Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
nicht so ansehen.«
Er nahm ihre Hand und presste die Handfläche auf seinen Mund. »Ich weiß nicht, ob mein Herz es noch einmal verkraftet, dass du verletzt wirst, Flame.«
Niemand hatte sie jemals so angesehen, und sie wusste nicht, ob ihr Herz es verkraften würde. Sie hatte tatsächlich
Schmerzen in der Brust. »Ich bin nicht verletzt«, versuchte sie ihm zu versichern. »Sogar mein Arm tut weniger weh.« Es gelang ihr, sich ein Lächeln abzuringen. »Ich bin ein zähes Luder.«
»Du bist ganz beachtlich.« Er zog sie aus dem Bad.
Im Haus roch es nach dem frisch gebackenen Brot, dem Brathähnchen und dem Pekannusskuchen seiner Großmutter. All das hatte sie ihnen mitgegeben. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, Licht anzuschalten, sondern überall Kerzen verteilt, sodass der Raum zu leuchten schien. Die schlichte kleine Hütte schien plötzlich mehr als eine Fallenstellerhütte zu sein. Sie wirkte vertraut und behaglich und ungemein heimelig.
Sie rieb sich die Schläfen und drückte mit den Fingerspitzen fest zu. Es brachte sie um, dass er ihr die Dinge anbot, die bereits aus ihrer Reichweite gerückt waren. Sie hätte gern um sie beide geweint, doch stattdessen ließ sie sich von ihm auf den Stuhl helfen, der seinem Stuhl gegenüberstand. Wenn er sie wirklich wollte, obwohl er wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb, dann würde sie das Geschenk, das ihr gemacht wurde, annehmen und sich mit beiden Händen fest an ihn klammern.
»Du kannst so froh sein, dass du deine Großmutter hast, Raoul. Sie ist unglaublich.« Sie nahm ihre Gabel in die Hand, als er ihren Teller füllte. »Es war so lieb von ihr, uns ein Care-Paket mitzugeben.«
»Wenn sie nervös oder besorgt ist, kocht Grandmère . Als ich ein kleiner Junge war, habe ich das Essen immer schon lange, bevor ich unsere Hütte erreicht hatte, gerochen. Bei uns gab es stets reichhaltig zu essen.« Er deutete auf die Kerzen. »Ich habe ihr gesagt, ich wollte weiches Licht und eine entspannende, wohltuende Atmosphäre für dich
erzeugen, und sie hat alle ihre selbst gemachten Kerzen mit der richtigen Duftnote zusammengesucht.«
»Für mich?« Flame sah sich um und war beeindruckt von der Mühe, die er sich gemacht hatte. »Du hast all das für mich getan?«
Er grinste sie an. »Du hast doch nicht etwa geglaubt, ich würde normalerweise im ganzen Haus Kerzen anzünden, oder? Das tue ich nur für dich. Diese Hütte wird jetzt vorwiegend als Jagdhütte genutzt. Hier fischen wir und stellen Fallen und trinken viel Bier, aber so hat es hier noch nie ausgesehen.«
»Deine Großmutter hat dir nicht zufällig eine weitere Einkaufstüte mit eigenartigen Dingen mitgegeben, oder?«, fragte Flame argwöhnisch.
»Nein, Cher . Ich war in Versuchung, sie zu fragen, aber wenn sie nicht diejenige war, die uns diese Spielsachen gekauft hat, dann hätte ich ihr alles erklären müssen, und ich rede nicht mit Nonny über Vibro-Eier.«
Flame wäre fast an ihrem Essen erstickt. Das Handtuch glitt hinunter, und sie musste es wieder zuknoten, damit es nicht verrutschte. Ihre Hände zitterten. Allein schon der Gedanke, mit Raoul allein zu sein, genügte, um sie glücklich zu machen, und das war erschreckend. Er brachte sie mit seinen unerhörten Bemerkungen zum Lachen. Die alte Jagdhütte, die er zum Fischen und zum Fallenstellen benutzte, erschien ihr mit all den Kerzen und dem Essen und Raoul, der ihr gegenübersaß, wie ein Zuhause. »Du hast großes Glück gehabt, mit Nonny als deiner Großmutter aufzuwachsen. Wie alt warst du, als ihr zu ihr gezogen seid?«
Er zuckte die Achseln. »Etwa sieben, vermute ich, aber wir waren auch vorher öfter bei ihr als woanders. In unserer
Familie haben sich alle sehr gut miteinander verstanden, und wenn wir nicht im einen Haus waren, dann waren wir im anderen, und manchmal haben wir auch alle zusammen unter einem Dach gelebt.«
»Du hast deine Kindheit genossen, stimmt’s?«
Er senkte den Kopf, weil ihm die Unterschiede in ihrer beider Leben plötzlich allzu deutlich bewusst wurden.
»Du Blödmann.« Ihre Stimme war zärtlich. » Ich höre gern Geschichten über deine Kindheit, sonst würde ich nicht fragen. Deine Großmutter ist einer der beeindruckendsten Menschen, die mir jemals begegnet sind. Sie sorgt sich nicht nur um dich und deine Brüder, sondern auch um ihre Nachbarn und Freunde, und sie ist für sie da. Hast du ihr Gesicht gesehen, als Joys Eltern Joy lebend wiedergesehen haben?« Sie lächelte, und ihre Augen
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