Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)
interessanter Abend in Kairo zu werden.
25. Januar 2011, 14:26 Das Interessante war, dass uns die Polizei kilometerlang hat laufen lassen und es immer mehr Menschen wurden, die sich spontan angeschlossen haben.
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25. Januar 2011, 14:43 In Mansura reißen sie gerade ein großes Bild von Mubarak runter. In der Textilstadt Mahalla Al-Kubra findet eine gro-ße Demonstration statt. In Ismailia versammeln sie sich gerade.
25. Januar 2011, 17:12 Am Tahrir-Platz versammeln sich Tausende. Ich komme gerade von dort. Die Polizei schaut im Moment zu.
25. Januar 2011, 17:56 Die Polizei geht mit Tränengas und Knüppeln gegen die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz vor. Sie schalten dort auch gerade das Licht aus. Das Handynetzwerk Mobinil wurde in der Innenstadt abgeschaltet. Auch Twitter funktioniert nicht.
25. Januar 2011, 18:32 Mein Handy funktioniert wieder. Netzwerk ist wieder eingeschaltet.
25. Januar 2011, 18:59 Um 19:30 kommt in der ZIB im ORF 2 unser Bericht von den heutigen Demonstrationen in Kairo. Leider haben wir nur eine Minute bekommen.
25. Januar 2011, 19:18 Jetzt baut sich eine Polizeikette vor unserem Bürofenster vor dem staatlichen Fernsehgebäude auf. Die nächste Demonstration kommt um die Ecke. Das sieht nicht so aus, als würde das nachlassen.
25. Januar 2011, 19:38 Bericht ist fertig. Ich gehe jetzt wieder zum Tahrir-Platz. Dort habe ich von meiner ARD-Rundfunkkollegin Esther Saoub gehört, dass sich die Polizei inzwischen wieder in die Seitengassen zurückgezogen hat. Es herrscht eine regelrechte Volksfeststimmung. Wer immer in Kairo ist, kommt zum Tahrir, da wird gerade Geschichte geschrieben.
25. Januar 2011, 21:19 Komme gerade vom Tahrir-Platz. Das ist wirklich ein Volksfest. Die Polizei hat sich zurückgezogen. Interessant war, dass einige Größen der ägyptischen Oppositionsparteien vorbeigekommen sind, um zu sprechen. Sie wurden von den Jugendlichen niedergeschrien. Sie sagten: „Was wollt ihr, das ist unsere Revolution!“
25. Januar 2011, 21:20 Allerdings habe ich auch gehört, dass in den Seitenstraßen einige Leute vom Geheimdienst verhaftet wurden.
25. Januar 2011, 21:22 Viele der Jugendlichen haben gesagt, dass sie auf dem Platz übernachten wollen. Leute bringen Essen und Getränke vorbei. Eine tolle Stimmung. Ich hoffe, es bleibt dabei und die Polizei macht in der Nacht keinen Unsinn.
Arabesken, tazblog 25.1.2011
Der absolute Wahnsinn in Kairo
Das war zweifelsohne einer der aufregendsten Tage meines Lebens. Ich komme gerade vom Tahrir-Platz im Zentrum Kairos. Es ist 22:00 Kairoer Zeit. Tausende haben sich dort versammelt. Es herrscht eine Volksfeststimmung. Nachbarn bringen Kartons mit Wasser und Essen vorbei und verteilen sie an die Demonstranten. Läden haben geöffnet und stellen ihre Toiletten zur Verfügung. Viele der Jugendlichen sagen, sie wollen heute auf diesem Platz übernachten.
Ich bin dort dem ägyptischen Schriftsteller Alaa Al-Aswani begegnet, dessen Bücher auch ins Deutsche übersetzt wurden und der vor zwei Jahren mit dem Bruno-Kreisky-Preis ausgezeichnet wurde. Ich habe ihn gefragt, wie er sich heute fühlt. Seine Antwort: „Das ist ein historischer Tag, ab heute gibt es kein Zurück mehr.“
Und auf meine Frage, ob Mubarak auch bald in ein Flugzeug steigt, hat er gelacht und gesagt: „Ich hoffe, dass das so bald wie möglich geschieht.“
Interessant war das Verhalten der Polizei heute. Als die Demonstrationen mittags begannen, ist sie stundenlang überhaupt nicht eingeschritten. Wir standen vor dem Gebäude der Regierungspartei an der Niluferstraße, die Demonstranten riefen „Diebe, Diebe!“ und die Polizisten standen da und verkniffen sich ein Lächeln. Einer zückte sein Handy, um ein Erinnerungsfoto zu machen. Ich habe ihn gefragt, warum: „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte er begeistert.
Dann gab es am Nachmittag doch ein paar Zusammenstöße mit der Polizei. Die ging mit Schlagstöcken gegen die Demonstranten vor, die jegliche Angst verloren haben und die Polizisten mit einem Steinhagel eindeckten. Am Ende liefen die Demonstranten hinter den Polizisten her, die zum ersten Mal in Ägypten selbst zu Gejagten wurden.
Später hat sich die Polizei dann vollkommen vom Tahrir-Platz zurückgezogen. Sie wartete in den Seitengassen ab, was passiert. Nur eine Kette hat sich sicherheitshalber vor dem Ägyptischen Museum aufgebaut. Hoffentlich macht die Polizei heute Nacht keinen Blödsinn. Ich habe gehört, dass der
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