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Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)

Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)

Titel: Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karim El-Gawhary
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wurde in vielen anderen arabischen Küchen angerührt. Es ist Zeit, sie wegzuschütten.
    DiePresse.com, 15.1.2011
    Nach Aufstand in Tunesien gärt es in der arabischen Welt
    Die Vorgänge der letzten Tage rühren erfahrene Beobachter der Region zu Tränen – und lassen andere Regimes zittern.
    Es gibt Fotos, Videos und TV-Bilder, die wirken sich direkt auf die Magengegend aus. Sie treffen irgendwas, werfen selbst einen hartgesottenen Journalisten ein paar Stunden aus der Bahn. Gestern war es eine Flut solcher Eindrücke aus Tunesien, die mir nach zwei Jahrzehnten als Korrespondent in der arabischen Welt die Tränen kommen ließen. Und, was das Besondere ist, wenn man aus einer Region berichtet, von der meist Negativschlagzeilen kommen: Es waren Freudentränen. Erstmals wird eines der verhassten arabischen Regime abserviert.
    Da war etwa das Foto der tunesischen Bloggerin Nawaat. Sie versorgte den Rest der Welt seit Beginn des tunesischen Aufstands Mitte Dezember mit Fotos und Videos. Es war oft die einzige Informationsader, und es waren vor allem in den letzten Tagen oft grausige Videos von Polizisten, die in Demonstrationen schossen. Aber ihr letztes Foto fasst die neue Lage in Tunesien zusammen: Es stammt von der Beerdigung eines Demonstranten, der von der Polizei getötet wurde. Ein Soldat steht da und salutiert dem Sarg.
    Ein Volk hat seine Würde wieder. Auf meinem Blog (http://blogs.taz.de/arabesken) habe ich oft über die Lage in Tunesien berichtet. Nur zögerlich kamen Kommentare von Tunesiern, die in Deutschland oder Österreich leben, darunter von einer Frau mit dem Pseudonym „Mondegreen“. „Auch im Ausland muss man vorsichtig sein. Ein falsches Wort am falschen Ort, schon wird man zur Botschaft zitiert und ,verhört‘ oder bei der Einreise in Tunesien nach der Kontrolle mitgenommen“, schrieb sie Anfang Januar. Und dann gestern: „Ich bin unglaublich stolz auf die Tunesier. Sie haben sich nicht einschüchtern, beirren und blenden lassen. Ihre Entschlossenheit (...) hat den Unterdrücker in die Flucht geschlagen.“
    Es kocht auch schon in Kairo. Aber bei all den Schwierigkeiten, die auf die Tunesier zukommen: Sie werden es schaffen. Und sie werden wohl nicht die letzten sein – die Tunesier sind ein Beispiel für alle Araber. Sie haben ihre Freiheit weder durch Einmischung von außen noch im Namen irgendwelcher Religionen und Scheichs erlangt.
    In Kairo etwa gibt es kein anderes Thema mehr, die Blogs überschlugen sich mit Tunesienberichten, auf Facebook und Twitter hagelte es Gratulationen für die Tunesier. Die unabhängigen arabischen Sender stellten am Freitag ihre Berichterstattung um und senden jetzt live aus Tunis. Al Jazeera war die erste Station, die die Flucht Ben Alis meldete. Da zogen in Kairo bereits erste Jubeldemonstranten vor die tunesische Botschaft.
    Überall werden Parallelen zu anderen arabischen Ländern diskutiert, die Ähnlichkeiten zu denen in Tunesien haben, vor allem auf den Demos in Algerien. Dann verbreiteten sich Meldungen, dass die Leute auch in Jordanien auf die Straße gehen. Ein Freund klingelt an meiner Tür in Kairo, in der Hand einen Bogen Papier mit einer tunesischen Fahne, die er gerade mit seinem Farbdrucker gemacht hat. „All unsere Freunde hängen das in die Windschutzscheibe“, sagt er, „damit das ägyptische Regime das zu sehen bekommt.“ Wie andere arabische Regierungen hüllt sich auch die Ägyptens in Schweigen. „Sie fürchten, die nächsten zu sein“, erzählt mein Bekannter und drückt mir die Fahne in die Hand.
    Auf Facebook gepostet
    15. Januar 2011, 22:51 Manchmal ist das journalistische Leben echt anstrengend. Der Flug Kairo–Tunis wurde gestrichen, als ich schon am Flughafen war. Ich fliege jetzt via Frankfurt nach Tunis, los geht es um fünf Uhr früh. Ankunft mittags – hoffentlich.
    16. Januar 2011, 10:15 An meine tunesischen Freunde: Ich bräuchte jemanden in Tunis, der mir dort bei der Arbeit hilft, vielleicht mit journalistischem Hintergrund und ein paar guten Kontakten. Dieser Mensch müsste uns beim Organisieren helfen.
    Tweets auf Twitter
    16. Januar 2011, 17:55 Bin im 17. Stock eines Hotels im Zentrum von Tunis. Es wird von Scharfschützen geschossen, während ein Armee-Hubschrauber die Dächer absucht.
    16. Januar 2011, 17:58 Nicht genau klar, wer auf wen schießt. Es heißt, die alte Garde Ben Alis versucht als Scharfschützen Chaos zu stiften. Polizei extrem nervös.
    16. Januar 2011, 17:59 Lage ist total

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