Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
nicht gesehen.«
»Peter Whitney ist mein Feind. Ich habe mich eingehend mit ihm befasst. Ich habe alles, was es über ihn zu wissen gibt, in Erfahrung gebracht. Ich habe jeden einzelnen Zeitungsartikel über seine Großeltern, seine Eltern und ihn selbst ausfindig gemacht. Er war genauso unerwünscht, wie wir Mädchen es von Anfang an waren. In seiner Familie hat sich alles nur um Politik und Geld gedreht. Seine Eltern haben ihn bekommen, weil es von ihnen erwartet wurde, und nicht etwa, weil er erwünscht war. Nichts, was er getan hat, war in den Augen seiner Familie jemals gut genug. Trotz seiner Brillanz wurde er ignoriert und aus dem Weg geschafft. Und das war ihm verhasst. Er wollte etwas tun, was ihr Interesse weckt, und sie dazu bringt, Notiz von ihm zu nehmen. Vielleicht wollte er seine Familie sogar in Verlegenheit bringen. Das konnte er mit Sicherheit erreichen, indem er im Ausland Waisenkinder kaufte und an ihnen experimentierte. Vor allem, weil seine Eltern seine aberwitzigen Überzeugungen, soweit es um übersinnliche Fähigkeiten ging, missbilligten. Er war tierisch wütend, so viel steht fest. Und dieselbe Wut hat er in mir gesät. In den meisten Mädchen. Wahrscheinlich in allen.«
»Wie lange hat er dich gehabt, Flame?« Er spürte, wie ihr der Atem stockte. Sie wandte sich von ihm ab, ließ ihren Kopf auf das Kissen sinken, streckte ihr geschwollenes Bein behutsam aus und kehrte ihm den Rücken zu. »Du sprichst nie darüber. Woran liegt das?«
»Was kann ich dazu sagen? Er hat dich gehabt, oder etwa nicht? Sprichst du über das, was er getan hat? Was du getan hast? Die Ausbildung, der er dich unterzogen hat?
Wahrscheinlich hätte ich eher entkommen können, aber da war dieses furchtbare Bedürfnis, mehr Wissen anzuhäufen. Bis ich begriffen habe, dass er sich genau darauf verlassen hat. Und dass ich ihm immer ähnlicher wurde. All diese Wut und all dieser Schmerz waren so tief begraben, dass ich sie nicht finden konnte. Das Hauptaugenmerk galt immer der Ausbildung und dem Wissen.«
»Wie bist du entkommen?«
Sie zog sich augenblicklich zurück. Es war, als hätte er einen Kippschalter betätigt. Sie wich körperlich vor ihm zurück, mit ausdrucksloser Miene und verschlossenem Blick. Sie rang sich einen gekünstelten kleinen Seufzer ab, rieb sich die Schläfen und wandte ihr Gesicht ab. »Ich bin schrecklich müde, Raoul. Ich muss dringend schlafen.«
Gator wollte protestieren, aber er sah selbst, dass es ihm nichts nutzen würde. Sie hatte vollständig dichtgemacht. Er drückte einen zarten Kuss auf ihren Nacken und lauschte dem gleichmäßigen Trommeln des Regens. Mit der Zeit entspannte sich ihr Körper, und er hörte ihren leisen Atem, der darauf hinwies, dass sie wirklich eingeschlafen war. Sie wollte ihm nicht antworten. Sie war erschöpft, das stimmte schon, aber sie hatte jedem Gespräch abrupt einen Riegel vorgeschoben, als er die Frage gestellt hatte. Er hatte gefühlt, dass sie sich daraufhin sofort zurückgezogen hatte. Er war dabei, sie besser kennenzulernen und die kleinsten Nuancen zu registrieren, und Flame hatte nicht die Absicht gehabt, ihm zu erzählen, wie sie entkommen war.
Draußen stimmten die Frösche einen Chor an, und einmal knurrte ein Alligator. Raoul lag wach in der Hütte und fragte sich, wie er die Frau in seinen Armen, die einzige, die er jemals wirklich gewollt hatte, zu seiner machen konnte.
11
»Essayez-vous de vous échapper de moi, ma petite flamme?«
Flame, die gerade dabei gewesen war, sich behutsam aus dem Bett zu winden, hielt in der Bewegung inne. Sie hätte wissen müssen, dass er es merken würde. »Ich versuche nicht, dir zu entkommen. Und deine kleine Flamme bin ich auch nicht. Ich habe heute Morgen einiges zu erledigen.«
Gator stöhnte und ließ seinen Kopf wieder auf das Kissen sinken. Seine Finger schlangen sich um ihr Handgelenk und hielten sie fest. »Ist es schon Tag? Es ist noch dunkel.«
»Du hast die Augen geschlossen. Du bist anscheinend kein Morgenmensch, oder?«
»Ich könnte es sein, wenn du dich an mich kuscheln würdest«, sagte er hoffnungsvoll.
»Ich kuschele nicht. Ich weiß noch nicht mal, wie das geht.« Sie beugte sich zu ihm herüber und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. »Danke für den gestrigen Abend. Ich bin normalerweise nicht so … bemitleidenswert.«
»Du hast um Burrell getrauert. Das ist nur menschlich, Flame. Du bist doch ein Mensch, oder nicht?« Seine Augen waren jetzt offen. Ihr Kuss, nichts weiter
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