Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
dass du deiner Großmutter erlaubt hast, sich in Gefahr zu bringen.
Du meinst, ich hätte die Sache in die Hand nehmen und in ihrem Interesse handeln sollen?
Sie zwang sich, tief einzuatmen, und beobachtete die zitternden Wände, bis sie allmählich wieder stillhielten. »Sag mir einfach nur, was Lily gesagt hat, und erzähl mir keinen Blödsinn.«
»Lily hat Eizellen beziehungsweise Spermien von uns allen gefunden. Die Eizellen sind mit einem Gefrierschutzmittel eingefroren worden, das speziell dazu entwickelt
wurde, sie vor Schäden während des Einfrierens und des Auftauens zu bewahren, und sie sind im Laboratorium der Whitney-Stiftung hier auf diesem Gelände in Tanks mit flüssigem Nitrogen eingelagert.«
»Weshalb hätte Whitney das tun sollen?«
Gator räusperte sich. »Lily sagt, sie fürchtet, Whitney stellt Untersuchungen zu Experimenten mit der zweiten Generation an.«
»Er stellt Untersuchungen zu Experimenten mit der zweiten Generation an?«, wiederholte Flame. »Hat sie es dir gegenüber so formuliert? Mein Gott.« Sie presste sich die Fingerspitzen gegen die pochenden Schläfen. »Wie hochwissenschaftlich sie das doch erkannt hat.«
»Du bist wütend auf mich, nicht auf sie«, rief er ihr leise ins Gedächtnis zurück.
Sie riss den Kopf herum. »Glaube bloß nicht, das könnte ich auch nur einen Moment lang vergessen.«
Ein kalter Schauer lief Gator über den Rücken. Sie würde Verrat nicht vergeben. Sie würde das, was er getan hatte, nie als einen Akt der Liebe ansehen – als eine Verzweiflungstat. Er hatte ihr genau das angetan, was Lily ihr einst angetan hatte. Er hatte von Anfang an gewusst, dass die Gefahr bestand, sie zu verlieren, aber er hatte sich an die Hoffnung geklammert, wenn es ihr wieder besser ginge, würde sie begreifen, dass es die einzige Möglichkeit gewesen war, ihr das Leben zu retten. Dieser Blick sagte ihm etwas ganz anderes. In dem Moment zerbröckelte seine Welt. Erschüttert hob er die Hand, um sein Gesicht zu bedecken. Er war für sie der Feind geworden.
Sie kommen, Gator, und sie kommen in Scharen. Wir werden dich hier draußen brauchen. Das war Kaden, ruhig und selbstsicher. Kampfbereit.
Wir waren uns darüber einig, dass ich mit Flame im Haus bleibe.
Es sind zu viele hier draußen. Wir brauchen dich auf der Stelle!
Gator schob jedes Gefühl beiseite und zwang sich, zu denken wie der Soldat, der er war. »Sie sind hier. Zieh dich an, Flame. Deine Messer sind in der obersten Schublade der Kommode dort drüben.« Er deutete mit der Hand darauf. »Im Schrank findest du ein halbautomatisches Gewehr und eine kleine Faustfeuerwaffe und ein paar Magazine zum Nachladen. Hol sie dir und mach dich bereit. Grandmère , tu, was Flame dir sagt. Komm ihren Anweisungen schleunigst nach, und verhalte dich absolut ruhig.«
Flame sagte kein Wort. Sie ließ ihr Krankenhausnachthemd auf den Boden fallen und riss die Schubladen auf, um sich etwas zum Anziehen zu suchen. Der Fiberglasgips an ihrem Arm war leicht und wesentlich kleiner als der ursprüngliche Gips, und dadurch war ihr Arm viel beweglicher. Sie zog sich ein Hemd über den Kopf und mühte sich mit ihrer Jeans ab. »Wo wirst du sein?«
»Sie brauchen mich draußen.« Er schlang seine Arme um Nonny. »Fürchte dich nicht, Grandmère . Flame wird nicht zulassen, dass dir etwas passiert.«
Nonny umarmte ihn ebenfalls. »Ich fürchte mich nicht. In meinem Alter findet man so etwas aufregend.«
Gator blieb einen Moment stehen und wollte noch etwas zu Flame sagen, ihr sagen, wie sehr er sie liebte, aber er fand keine Worte. Er sah sich an ihr satt, bevor er abrupt auf dem Absatz kehrtmachte und hinausging.
Er hörte Flames leises Flüstern hinter sich, als er die Tür schloss.
»Sie haben alle Einkäufe für unsere romantische Nacht selbst erledigt, nicht wahr, Nonny? Es war also doch nicht
Wyatt. Ich glaube nicht, dass Sie mir damit drohen sollten, mir den Mund mit Seife auszuwaschen.«
In Flames Stimme schwang eine Spur von Gelächter mit, auch wenn es vielleicht ein wenig gezwungen klang, aber das würde Nonny nicht hören. Sie würde nur hören, wie zuversichtlich und natürlich Flames Stimme klang. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er hatte sie verloren. Sie würde niemals in Panik geraten. Sie würde kämpfen bis zum letzten Atemzug, um Nonny zu beschützen. Sie war alles, was er sich jemals von einer Frau gewünscht hatte, was er sich vorgestellt oder erträumt hatte, und er hatte seine Chancen bei
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