Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
liegen hatte. Sowie ihre Lippen seinen Mund streiften, durchzuckte ihn ein kleiner Stromstoß. Auch wenn er noch so wütend war, konnte er ihr doch nicht widerstehen. Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, hielt es still und küsste sie so, wie ihm zumute war; er wollte, dass sie seine Wut schmeckte, seine scharfen Zähne spürte und den Tanz seiner Zunge deutlich wahrnahm. Er trug das Herz auf der Zunge, verdammt noch mal, und sie gab ihm so wenig zurück. Er würde ihr nachblicken müssen, wenn sie fortging und sich
an eine Straßenkreuzung stellte, um einen Mörder dazu zu verlocken, dass er sie auflas.
»Der Wagen bebt«, sagte sie.
»Ich scheiße auf den Wagen.« Er küsste sie wieder. Es waren lange, betäubende Küsse. Glühende, knisternde Küsse. Finstere, zornige Küsse. Er gab ihr jede Art von Kuss, die ihm einfiel, um sie an sich zu binden.
»Ich liebe dich«, flüsterte Flame so leise, dass er die Worte trotz seines scharfen Gehörs kaum vernehmen konnte. »Ich habe nie jemanden geliebt, Raoul, und ich bin nicht gut darin.« Es war ein Geständnis, das beste, das sie ihm machen konnte, und sie konnte nur hoffen, dass er verstand, was sie ihm damit zu sagen versuchte.
Er lehnte seine Stirn an ihre. »Du bist gut genug darin«, sagte er. »Lass dich nicht erschießen, denn dann wäre ich wirklich sauer auf dich. Nur damit du es weißt, ich habe das Paddel nicht weggeworfen.«
Sie lachte, wie er es vorhergesehen hatte, und der Glanz kehrte in ihre Augen zurück. »Aber ich habe es weggeworfen. Und vorher habe ich es in der Mitte durchgebrochen, damit du mir nicht wieder auf kluge Ideen kommst.«
Seine Hand sank auf ihre Brust, auf ihre schmerzende Brust mit den blauen Flecken. Er streichelte sie zart und liebevoll durch den dünnen Stoff. »Dir gefallen meine Ideen. Und ich glaube, dir gefällt es auch, meine Hände auf deinem Körper zu fühlen.«
Seine Berührungen waren ehrfürchtig, keineswegs so verspielt wie seine scherzhaften Worte, sondern so zärtlich und liebevoll, dass sie am liebsten mit ihm verschmolzen wäre. »Ich liebe es, wie deine Hände sich anfühlen. Und jetzt geh fort, bevor wir verhaftet werden.« Sie gab ihm einen letzten Kuss und öffnete die Wagentür.
Er packte ihren Arm, um zu verhindern, dass sie ihm davonflitzte. »Sieh mir in die Augen, Flame, und sag mir, dass du hier nicht den Tod suchst.«
»Ich würde mich ebenso wenig von Saunders töten lassen wie von Whitney.«
Er hielt sie noch eine Sekunde länger fest, schluckte schwer und nickte dann.
Sie schlenderte zu der Kreuzung hinüber, fand ein relativ trockenes Plätzchen und versuchte den Eindruck zu erwecken, sie sei dazu aufgelegt, ihren Spaß zu haben, während es in Strömen regnete und auf den Straßen grelle Neonreklamen durch den grauen Dunstschleier blinkten. Sie hatte, soweit sie es sehen konnte, überhaupt keine Konkurrenz. Das hieß, wenn sie mit ihrer Vermutung richtig lag und Saunders es dringend nötig hatte, seinen Frust abzulassen, würde sie die logische Wahl sein. Sie warf verstohlene Blicke auf ihre Armbanduhr. All die Tage, die sie darauf verwandt hatte, Saunders nachzuspionieren, zahlten sich jetzt aus. Sie kannte seine Gewohnheiten. Entweder sie würden innerhalb der nächsten Minuten kommen, oder heute Nacht lief nichts.
Scheinwerfer blendeten sie, als ein Wagen um die Ecke rauschte. Sie erkannte ihn als eines der Sicherheitsfahrzeuge, die Saunders benutzte. Er hat angebissen. Sehen wir mal, ob ich ihn an Land ziehen kann.
Werde mir bloß nicht zu selbstsicher, Flame.
Sie lugte unauffällig hinüber, weil sie sehen wollte, ob sie ihn entdecken konnte, aber wenn Raoul zum Jäger wurde, war keine Spur von ihm zu sehen.
Die Fensterscheibe glitt hinunter, und eine Hand forderte sie auf, zum Wagen zu kommen. Der Mann reichte ihr wortlos drei Hundertdollarscheine. Flame stieg ein, als
die hintere Tür geöffnet wurde. Niemand sprach mit ihr, während sie zu Saunders’ Anwesen fuhren. Die Männer sahen sie an und lachten hämisch, und sie spürte deutlich, dass sie sie einschüchtern wollten. Der auf dem Beifahrersitz hatte eine Hakennase. Er rieb sich den Schritt und grinste sie an.
Sie sah mitten durch ihn hindurch und dachte an Raoul. Sie fühlte ihn in ihrer Nähe und wusste, dass sie nur zu flüstern brauchte, und er würde sie hören. Wenn Raoul sie ansah, fühlte sie sich sexy. Wenn diese Männer sie ansahen, fühlte sie sich einfach nur schmutzig – und zornig. Als sie durch
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