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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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zuvorkommende System hatte einen Versuch unternommen, die Fensterscheiben dunkel anlaufen zu lassen, doch Enya hatte es ihm untersagt und ihr Gesicht wie eine Blume dem Morgenlicht entgegengestreckt, obwohl der Himmel wolkenverhangen war. Auf den Tellern lagen dampfende Pfannkuchen, denen Enya mit Marmelade Augen und einen Lachmund sowie eine Erdbeere als Nase verpasst hatte. Es schmeckte vorzüglich, wie alles, was dieses Menschenkind in der Küche zauberte, obwohl Zarah ihrer Schwester schon tausendmal gesagt hatte, sie solle sich damit nicht abrackern, sondern sich schonen. Zumal Kochen eine wirklich sinnlose Tätigkeit war, wenn man mit einem Klick alles bestellen konnte, was das Herz begehrte.
    Zugegeben, außer Pfannkuchen mit lachendem Marmeladenmund.
    Durch die Wohnung schallte der Türklingelton und ein Hinweis der Rezeption auf einen Besucher, der sich nicht identifizieren wollte, jedoch das Abzeichen der Aufseher im Dienst trug. Zarah schaute zur Wanduhr auf. Merkwürdig. Die Ausgangssperre hatte schon längst begonnen.
    Sie stopfte sich ein weiteres Stück Pfannkuchen in den Mund und hastete in den Flur. Der Monitor übermittelte das Bild der Überwachungskamera vor dem Aufzug – einen Teil des Kopfes mit dunklem Haar. Mehr nicht.
    Ash?
    Sie schluckte den Bissen hinunter und beeilte sich, den Einlass zu bestätigen. Kurz darauf glitten die Türen des Aufzugs auseinander.
    Nein, nicht Ash.
    Die linke Wange ihres Besuchers zierte tatsächlich das Zeichen der Aufseher im Einsatz: das Gjallarhorn auf eigelbem Hintergrund mit zwei stilisierten Blitzen. ›Da geht die Post ab‹, hatten die Menschen darüber früher gelacht. Jetzt lachten sie schon lange nicht mehr. Sie musterte die wohlproportionierten Züge, die nur ein schiefes Nasenbein verunstaltete, dieses zum Erbrechen schöne Gesicht.
    Verdammt.
    Gallagher.
    Lästermäuler behaupteten, er hätte sich die Nase eigenhändig gebrochen, um es überhaupt an die Akademie zu schaffen. Denn für einen Dämon mit einem solchen Äußeren gab es nur ein Gewerbe, in dem er hätte tätig werden können.
    »Was tust du vor meiner Tür?« Sie holte tief Luft. »Troll dich! Du hast hier nichts verloren.«
    Zwei Jahre hatte sie ihn nicht gesehen. Zwei Jahre hatte sie gebraucht, um seine Stimme zu vergessen und dieses weiche, tiefe Timbre nicht in jedem Geräusch zu hören, das sie in einem verträumten Augenblick überraschte. Zwei Jahre, und alles war wieder da – der Schmerz, die Wut, die vielen unschönen Worte, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte.
    »Du hast da … Marmelade.« Gallagher wischte ihr mit dem Daumen über den rechten Mundwinkel, und die Berührung erinnerte sie daran, wie sehr sie ihn einst gemocht hatte. Ihn und all seine anderen Berührungen.
    So lange, bis Ash ihr die Augen geöffnet und sie zur Vernunft gebracht hatte.
    »Danke, zu freundlich, dass du vorbeigekommen bist, um hier die Serviette zu spielen. Tschüss!« Sie betätigte die Sperrtaste, ließ die Türen vor seiner Nase zugehen und schickte den Aufzug nach unten. Was wollte er hier? Wenn Gallagher vor ihrer Tür auftauchte, dann sicherlich nicht ohne Grund.
    Und nicht meinetwegen.
    Enya trat in den Flur, mit der Gabel und dem Teller in der Hand. Den Pfannkuchen hatte sie noch nicht angerührt. »Wer war das?«
    »Ich wünschte, das wären die Zeugen Thors gewesen, die immer wissen, wo der Hammer hängt.«
    Sie hörte den Aufzug nach oben kommen . Auf dem Monitor erschien das Gesicht des Concierge. »Tut mir leid, Serra, aber ich muss ihn zu dir hochschicken. Er hat den Bescheid des Ordnungsamtes.«
    Sie machte eine ärgerliche Geste, die der Monitor als erneute Aufforderung wertete, den ungebetenen Besucher aus dem Aufzug zu lassen.
    »Was jetzt?«, knurrte sie, als die Türen sich öffneten. »Habe ich einen Milchbart?«
    Er stellte ein Bein vor den Lichtsensor, damit die Tür sich nicht wieder schließen konnte, und reichte ihr einen Einsatz- PDA . »Die Arbeit ruft.«
    »Lass mich raten. Zu viel zu tun, und du schaffst es nicht zu den Speed-Datings mit den Eintageselfen? Vergiss es.«
    »Es ist unser Einsatz, du Dornenzunge.«
    »Ich bin noch eine Woche lang im Erholungsurlaub, du Kurzmerker. Abgesehen davon: Seit wann nimmst du an operativen Einsätzen teil? Bei deinem Aussehen kann man dich doch nicht auf die Welt loslassen.«
    Obwohl seine Miene ernst blieb, stieg in seinem Blick Wärme auf, als würde er nur mit seinen Augen lächeln, sie sogar an lächeln. »Die Welt wird

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