Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
verlangsamen kann«, fügte sie an Mrs Flowers gewandt hinzu.
Das versetzte Mrs Flowers sofort in helle Aufregung. Anders konnte man es nicht ausdrücken. »Oh, meine Güte, was für ein Kompliment! Eine Möglichkeit wäre es, sofort den Schmutz aus den Wunden zu waschen.«
Diese Reaktion war so untypisch für Mrs Flowers, dass Matt Bonnie förmlich zerquetschte, als Meredith sich gleichzeitig zu ihr vorbeugte. Yippie!, dachte Bonnie. Läuft das nun mit dieser Telepathie zwischen uns, oder nicht?! Also ist Dr.
Alpert die Gefährliche, die Lügnerin.
»Dann ist es entschieden. Wir gehen zur Pension«, erklärte Meredith gelassen.
»Und Bonnie, mach dir keine Sorgen. Wir werden uns um dich kümmern.«
»Und ob wir das werden«, sagte Matt und drückte sie ein letztes Mal kräftig an sich. Es bedeutete: Ich kapier’s. Ich weiß, wer nicht auf unserer Seite steht. Laut fügte er mit gespielt ernster Stimme hinzu: »Es hat ohnehin keinen Sinn, zu den Dunstans zu gehen. Ich habe es Mrs Flowers und den Mädchen bereits erzählt, sie haben eine Tochter, die wie Isobel ist.«
»Pierct sie sich?«, fragte Dr. Alpert, die der Gedanke zu entsetzen schien.
»Nein. Sie benimmt sich nur ziemlich seltsam. Und es ist einfach kein guter Ort.« Wieder wurde Bonnie von der Seite gedrückt.
Ich hab's schon lange verstanden, dachte Bonnie verärgert. Ich soll jetzt den Mund halten.
»Bitte, geht voran«, murmelte Mrs Flowers, die flattriger denn je wirkte.
»Zurück zur Pension.«
Sie ließen die Ärztin und Jim vorangehen. Bonnie jammerte weiter vor sich hin, für den Fall, dass irgendjemand zuhörte. Und sie, Matt und Meredith hatten alle ein Auge auf die Ärztin und Jim.
»In Ordnung«, sagte Elena zu Damon, »ich sitze hier wie jemand auf dem Deck eines Ozeandampfers, ich bin gespannt wie eine zu fest gezurrte Gitarrensaite und ich habe all diese Verzögerungen satt. Also ... was ist die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit?« Sie schüttelte den Kopf. Die Zeit hatte sich für sie endlos in die Länge gezogen.
Damon sagte: »In gewisser Weise befinden wir uns in einer winzigen Schneekugel, die ich selbst geschaffen habe. Es bedeutet einfach, dass sie uns für ein paar Minuten weder sehen noch hören werden. Jetzt ist Zeit, um vernünftig zu reden.«
»Dann sollten wir besser schnell reden.« Sie lächelte ihn ermutigend an.
Sie versuchte, ihm zu helfen. Sie wusste, dass er Hilfe brauchte. Er wollte ihr die Wahrheit sagen, aber das verstieß so sehr gegen seine Natur, als bäte man ein Wildpferd, einen Menschen auf ihm reiten und sich von ihm beherrschen zu lassen.
»Es gibt noch weitere Probleme«, stieß Damon heiser hervor und sie wusste, dass er ihre Gedanken gelesen hatte. »Sie - sie haben versucht, es mir unmöglich zu machen, mit dir darüber zu sprechen. Sie gingen dabei wie in den prächtigen alten Märchen vor: indem sie eine Menge Bedingungen gestellt haben. Ich konnte es dir nicht in einem Haus erzählen und ich konnte es dir nicht im Freien erzählen.
Nun, eine Dachterrasse ist nicht drinnen, aber man kann auch nicht sagen, dass sie draußen wäre. Ich durfte es dir weder bei Sonnenlicht noch bei Mondlicht erzählen.
Nun, die Sonne ist untergegangen und es wird noch etwa dreißig Minuten dauern, bevor der Mond aufgeht, und ich sage, dass dieser Bedingung Genüge getan ist.
Und ich durfte es dir nicht erzählen, während du bekleidet oder nackt warst.« Elena blickte automatisch erschrocken an sich herab, aber soweit sie erkennen konnte, hatte sich nichts geändert.
»Nun, ich schätze, dieser Bedingung ist ebenfalls Genüge getan, denn obwohl er mir geschworen hat, er würde mich aus einer seiner kleinen Schneekugeln hinauslassen, ist nichts dergleichen geschehen. Wir befinden uns in einem Haus, das kein Haus ist - es ist ein Gedanke in irgendjemandes Geist. Du trägst Kleider, die keine richtigen Kleider sind - sie sind Ausgeburten der Fantasie.«
Elena öffnete erneut den Mund, aber er legte ihr zwei Finger auf die Lippen und sagte: »Warte. Lass mich weitersprechen, solange ich noch kann. Ich dachte ernsthaft, dass er mit diesen Bedingungen vielleicht nie aufhören würde, Bedingungen, die er aus der Märchenliteratur hat. Er ist besessen von Märchen und von alter englischer Dichtung. Ich weiß nicht, warum, denn er kommt von der anderen Seite der Welt, aus Japan. Das ist Shinichi. Und er hat eine Zwillingsschwester ... Misao.«
Danach beruhigte Damons Atmung sich und
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