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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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damit klarkommen müssen. Wegen der internen Untersuchungen sind wir total unterbesetzt.«
    »Ich arbeite mit Ash zusammen. Nicht mit dir.«
    »Ich fürchte, dir bleibt nichts anderes übrig, als meine Anwesenheit zu ertragen.« Er deutete auf den PDA , und diese eigenartige Wärme schlich sich auch in seine Stimme ein. »Das Ganze ist eine wichtige Angelegenheit. Am besten, du stellst dabei keine Dummheiten an. Nase zu und runter mit dem Brei. Denkst du, du schaffst das? Wenigstens ein einziges Mal?«
    Wie konnte er nur!
    ›Nase zu und runter mit dem Brei‹, das war Ashs Spruch, zum ersten Mal vorgetragen, als sie sich weigerte, den Fraß in der Mensa auch nur anzurühren. Danach hatte er es jedes Mal gesagt, wenn ihnen einer von diesen besonders schweren Aufträgen bevorstand. Den Satz aus Gallaghers Mund zu hören kam einer Lästerung gleich.
    Sie rief die Akte auf den Bildschirm, ohne hinzuschauen. »Wie lautet der Auftrag?«
    »Eliminierung des Zielobjekts. Keine große Sache, es geht nur um einen Menschen.«
    »Und wofür brauchst du mich? Zum Anfeuern? Ich bin nicht dein Cheerleader.« Sie warf einen flüchtigen Blick auf das Foto in der Akte.
    Starrte es unverwandt an.
    Eliminieren. Das Wort und das Bild fügten sich langsam in ihrem Verstand zusammen, und sie begriff: Wünsche gingen nicht in Erfüllung, nur weil man irgendeine bescheuerte Kerze ausblies.
    »Das … das ist doch … Tissan Brandner!«
    »Ich weiß.« Mit einem Schlag war Gallaghers Ton kühl und unerbittlich. »Du wirst es kaum für möglich halten, aber ich kann durchaus lesen, Dornenzunge.«
    »Aber er ist Ashs Zwilling!«, rief sie und merkte erst einige Sekunden der Stille später, wie weh ihr der Hals von ihrem verzweifelten Aufschrei tat.
    Sie schluckte schwer, schmeckte keine Erdbeeren, keine Pfannkuchen mehr. »Das muss ein Irrtum sein. Egal, was dieser Mensch verbrochen hat, wenn er getötet wird, wird Ashriel unter Umständen auch umkommen. Zumindest aber wäre er ziemlich geschwächt und kaum mehr in der Lage, seinem Job als Ordnungsaufseher nachzugehen.«
    Eliminierung des Zwillingsbruders … Interne Untersuchungen … Ash! Es wurde gegen Ash ermittelt!
    Ihr wurde schwindelig. Wie hatte das passieren können? Wieso war sie davongekommen und er nicht? Warum musste er für ihre Taten büßen?
    Du bist schuld. Du allein , pochte es in ihren Schläfen. Ohne dich würde er unbeschwert sein Leben leben.
    »Befehl ist Befehl.«
    Sie spürte eine schwere Hand auf ihrer Schulter, entzog sich ihr.
    »Komm jetzt, bringen wir es schnell hinter uns.«
    »Aber es ist Tag!«
    »Selbstverständlich haben wir eine Ausnahmegenehmigung.«
    Du bist schuld . Die drei Worte zermalmten ihren Verstand. Du allein.
    Sie merkte noch, wie sie nickte. Wie sie sich abwandte und den PDA fallen ließ.
    Danach musste sie die Treppe hochgestiegen sein, denn auf einmal stand sie im Bad, mit klopfendem Herzen und zittrigen, feuchten Händen.
    Eine Fremde starrte sie aus dem Spiegel an. Ein junges Mädchen mit einem spitzen Gesicht, milchweißer Haut und trüben grünen Augen, unter denen dunkle Schatten lagen.
    Du. Bist. Schuld.
    Zarah beobachtete, wie die Fremde nach einer Schere griff und ihr das lange rote Haar abschnitt. Büschel für Büschel fiel es auf das kalte graue Gestein.

4
    »Zarah, Zarah!«
    Sie schüttelte den Kopf, aber diesmal flog ihr nichts mehr ums Gesicht. Mit bebenden Händen sammelte sie die Haarbüschel vom Boden auf. Es war höchste Zeit nachzudenken.
    Tissan sollte eliminiert werden. Das ließ sich auch als gutes Zeichen werten. Demzufolge befand sich Ash noch auf freiem Fuß. Und sie konnte ihnen vielleicht beiden helfen – dem Menschen und dem Dämon.
    Die Haare piekten ihr in die schweißfeuchten Handflächen.
    Sie musste Tissan warnen, ihm eine Gelegenheit zur Flucht verschaffen. Gallagher durfte den jungen Mann nicht erwischen.
    »Zarah, Zarah!« Enya klopfte gegen die Badtür. »Zarah, hörst du mich? Was ist denn los?« Das Klopfen brach ab, und ein übertrieben schweres Seufzen erklang in der Stille. »Ich habe keine Ahnung, was in sie gefahren ist.«
    »Mach dir nichts draus, ich bin Kummer gewohnt.« Gallaghers unerschütterlich gelassene Art bescherte Zarah Gänsehaut. »Viele Dämonen verspüren das Bedürfnis, sich zu übergeben, wenn sie mein Gesicht sehen.«
    Sie konnte beinahe hören, wie Enya lächelte, und musste tatsächlich würgen.
    »Vor Menschenfrauen hättest du dich überhaupt nicht retten können. Du siehst

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