Tage wie in einem Rausch
abends tun? Missmutig betrachtete sie den Fernseher, der in einer Ecke stand, griff nach der Fernbedienung und schaltete ihn ab. Im Bett versuchte sie zu lesen, doch die Worte schienen keinen Sinn zu machen.
Sie hatte Jed klargemacht, dass sie ihren eigenen Willen hatte, dass sie nicht nach seiner Pfeife tanzen um ihr Leben mit einer Lüge verbringen würde. Und sie war vor einer unerträglichen Situation geflohen.
Denn nichts anderes war diese Reise nach London: eine Flucht. Doch vor Jed konnte sie nicht fliehen, nicht, solange er noch tief in ihrem Herzen war.
7. KAPITEL
Elena legte die goldgefassten Diamantohrstecker an, die genau zu ihrem Armband passten. Beides war ein Hochzeitsgeschenk von Jed, und sie würde sie auf Netherhaye zurücklassen, wenn alles vorbei war.
Heute trug sie den Schmuck nur, weil er perfekt zu ihrem Kleid passte.
Sie trat zurück und betrachtete sich im Spiegel. Ja, sie sah gut aus.
Ihr Bauch war immer noch flach, obwohl Dr. Greenway ihr heute bei der Untersuchung versichert hatte, dass ihre Schwangerschaft sich bald zeigen würde.
Im Moment jedoch betonte das kurze champagnerfarbene
Satinkleid ihre schlanke Figur und ihre langen Beine. Die schmalen Träger und der tiefe Ausschnitt ließen ihre Brüste voller erscheinen, oder lag das an ihrem Zustand?
Das lange goldschimmernde Haar fiel ihr offen über die Schultern, und auch an ihrem Make-up gab es heute ausnahmsweise nichts auszusetzen. Sie sah aus wie eine weltgewandte, attraktive Geschäftsfrau, und genau das bezweckte sie.
Zum Glück rebellierte ihr Magen heute Abend nicht.
Jed würde sie zur Preisverleihung begleiten. Sogar sie musste zugeben, dass es seltsam aussehen würde, wenn er es nicht täte. Als er ihr erzählte, dass er eine Suite in dem Hotel gebucht hatte, in dem auch die Zeremonie stattfinden sollte, wollte sie zuerst einen Rückzieher machen. Doch er sagte kalt: "In deiner Aufmachung wirst du sicher nicht den ganzen Weg nach London fahren wollen, geschweige denn mitten in der Nacht zurück. Die Suite hat zwei Schlafzimmer und einen Wohnraum, deshalb werden wir uns nicht ins Gehege kommen."
Also würde sie den gemeinsamen Abend auch ohne Catherines und Ediths Anwesenheit überstehen. Sie fühlte sich stark genug dazu.
Sein kurzes Klopfen an der Schlafzimmertür sagte ihr, dass es Zeit sei, zu gehen. Elena schlüpfte in ihre hochhackigen Pumps und straffte die Schultern. Sie freute sich nicht auf diesen Abend, doch irgendwie würde sie ihn überstehen.
Jed wartete im elegant möblierten Wohnzimmer auf sie. Er ließ den Blick über ihre Gestalt gleiten, und sie sah, wie er die Lippen zusammenpresste.
"Du siehst wunderschön aus, Elena."
"Danke." Elena nahm sein Kompliment als reine Höflichkeitsfloskel. Sie hätte es zurückgeben können, aber lieber hätte sie sich die Zunge abgebissen.
Er war von Natur aus attraktiv, doch in seinem schwarzen Abendanzug sah er einfach umwerfend aus. Männlich und gleichzeitig sehr unnahbar. Er würde ihre Sinne in Aufruhr bringen, wenn sie es zuließ.
Als sie nach ihrer Abendtasche griff, fiel ihr Blick auf das goldene Armband, sein Hochzeitsgeschenk, und Verzweiflung stieg in ihr auf.
Doch sie kämpfte energisch dagegen an. Und dann sagte Jed mit rauer, ernster Stimme, die sie kaum als seine erkannte: "Glaub mir, wie immer es heute Abend auch ausgehen mag: Ich bin stolz auf das, was du erreicht hast."
Sie nickte kurz und blinzelte wütend die Tränen weg. Warum hielt er nicht den Mund? In dieser furchtbaren Situation schmerzten solche Worte von ihm zu sehr.
Sie würde nicht schwach werden und weinen! Er wusste genau, wie er sie verletzen konnte. Obwohl er es jetzt wahrscheinlich nicht so gemeint hatte.
Er merkte nicht, wie weh er ihr tat, wie verzweifelt sie sich wünschte, alles wäre wie früher, und wie sehr sie dagegen ankämpfte.
Sie biss sich auf die Lippe, während sie zum Lift gingen, und Jed tadelte sie sanft: "Wenn du das noch länger machst, musst du gleich neuen Lippenstift auflegen." Als der Fahrstuhl hielt, nahm er ihre Hand beruhigend in seine. "Du brauchst nicht nervös zu sein. Ich drücke dir die Daumen. Auch wenn ich kein Kenner des Genres bin deine Bücher habe ich gelesen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgend jemand dich übertrifft!"
Sie brachte kein Wort heraus. Er war nur so nett zu ihr, weil sie in der Öffentlichkeit das glückliche Paar spielen mussten.
Elena war nicht nervös, aber er dachte das, und deshalb schob er seine
Weitere Kostenlose Bücher