Tag der geschlossenen Tür
Rechner und ließ sich auf dem Schreibtischstuhl davor nieder. Er aktivierte den Bildschirm, der automatisch zum Leben erwachte. Das Emailprogramm zeigte eine empfangene Nachricht an. Email für Emil. Emil wagte kaum zu atmen, als er die Tasten zum Öffnen der Email drückte. Die Nachricht poppte auf: » Hallo, Emil. Wie geht es Dir? Ich weiß, dass Du einsam bist. Mach Dir keine Sorgen, jeder Topf findet auch mal einen Deckel. Ich finde Dich total süß, und ich möchte Dich bald ›näher‹ kennenlernen. Du musst Dich nur ein wenig gedulden. « Emils Hände zitterten. So eine Email hatte er noch nie bekommen. War es ein Mann, der ihm schrieb, oder eine Frau? Und um was ging es bloß? Als er zum Fenster lief, sah er, dass im Wohnungsblock gegenüber ein Licht brannte. Es war das Licht der schönen Nachbarin. Nackt stand sie hinter dem durchsichtigen Wohnzimmervorhang und duschte sich ab. Sie seifte sich langsam ein, immer wieder nahm sie einen Schluck Whisky aus der Flasche und ein paar genüssliche und verführerische Züge von einer Zigarre. Wie schön sie aussah in ihrer reifen Schönheit. Wieso war sie jetzt schon wach? Vielleicht wegen Emil? Sie warf einen kurzen Blick zu Emil rüber. Hatte sie ihm zugezwinkert? Kicherte sie ihn gerade an? War sie es, die ihm geschrieben hatte? Klärte sich so das ganze Rätsel auf?
In diesem spannenden Stil, mit modernen Medien-elementen, etwas Kriminalität, aber auch Erotik arbeitet nicht nur diese Stelle, sondern das gesamte restliche Buch.
Wenn Sie mehr erfahren wollen, nehmen Sie bitte Kontakt zu mir auf. Wenn Sie kein Interesse haben, teilen Sie es mir bitte auch mit, damit ich Ihre Meinung erfahre. Und wenn Sie das Buch nicht veröffentlichen wollen, wäre ich Ihnen dankbar, mir die Mail mit dem Manuskript zurückzuschicken oder von Ihrem Computer zu löschen.
Ihr Michael Sonntag
So weit meine Bewerbung beim Coppenrath Verlag. Ich habe sie vor einer Woche abgeschickt, und nun liegt die Reaktion in meinen Händen. Gespannt öffne ich den Antwortbrief. Wird es wieder eine Standardantwort sein, oder gibt es zur Abwechslung mal ein paar persönliche Worte?
Sehr geehrter Herr Sonntag,
wir bedanken uns sehr herzlich für Ihr Manuskriptangebot »Email für Emil«. Wir freuen uns sehr über Ihr Interesse am Coppenrath Verlag.
Ihre Leseprobe haben wir mit großem Interesse geprüft. Zu unserem Bedauern müssen wir Ihnen jedoch mitteilen, dass wir leider keine Möglichkeit für eine Veröffentlichung in unserem Hause sehen, da sich Ihr Manuskript nicht optimal in unser Verlagsprogramm einfügt. Bitte lassen Sie sich durch unsere Absage nicht entmutigen, denn vielleicht passt Ihre Idee zu einem anderen Verlag. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir bei der Vielzahl an Manuskripten, die uns täglich erreichen, keine detaillierte Begründung für unsere Absage geben können.
Es tut uns außerordentlich leid, Ihnen keine positivere Nachricht zukommen lassen zu können, und wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Suche nach einem geeigneten Verlag.
Mit freundlichen Grüßen aus Münster
Krista Streuber
Lektorat Coppenrath Verlag
Schade, wie gewohnt eine Standardantwort. Immerhin haben sie meinen Titel in die Betreffzeile übernommen, das erzeugt den Eindruck von Kenntnis und Verbindlichkeit. Auch die offensichtliche Lüge mit dem »großen Interesse« und der leider unoptimalen »Einfügung in das Verlagsprogramm« gefallen mir gut. Dafür hat es sich schon gelohnt. Nur selten gibt es ein paar persönliche Zeilen, nur selten macht sich jemand in den Verlagen die Mühe, auf den gestapelten Schwachsinn zu reagieren, der da jeden Tag pfundweise in die Lektorate regnet, in Papier gebündelte Hoffnungen auf Erlösung aus der Gleichförmigkeit, zu groß ist die Schar der Idioten da draußen, und ich bin nur einer von ihnen. Die armen Lektoren, was für ein Leben …
Gegen den Strich
E s ist Montag, ich habe nichts zu tun. Nowak ruft auch nicht an. Das »Restaurant vier Tafeln« hat heute Ruhetag. Gegen Nachmittag mache ich mich an die Arbeit, die Fenster meiner Wohnung mit buntem Seidenpapier zu verkleben. Das triste Licht der Wirklichkeit soll mich nicht weiter durch diese Scheiben besudeln und beleidigen. Ich schneide ungegenständliche Formen aus dem Material und klebe sie auf das Glas. Die Arbeit nimmt mich ganz gefangen, ich arbeite still vor mich hin, denke nicht, bin einfach nur Klebender. Der erhebende Klebende. Der die
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