ein Einsiedler“, sagte Archer.
    „Erzähl mal“, sagte Sutherland. Es gab eine Pause, und Archer beugte sich vor. „Was trägt man denn da so?“
    Archer starrte ihn an, bis Sutherland mit einer ent schul digenden Handbewegung sagte: „Nein, nein, sicher gibt es intelligentere Fragen, es ist nicht deine Schuld, daß ich mich vor allem für ... Oberflächen interessiere.“
    „Oberflächen?“
    „Ja, Hüte, Handschuhe und so etwas, verstehst du. Ich war selber mal Einsiedler, dank eines ... Lebensmit tel ladens“, er winkte wieder mit seiner Hand. Er sprach jetzt mit einer gedehnten Müdigkeit in der Stim me, und wenn man ihn so anschaute, wie er zurückgelehnt auf einen Haufen Kissen, die man auf ein altes Sofa in der Ecke neben Malones Bett geworfen hatte, dalag, vermittelte er den Eindruck einer fast einschläfernden Mattigkeit, bis man an seinem Körper hinabsah, und seinen einen Fuß erblickte, der mit der Regelmäßigkeit eines Metronoms in der Luft wippte.
    „Aber die ganze Affäre löste sich in Luft auf“, mur mel te er heiser, „und ich kaufe jetzt bei D’Agostino ein. Und warum bist du zum Einsiedler geworden?“ fragte er Archer.
    „Weil ich völlig ausgebrannt war“, murmelte Archer, „weil ich so eine verdammte Tunte war, weil ich die ganzen Gesichter so satt hatte, und die immer gleichen Orte, weil ich schon seit zehn Jahren im Eagle’s Nest herum stand.“
    „Mein Lieber“, sagte Sutherland und stieß einen Strom Rauch aus, „wenigstens warst du nicht auf der Herrentoilette im Grand Central Bahnhof.“
    „Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich fühlst“ , sagte Ma lone plötzlich. „Ich möchte auch Einsiedler werden.“
    „Die Schaeffers haben einen Besitz in der Gegend von Berkshire“, sagte Sutherland, und drehte sich zu Malone um. „Wäre das das Richtige für dich? Würden 4 Quadratkilometer genug sein, damit du allein sein kannst mit Wildblumen und Eistauchern? Würden 4 Quadratkilometer wirklich reichen, Liebes?“
    „Ich glaube schon“, sagte Malone und lächelte ihn an.
    „Findest du nicht, daß er aussieht wie ein verwun de ter Pilot aus dem Ersten Weltkrieg, der sich gerade in Sandringham erholt?“ fragte Sutherland, sprang auf und schwebte um Malone herum. „Wenn du herein kämst und ihn sähest, könntest du da widerstehen? Ehrlich? Ich frage mich“,

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