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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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wesentlich besser. Sie sollte ihre Freundin werden. »Ich meine …«
    Bei ihrem nächsten Handgriff schwang die Tür auf. Der Straßenbelag flog unter ihr vorbei. Links – eine Reihe etwa sechsstöckiger Gebäude mit großen Bogenfenstern in den ersten Geschossen. Rechts – kahle Bäume, etwas Freifläche und Metallleiber mehrerer vor langer Zeit gestrandeter Busse vor einem halbrunden, gläsernen Bau. Wie hell, diese Nacht, nach der vollkommenen Finsternis des Gefangenentransporters.
    »Spring!« Es war Alessa, die sie plötzlich packte und zusammen mit ihr aus dem langsamer werdenden Wagen stürzte. Der Aufprall auf dem Asphalt durchfuhr ihre Eingeweide, als hätte sie sich die Beine in den Bauch gerammt. Gleich darauf bohrte sich Alessas Ellbogen in ihr Zwerchfell und presste beinahe die ganze Luft aus ihr heraus. Die Fesseln verhedderten sich, ihre Arme wurden zur Seite gezerrt. Schwer atmend lagen sie einen Moment da.
    Der Wagen bremste mit quietschenden Reifen. Der Fahrer kletterte heraus, die Pistole im Anschlag. Zarah rappelte sich hoch und zog das Menschenmädchen auf die Füße. Sie wollte gerade Kieselsteine aus der Tasche holen, die den Wachmann, ebenfalls einen Verwandelten, ablenken würden, da griff Alessa nach dem Schmuck mit Sternchen und Plastikperlen, der um ihren Hals baumelte. Die Schnur riss, als sie daran zog, um den Tand dem Fahrer entgegenzuschleudern. Der Mann drückte auf den Abzug, doch seine Aufmerksamkeit galt bereits den glitzernden Sternchen und hüpfenden Kügelchen zu seinen Füßen, und der Schuss verletzte nur das Schweigen der Nacht.
    »Los!« Zarah zog an der Kette. Zusammen rannten sie zu den Bussen und dem gläsernen Bau. Falsche Richtung. Keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Ihre stolpernden Gestalten müssten wie auf einer Handfläche zu sehen sein, besonders für einen Verwandelten.
    Ein Blick über die Schulter – der Mann kroch noch auf dem Boden und zählte die Perlen. Musste sie zählen, ein Verwandelter konnte nicht anders. Ein paarmal würde er bestimmt durcheinanderkommen und von vorn anfangen, doch lange konnte ihn diese unfreiwillige Glitzerkram-Inventur nicht mehr aufhalten.
    Bereits nach kurzer Zeit begann Alessa vor Anstrengung zu japsen. Menschen! »Ist Joggen nicht deine Lieblingsdisziplin?«
    Endlich hatten sie die Busse erreicht und rannten an dem Gebäude vorbei, dessen Vordach, von Metallsäulen gestützt, wie ein gläserner Flügel in die Nacht ragte.
    Weiter, weiter! Noch hielt das Adrenalin sie aufrecht, noch trotzte sie dem Gift des Verwandelten. Aber wie lange würde es ihr gelingen, das aufsteigende Rauschen in ihren Ohren zu ignorieren, das Flimmern vor ihren Augen, als hellte sich die Nacht wie durch einen Dimmschalter auf, um sich sogleich wieder zu verdunkeln?
    Nach einer halben Ewigkeit schälte sich aus der Nacht das Gebäude des Hauptbahnhofes, ohne dass ihr bewusst war, es als Ziel anvisiert zu haben. Zarah taumelte mehr, als dass sie rannte. Anscheinend führte Alessa sie.
    Piazzollas Oblivion wehte ihnen entgegen, in Form des wehmütigen und samtigen Klangs eines Celloquartetts. Eine wunderschöne Melodie, wenn sie nicht nach genau 13 Takten abbräche, um von vorn zu beginnen. Ein Überbleibsel aus den Zeiten vor dem Ende der Welt, als sich durch die Lautsprecher des Bahnhofs klassische Musik auf die Passanten ergoss.
    Zu dem Celloquartett gesellte sich eine eindringliche Stimme, die in der Dunkelheit predigte. Bald hatte sich ihre Quelle als ganz und gar nicht magischer Natur offenbart: Ein Mann, unauffällig in saubere Jeans und Pullover gekleidet, tigerte vor der Turmuhr an der Westfront des Gebäudes hin und her. In dem einen Arm trug er ein mannshohes Holzkreuz, während er mit dem anderen wild gestikulierte. »Verdammnis wird über euch kommen, die ihr blind und taub für die Worte Gottes bleibt. Wenn sich der Schlund der Hölle auf Erden auftut, dann werdet ihr begreifen, dass alles wahr ist, was in der heiligsten aller Schriften geschrieben steht!«
    Zarah wollte an ihm vorbeihuschen, doch er fuhr herum und holte mit seinem Kreuz aus.
    »Weiche, du Dämon!«, brüllte er und jagte ihr hinterher. »Exorcicamus te, omnis immunde spiritus, omnis Satanica potestas …«
    Sie duckte sich unter dem Kreuz hindurch. »Welchem Überwachungslager ist der bloß abhandengekommen!«
    Der Mann packte Alessa an der Hand. Nicht auch das noch!
    »Lass sie in Frieden! Sie ist ein Mensch!« Zarah entriss ihm das Mädchen und zog es mit sich zum

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