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Tagebuch der Apokalypse 01

Tagebuch der Apokalypse 01

Titel: Tagebuch der Apokalypse 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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wir Gas und düsten der San Antonio Bay entgegen. Ich konnte Vögel am Himmel sehen. Der Geruch frischer freier Luft war herrlich. Bald lag das texanische Festland offen einsehbar vor uns. Diese Einfahrt in die Bucht unterschied sich nicht von den beiden vorherigen. Als wir ans westliche Ufer gelangten, konnten wir einige private Anlegeplätze erkennen. Hinter jedem einzelnen stand auf einem Hügelchen ein Haus. Die Liegeplätze gehörten wahrscheinlich den Hausbesitzern. Ich sah allerdings kein Boot.
    Wir schalteten den Motor ab und ruderten auf den Strand zu.
    An Land sah es grauenhaft aus. Fensterscheiben waren eingeschlagen. Ratten liefen herum. Müll lag auf der Straße. Zeitungen wurden über den Pier und durch die Gegend geweht. Hinter der Schwimmsteggangway lag ein großer asphaltierter Parkplatz. Ich sah fünf Gestalten, die um einen weißen Mittelklassewagen herumstanden und mit verwesenden Händen auf die Scheiben einschlugen. Aus unserer Entfernung und dem Winkel, in dem wir uns befanden, konnte ich nicht in das Fahrzeug hineinschauen, nahm aber an, dass sich etwas in ihm befand, was die Untoten haben wollten - sehr wahrscheinlich irgendwas Lebendiges.
    Wir ruderten leise zum Liegeplatz und legten an. Ich schulterte meinen leeren Rucksack, schob das Brecheisen in meinen Gürtel und steckte ein paar dicke Kabelbinder ein. Dann machte ich meine Waffe schussbereit und betrat die neue Welt. Ich schaute nicht nach hinten, weil ich Williams Anwesenheit spüren und seine Furcht förmlich riechen konnte. Vermutlich hatte ich mehr Angst als er. Wir suchten aufmerksam die Umgebung ab, robbten über den Steg ans Ufer und behielten den kleinen weißen Ford, den die Untoten umzingelten, ständig im Auge. Sobald ich festen Boden unter den Füßen hatte, schnappte ich mir einen faustgroßen Stein und warf ihn so weit ich konnte. Gute zwanzig Meter hinter dem Wagen traf er die Windschutzscheibe eines großen schwarzen Lasters. Als er aufschlug, klang es wie ein Trommelwirbel. Die Untoten richteten sich sofort auf und marschierten zur Quelle des Geräuschs.
    Ich wies John an, stehen zu bleiben und sie im Auge zu behalten. Ich wollte die Lage peilen. Ich war fast oben. Der Wagen war nur eine Armlänge entfernt. Ich streckte die Hand aus, um die Motorhaube zu berühren, und ertastete ihre kalte Oberfläche. Eine Gestalt lag auf dem nach hinten geklappten Fahrersitz. Eine attraktive Frau Anfang zwanzig. Die Wagenfenster waren aufgrund des fortwährenden Klopfens der Untoten mit getrockneter Fäulnis und Eiter verschmiert. Die meisten Scheiben waren gesplittert und sahen wie Spinnennetze aus.
    Ich trat näher an die Scheibe heran, um die Frau besser sehen zu können. Sie sah tot aus. Ihr Gesicht wies Anzeichen extremer Austrocknung auf. Ihre Lippen waren aufgesprungen und schuppig. Die Kreaturen, die sich zuvor hier versammelt hatten, waren anderswo beschäftigt. Ich rief William zu mir und fragte ihn, wie lange es bis zur untoten Auferstehung dauerte. Er erwiderte, bei einem Mann auf der Straße vor seinem Haus wäre zwischen tot und untot ungefähr eine Stunde vergangen.
    Nichts passte zusammen. Auf dem Beifahrersitz lag ein offenes Aspirinfläschchen. Überall im Wagen waren leere Plastikbecher verstreut. Sie konnte nicht länger als einen Tag tot sein. Die Frage war: Warum war sie nicht untot?
    Auf dem Rücksitz sah ich zahlreiche Getränkebecher aus Plastik, die mit etwas gefüllt waren, das wie Fäkalien und Urin aussah. Sie hatte demnach mehrere Tage in dem Fahrzeug festgesessen.
    Dann bewegte sich etwas. Zuerst deutete ihr Mund ein schwaches Gähnen an, dann flatterten ihre Lider. Ich richtete meine Waffe auf sie und wies William an, mir den Rücken frei sowie die unmittelbare Umgebung im Auge zu behalten. Da ich auf den üblichen toten Blick aus milchig weißen Augen vorbereitet war, überraschte es mich, das Blau einer Iris zu sehen. Die Frau schaute mich erschreckt an. Für sie war ich ein Fremder mit Maske, der ein Schießeisen auf sie richtete. Sie sah sich im Wagen um und sagte dann stumm: »Ich lebe.«
    Ich nahm die Maske ab und ging zur Tür, um sie zu öffnen. Sie war abgeschlossen. Sie lächelte mich an und öffnete sie. Ich nahm ihren Arm und half ihr aus dem Wagen. Ich musste sie beim Gehen stützen. Sie war sehr schwach und vom langen Sitzen wundgescheuert. Ich schaute nach hinten und signalisierte William, dass er uns zum Boot zurück folgen sollte.
    Als wir die Bahama Mama erreicht hatten, setzte ich

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