Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
Schwellungen, die möglicherweise auf innere Blutungen hinwiesen. »Fils de putin.« Er fluchte wieder tonlos. Seine Hände legten sich um ihr Bein und hoben es auf seinen Schoß, als könnte er ihr wie durch Zauberhand den Schmerz nehmen.
»Hörst du mir zu?«
»Ich habe gehört, was du gesagt hast. Du brauchst einen Arzt, Flame.«
»Es ist mein Ernst. Ich kann das nicht noch einmal durchmachen. Ich meine es wirklich ernst.«
»Ich weiß. Was zum Teufel fangen wir mit deinem Bein an?« Seine Handfläche glitt über ihre Haut. Es war eine federleichte Berührung, kaum merklich, und doch fühlte sie es bis in ihre Knochen. »Ich bringe dich zu Grandmère . Sie kennt eine Heilerin. Die beiden sind schon seit Jahren eng miteinander befreundet.«
»Bring mich morgen hin. Heute Nacht kann ich niemanden um mich haben.« Ihre Brust schmerzte. Sie fühlte sich, als hätte jemand eine Zentnerlast auf sie fallen lassen. Ein Teil von ihr wollte laut schreien und nicht mehr damit aufhören, ein anderer Teil von ihr wollte die Welt mit Tränen überschwemmen, doch der schlimmste Teil von ihr, etwas Kaltes, Finsteres und Hässliches, wollte auf die Jagd gehen. »Hast du Lily gesagt, dass du mich gefunden hast? Sie ist diejenige, die dich auf mich angesetzt hat, nicht wahr? Wenn einer von euch es ihr gesagt hat, du oder dein Freund …«
»Lily weiß nicht, dass wir Kontakt miteinander hatten. Niemand hat es ihr gesagt. Falls Whitney noch am Leben ist und weiß, dass du dich hier aufhältst, dann hat er es nicht von einem von uns erfahren.«
Sie glaubte ihm. Sie glaubte so gut wie nie jemandem, nicht wirklich. Nicht restlos. Aber bei Raoul hatte sie fast das Gefühl, ihn sehr gut zu kennen, den echten Raoul, nicht denjenigen, den alle anderen sahen. Und, so wahr ihr Gott helfe, sie glaubte ihm tatsächlich. »Vielleicht bin ich einfach nur müde«, murmelte sie vor sich hin.
»Es war nicht deine Schuld, Flame. Du hast Burrells Tod nicht verursacht.«
»Woher willst du das wissen? Whitney ist zu allem fähig, sogar dazu, einen gütigen alten Mann nur deshalb zu töten, weil er das Endergebnis seines Experiments erfahren will. Im Lauf der Jahre muss er sich sehr verändert haben, wenn du glaubst, so etwas täte er nicht. Oder er hat diese Seite seiner Person gut verborgen.«
»Ich mochte ihn nicht besonders. Keiner von uns hatte viel für ihn übrig. Er war kalt. Unmenschlich.« Gator verlagerte ihr Gewicht so behutsam wie möglich, bis er nicht nur Flame, sondern auch sich selbst umgedreht hatte. »Leg dich hin.« Er wartete, bis ihr Kopf auf dem Kissen lag, bevor er eine Decke über sie zog. »Ich konnte nie verstehen, wieso Lily ihn geliebt hat. Sie wusste nicht, dass er nicht ihr biologischer Vater war. Sie hat es erst nach seinem Tod herausgefunden.«
»Er ist nicht tot.«
»Vielleicht ist er es nicht. In aller Aufrichtigkeit, du hast mich halbwegs davon überzeugt, dass der Mann noch existiert und jeden unserer Schritte aufzeichnet.« Gator schaltete die Lichter aus und streckte sich neben ihr auf dem Bett aus, wobei er es sorgsam vermied, ihr Bein zu berühren.
»Ich sollte fortgehen.«
Er hörte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Er wusste, dass auch sie es hörte. Proteste stiegen in ihm auf, eine kräftige Flutwelle des Widerspruchs. Diese Meinungsverschiedenheit bewirkte, dass die Wände pulsierten und leise vibrierten. Sie legte ihre Hand auf seine.
»Ich gehe nicht fort. Ich muss herausfinden, wer Burrell getötet hat. Ich wollte damit nur sagen, es wäre das
Gescheiteste, was ich tun kann. Und dann ist da auch noch Joy. Jemand hat ihr etwas angetan. Ich wünschte, ich könnte glauben, dass sie tot ist, aber ich glaube es nicht.«
In der Dunkelheit drehte er den Kopf und sah sie an. »Du glaubst nicht, dass sie tot ist? Warum? Was bringt dich auf den Gedanken, sie sei noch am Leben?«
Einem anderen hätte sie es nie erzählt. Unter gar keinen Umständen. Sie hätte es ins Grab mitgenommen, ohne es je einer Menschenseele zu erzählen. »Manchmal höre ich an gewissen Orten Echos von Geräuschen.« Sie wartete darauf, dass er höhnisch lachte. Hämisch reagierte. Sagte, sie sei übergeschnappt.
Er verschlang seine Finger mit ihren und zog ihre Hand auf seine Brust, direkt über sein Herz. »Sprich weiter.«
»Ich glaube, manchmal absorbieren Pflanzen Geräusche. In gewissen Pflanzen werden sie eingefangen, und ich kann sie hören.«
»Du glaubst, die Geräusche sind in den Pflanzen eingefangen?
Weitere Kostenlose Bücher