Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
beruhigend an und
kleidete sich gleichzeitig aus, so schnel sie konnte. Die
Wanne, die groß genug war, als dass sechs Personen
darin hätten schwimmen können, sah zu luxuriös aus, um
sie sich entgehen zu lassen. Und außerdem, so überlegte
sie weiter, ist es sinnvol , sauber zu sein, wenn man seine
Gastgeberin begrüßt.
»Geh und amüsier dich«, rief sie Stefano zu. »Ist Damon
hier?«, fügte sie im Flüsterton an Bonnie gewandt hinzu,
die daraufhin nickte. »Damon ist ebenfal s hier«, jubelte
Elena. »Wenn du Lady Ulma findest, sag ihr, Elena würde
kommen, aber sie möchte sich zuerst waschen.« Sie
sprang nicht direkt in das perlmuttrosafarbene dampfende
Wasser, sondern ließ sich langsam von der zweiten der in
das Becken führenden Stufen hineingleiten.
Sofort war sie umfangen von köstlicher Wärme, die direkt
in ihren Körper eindrang und an irgendeiner magischen
Sehne zog, die al ihre Muskeln gleichzeitig entspannte.
Parfüms schwängerten die Luft. Sie schleuderte das nasse
Haar zurück und sah Bonnie lachen.
»Du bist also aus deinem Loch herausgekommen und
badest in Luxus, während wir krank vor Sorge sind?« Elena
hörte, wie ihre Stimme sich am Ende des Satzes zu einer
Frage hob.
»Nein, ich wurde von einigen Leuten aufgegriffen, und …«
Bonnie brach ab. »Nun … die ersten Tage waren hart, aber
zerbrich dir jetzt nicht den Kopf darüber. Gott sei Dank
haben wir es am Ende zu Lady Ulma geschafft. Wil st du
eine Bürste? Ein Stück Seife, das genau nach Rosen
riecht?«
Elena sah Bonnie mit leicht zusammengekniffenen Augen
an. Sie wusste, dass Bonnie so ziemlich al es für Damon
tun würde. Nicht zuletzt würde sie ihn decken. Vorsichtig
und während sie gleichzeitig die Bürsten und die
Shampoos und die vielen Arten von Seife genoss, die in
Reichweite auf einem Regal lagen, begann sie ihre
Inquisition.
Stefano verließ den dampferfül ten Raum, bevor er selbst
tropfnass war. Bonnie war in Sicherheit und Elena war
glücklich. Jetzt fand er sich in einem anderen Raum wieder,
in dem eine Anzahl von Sofas stand, die aus einem
weichen, schwammähnlichen Material gemacht waren. Zum
Trocknen nach dem Bad? Für Massagen? Wer wol te das
schon wissen?
Im nächsten Raum, den er betrat, standen Gaslaternen, die
hoch genug gedreht waren, um mit elektrischem Licht zu
konkurrieren. Hier fanden sich drei weitere Sofas – er hatte
keine Ahnung, wofür –, ein bodenlanger Spiegel mit
silbrigem Glas und kleinere Spiegel, die direkt vor Stühlen
angebracht waren. Offensichtlich für Make-up und andere
Verschönerungsmaßnahmen.
Die Tür dieses letzten Raums führte in einen Flur. Stefano
trat hinaus und zögerte, dann sandte er zarte Wel en der
Macht in verschiedene Richtungen und hoffte, Damon zu
finden, bevor Damon eine Anwesenheit auf dem Besitz
wahrnahm. Der magische Schlüssel hatte bewiesen, dass
er die Tatsache überwinden konnte, nicht hierher
eingeladen worden zu sein. Das bedeutete, dass er
viel eicht …
In diesem Moment spürte er etwas und zog sofort
erschrocken seine Sinne zurück. Er starrte den langen
Korridor entlang. Tatsächlich konnte er Damon sehen, wie
er in dem Raum am Ende des Korridors auf und ab ging
und mit jemandem sprach, den Stefano hinter der Tür nicht
erkennen konnte.
Stefano stahl sich ganz leise den Flur hinunter. Er schaffte
es zur Tür, ohne dass sein Bruder ihn bemerkte, und dort
sah er, dass die Person, mit der Damon sprach, eine Frau
war. Sie trug etwas, das aussah wie Wildlederhosen, und
dazu eine Bluse. Die Frau hatte wettergegerbte Haut und
machte ganz al gemein den Eindruck, als fühle sie sich
außerhalb der Zivilisation heimischer als in ihr. Damon
sagte gerade: »Sorge dafür, dass genug warme Kleider für
das Mädchen da sind. Es ist nicht gerade robust, musst du
wissen …«
»Wohin bringst du es denn dann – und warum?«, fragte
Stefano, an den Türknauf gelehnt.
Er hatte endlich das große Glück, Damon einmal – nur
dieses eine Mal – zu überraschen. Sein Bruder schaute
auf, dann zuckte er zusammen wie eine erschrockene
Katze. Es war unbezahlbar zu sehen, wie Damon hektisch
nach einer Maske suchte, bis er sich für die Fassade
geistesabwesender Leutseligkeit entschied. Stefano
vermutete, dass niemand jemals so viel Anstrengung
darauf verwandt hatte, zu einem Schreibtischstuhl zu
gehen, sich hinzusetzen und sich zu zwingen, ich lässig
daraufzulümmeln.
»Nun, nun! Kleiner
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