Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
sie befand sich immer noch im Haus der Saitous, wo sie auf einem Sofa lag.
Wie immer, wenn sie verwirrt war oder Angst hatte, sah sie sich nach Meredith um. Meredith kam gerade mit einem behelfsmäßigen Eispäckchen aus der Küche zurück, das sie auf Bonnies bereits nasse Stirn legte.
»Ich bin bloß ohnmächtig geworden«, erklärte Bonnie, während sie sich das Geschehene zusammenreimte. »Das ist alles.«
»Ich weiß, dass du ohnmächtig geworden bist. Du hast dir den Kopf auf dem Boden ziemlich hart angeschlagen«, antwortete Meredith, und ausnahmsweise einmal war ihre Miene mühelos zu deuten: Sorge, Mitgefühl und Erleichterung waren allesamt offen sichtbar. Tatsächlich sammelten sich in ihren Augen Tränen.
»Oh, Bonnie, ich habe dich nicht mehr rechtzeitig erreicht. Isobel stand im Weg und diese Tatami-Matten federn den Boden nicht sehr gut ab - und du warst fast eine halbe Stunde lang bewusstlos! Du hast mir Angst gemacht.«
»Das tut mir leid.« Bonnie fummelte eine Hand unter der Decke hervor, in die sie sich eingewickelt hatte, und drückte kurz Meredith' Hand. Es bedeutete, die Velociraptor-Schwesternschaft ist immer noch in voller Aktion. Es bedeutete auch: danke, dass du dich um mich kümmerst.
Jim lag auf einer anderen Couch und hielt sich ein Eispäckchen an den Hinterkopf. Sein Gesicht war grünlich weiß verfärbt. Er versuchte aufzustehen, aber Dr. Alpert - es war ihre Stimme, die ebenso barsch wie freundlich klang -
drückte ihn zurück auf die Couch.
»Sie können heute keine weiteren körperlichen Anstrengungen mehr gebrauchen«, erklärte sie. »Aber ich benötige eine Assistentin. Meredith, könnten Sie mir mit Isobel helfen? Es klingt danach, als würde ich mit ihr einiges zu tun bekommen.«
»Sie hat mir mit einer Lampe auf den Hinterkopf geschlagen«, warnte Jim sie.
»Drehen Sie ihr niemals den Rücken zu.«
»Wir werden vorsichtig sein«, versprach Dr. Alpert.
»Ihr zwei bleibt hier«, fügte Meredith energisch hinzu.
Bonnie beobachtete Meredith' Augen. Sie wollte aufstehen, um ihnen mit Isobel zu helfen. Aber Meredith hatte wieder diesen ganz speziellen, entschlossenen Gesichtsausdruck, der bedeutete, dass es besser war, keine Einwände zu erheben.
Sobald sie gegangen waren, versuchte Bonnie aufzustehen. Aber sofort sah sie das pulsierende, graue Nichts vor ihren Augen, das bedeutete, dass sie erneut ohnmächtig werden würde.
Sie legte sich wieder hin und knirschte mit den Zähnen.
Lange Zeit drangen ein Krachen und Rufe aus Isobels Zimmer zu ihnen. Bonnie hörte Dr. Alperts erhobene Stimme, dann die von Isobel und dann eine dritte Stimme. Aber das war nicht Meredith, die niemals schrie, wenn sie es verhindern konnte, sondern eine Stimme, die nach Isobels Stimme klang, nur verlangsamt und verzerrt.
Dann herrschte endlich Stille und Meredith und Dr. Alpert kamen zurück; gemeinsam trugen sie die erschlaffte Isobel. Meredith hatte eine blutige Nase, und Dr. Alperts kurzes grau meliertes Haar stand zu Berge, aber irgendwie hatten sie es geschafft, ein T-Shirt über Isobels geschundenen Körper zu ziehen. Und Dr. Alpert war es sogar gelungen, ihre schwarze Tasche festzuhalten.
»Verletzte, bleibt, wo ihr seid. Wir kommen zurück, um euch zu helfen«, sagte die Ärztin auf ihre schroffe Art.
Als Nächstes unternahmen Dr. Alpert und Meredith noch einen Ausflug nach oben, um Isobels Großmutter zu holen.
»Mir gefällt ihre Farbe nicht«, sagte Dr. Alpert knapp. »Und das Ticken ihrer Pumpe. Wir können sie also auch gleich untersuchen lassen.«
Ein paar Minuten später kehrten sie zurück, um Jim und Bonnie zu Dr. Alperts SUV zu helfen. Der Himmel hatte sich bewölkt und die Sonne war ein roter Ball, nicht weit entfernt vom Horizont.
»Soll ich Ihnen etwas gegen die Schmerzen geben?«, fragte die Ärztin, als sie sah, dass Bonnie die schwarze Tasche musterte. Isobel saß ganz hinten im SUV, wo die Sitze heruntergeklappt worden waren.
Meredith und Jim saßen auf den beiden Plätzen vor ihr, Grandma Saitou zwischen sich, und Bonnie saß - auf Meredith' Beharren - vorn bei der Ärztin.
»Ähm, nein, es ist schon gut«, sagte Bonnie. Tatsächlich hatte sie sich gefragt, ob das Krankenhaus Isobel wohl eher von Infektionen heilen konnte, als Mrs Flowers es mit ihren Kräuterkompressen vermochte.
Aber obwohl ihr Kopf pulsierte und schmerzte und sich eine Beule von der Größe eines hart gekochten Eis auf der Stirn entwickelte, wollte sie nicht, dass ihr Denkvermögen
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