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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Eingang. Erst dort bemerkte sie einen orangefarbenen Zettel in Alessas Faust. »Was ist das?«
    Das Mädchen faltete das Papier auseinander und hielt es ihr entgegen. Zeus liebt dich , prangte verheißungsvoll auf dem Blatt.
    »Ach das. Ich wusste gar nicht, dass dem Olymp dieses Jahr Wahlen bevorstehen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Schmeiß den Müll weg.«
    Zusammen bahnten sie sich einen Weg durch die Trümmer, Schlafstellen aus stinkendem Stroh und Bündel mit der letzten Habe der Verstoßenen. Ab und zu stolperten sie über den einen oder anderen Körper und ernteten ein Murren – wenn darin noch etwas Leben schlummerte. Obdachlose, Süchtige, Punks und Menschen, die nicht weiterwussten, zogen sich hierher zurück. Sie blieben nicht lange dieselben. Der Hauptbahnhof war auf dem alten Friedhof Vor dem Steintor errichtet worden; nun stiegen die hungrigen Geister nach und nach empor, um in die verwahrlosten Menschen zu schlüpfen. Die herrschenden Dämonen duldeten diesen Abschaum. Abgesehen von obligatorischen Razzien, ließ man die Besessenen und Geächteten in Ruhe.
    Eine letzte Zuflucht. Ein Ort ohne Ausweg.
    »Wenn ich irgendwann am Ende bin, dann lande ich auch irgendwo hier.«
    Alessas Händedruck holte Zarah in die Gegenwart zurück. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie stehen geblieben war. Aber jetzt besann sie sich. Dieses Schicksal durfte Enya und sie nicht ereilen; dafür würde sie sorgen. Jetzt erst recht. Zielstrebig durchquerte sie die Wandelhalle und steuerte auf den Eingang zur ehemaligen U-Bahn zu.
    »Was hast du vor?«, fragte das Mädchen, das neben ihr hereilte.
    »Unsere Spuren zu verwischen. Die Menschen da unten werden uns Deckung geben. Zumindest für den Moment.« Wie lange er auch dauern mochte.
    An dem Durchgang zur tiefer liegenden Station, unter dem schiefen Schild ›Niendorf Nord‹, säuberte sich ein Punk mit der Spitze eines Messers die Fingernägel. Neben ihm döste auf der Pappe ein zotteliger Hund mit mehreren kahlen Stellen im Fell, an denen seine graue Haut zu sehen war.
    Sie hielt vor dem Punk an. »Hey, gib mal das Messer her.«
    Er hob seinen trüben Blick, und es dauerte einige Sekunden, bis er etwas halbwegs Verständliches durch seine schlaffen Lippen gezwängt hatte: »Verpiss dich, du …«
    Sie schmetterte ihm ihre Faust in die Zähne und schnappte sich das Messer, bevor es auf dem Boden auftraf. »Danke. Warum nicht gleich so? Für lange Diskussionen habe ich echt keine Zeit.«
    Der Hund riss die verkrusteten Lider auseinander, als sein Herrchen neben ihm niedersank und Blut auf die Fliesen keuchte.
    »Komm.« Sie schob Alessa zur Seite. Zuerst brach sie die Gehäuse ihrer Armfesseln auf, so, wie Abbas es ihr gezeigt hatte, und setzte die Elektronik darin außer Gefecht. Dann presste sie das Mädchen bäuchlings gegen die nächste Wand und schlitzte mit dem Messer seine Kleidung auf. Das T-Shirt und das verschlissene Jeansjäckchen boten der überraschend scharfen Klinge kaum Widerstand.
    »Was tust du da?« Alessa reckte den Hals. »Nein!«
    »Halt still.« Sie tastete zuerst über das rechte, dann über das linke Schulterblatt, bis sie eine winzige Wölbung unter der Haut spürte. »Dachte ich es mir doch. Es ist ein Chip, mittels dessen man uns orten kann, wenn die Armbänder versagen. Achtung – jetzt.«
    Schon ritzte die Klinge die Haut auf.
    Der Geruch von Blut erfüllte ihre Nase. Wie gebannt beobachtete sie die zähe, dunkle Flüssigkeit, die Alessas blassen Rücken entlanglief.
    »Bist du irre? Was machst du da?«
    Zarah schreckte zurück. Ich habe doch nicht wirklich darübergeleckt, oder? Nein, das hätte ich unmöglich … Sie schluckte krampfhaft und … schmeckte nichts Falsches.
    Aber was war schon richtig, was falsch?
    Reiß dich zusammen! Sie konzentrierte sich darauf, aus der Wunde den kleinen, zylindrischen Körper herauszupulen – den Transponder.
    »So. Fertig.« Sie drehte Alessa um und zeigte ihr den Fund auf ihrer Handfläche. »Jetzt du. Ich trage ganz sicher auch einen.«
    Sie beobachtete, wie Alessa das Messer nahm und die blutige Klinge in der Hand drehte. Der Geruch lockte und reizte sie, versprach Kraft und Leben. Sie wandte sich rasch um und presste ihre Stirn gegen die geflieste Wand. »Fang endlich an.«
    Die Schmerzen werden deinen Verstand schon klären, Zarah. Aus irgendeinem Grund hörte sie die Stimme ihres Erzeugers, sah ihn im Tribunal an dem Tisch sitzen, dann den glühenden Stab in seiner Hand, der auf ihr Gesicht

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