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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Hatte er heimlich den Namen der Acoma verflucht, in dem Augenblick, da er sich in sein Schwert stürzte? Mara spürte Kälte in sich aufsteigen. Vielleicht war alles vorherbestimmt, und ihre zwei übriggebliebenen Kinder würden wie Ayaki sterben, als Shahn-Figuren geopfert im Spiel des Rates.
    Maras Schultern bebten, als sie ein Schluchzen unterdrückte. Im Laufe der Jahre hatte jeder Schritt im Großen Spiel den Einsatz höher geschraubt. Jetzt würde nichts weniger als der Thron des Kaisers die Sicherheit ihrer Familie garantieren. Um ihre Kinder zu schützen, mußte sie die Geschicke des Kaiserreiches in eine neue Richtung lenken und jahrhundertealte Traditionen beiseite schieben. Sie fühlte sich zerbrechlich und verletzlich, und das Gefühl tiefer Verzweiflung wollte nicht von ihr weichen. Doch als sie gerade darüber grübelte, ob sie ihre Kinder auf dieser Seite des Rads des Lebens wiedersehen würde, wurde sie von Saric unterbrochen, der mit einer geliehenen Rüstung für sie zurückkehrte.
    »Mylady?« fragte er weich. »Wir müssen uns beeilen. Der nächste Cho-ja-Stock ist eineinhalb Tagesmärsche entfernt. Wenn wir Kentosani noch früh genug erreichen wollen, dürfen wir keine Sekunde verlieren.«
    Ihr Berater trug selbst eine Rüstung, wie Mara registrierte. Aufmerksam fing er ihren überraschten Blick auf, als er sich neben sie kniete, um ihr beim Anlegen der einzelnen Teile zu helfen. »Ich war einst ein Soldat«, erinnerte er sie. »Ich kann es wieder sein – ich habe immer mal wieder ein bißchen mit dem Schwert geübt. Das könnte sich als Vorteil erweisen. Eine kleine Kompanie schnell marschierender Krieger wird vielleicht weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen, als wenn sie von einem Mann begleitet würde, dessen Roben von seinem hohen Amt künden, denkt Ihr nicht?«
    Sarics Angewohnheit, laut zu denken und das Ganze als Frage zu formulieren, lenkte ihre Gedanken von unlösbaren Problemen ab. Trotz ihrer Sorgen mußte sie antworten, und sie gestand ihm die Weisheit einer solchen Verkleidung zu.
    »Mögen die Götter uns schützen, möglicherweise werden wir ein zusätzliches Schwert benötigen, bevor alles vorüber ist.« Saric widmete sich fachmännisch den Schnallen von Maras Brustplatte, während der Wasserjunge der Kompanie seine Runden machte und Wasser verteilte – ganz so wie während einer gewöhnlichen Rast.

    Lujan glitt von dem Cho-ja herab; sein Körper hinterließ Spuren auf dem staubigen Rückenpanzer. Während er noch seine steifen Muskeln streckte und dehnte, wurde er von den schnellen Reaktionen der Wache vor dem Kommandozelt überrascht.
    »Wo ist der Zweite Kommandeur Irrilandi?« krächzte der Kommandeur der Acoma mit ausgetrockneter Kehle. »Ich bringe Befehle von Lady Mara.«
    Der diensthabende Patrouillenführer kam atemlos herbei; er hatte den Cho-ja ins Lager rasen sehen. Nach einem Blick auf den erschöpften Kommandeur bot er Lujan einen Platz auf einem Kissen im Schatten an. »Irrilandi ist mit einer Erkundungspatrouille unterwegs. Es hat unter Jiros Truppen Bewegung gegeben, hieß es. Er wollte sich selbst einen Überblick verschaffen«, faßte er zusammen.
    »Schickt Euren schnellsten Läufer aus, um ihn zurückzuholen«, befahl Lujan. Diener, die von den Wachen aus dem Kommandozelt herbeigeholt worden waren, brachten kühles Wasser und Tücher. Lujan nahm das Getränk, dann winkte er sie fort, damit sie sich um den Cho-ja kümmerten, der ihn hierhergetragen hatte. Seine Stimme klang jetzt kräftiger, als er den ersten Staub fortgespült hatte. »Sorgt dafür, daß der Cho-ja erhält, was immer er benötigt.«
    Die Diener verneigten sich und gingen, um sich um den Cho-ja zu scharen. Lujan rieb sich die schmerzenden Muskeln an der Hüfte; er sprach schnell, und wie ein Strudel in einer tiefen Strömung geriet das Lager rings um ihn in Bewegung.
    Während Läufer davonstoben, um ein Treffen der Offiziere einzuberufen, und damit begannen, einen Heeresappell durchzuführen, rief Lujan den hochrangigsten Krieger in greifbarer Nähe zu sich und feuerte eine ganze Ladung Fragen auf ihn ab.
    Die Antworten des Offiziers waren direkt, und als er mit der Schwertspitze die Aufstellung der feindlichen Truppen nachzeichnete, erkannte Lujan auch das größte Problem, das Irrilandi beschäftigte.
    »Jiros Truppen haben sich versammelt, um loszumarschieren«, schloß er.
    »Ihr seht das also genauso.« Die besorgten Blicke des Offiziers ruhten auf den Händen des Kommandeurs, der

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