Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
plötzlich
entwickelte die Welt eine Übelkeit erregende, außer
Kontrol e geratene Bewegung, als versuche Elena, auf
einer Wippe das Gleichgewicht zu wahren. Und Stefano –
was sonst konnte er denken, als dass sie sich wie eine
verschmähte Frau aufführte, von der übelsten Sorte,
schlimmer als sieben Höl en? Wie konnte er so nett sein,
so fürsorglich, wenn jeder, der recht bei Verstand war,
wissen w?rde, dass sie vor Eifersucht verr?ckt geworden
war?
Bonnie verstand es auch nicht. Bonnie war ein Kind, keine
Frau. Obwohl sie sich irgendwie entwickelt hatte – in
puncto Güte, in puncto Verständnis. Sie stel te sich
wil entlich blind, wie Stefano! Aber – bedurfte das nicht
einer gewissen Reife?
Konnte Bonnie mehr Frau sein als sie, Elena, es war?
»Ich werde Euch ein privates Abendessen in Eure Zimmer
hinaufschicken lassen«, sagte Lady Ulma gerade, während
sie schnel und geschickt bei Stefano Maß nahm. »Ihr
schlaft Euch ordentlich aus; die Thurgs – und Eure
Garderoben – werden morgen auf Euch warten.« Sie
strahlte sie al e an.
»Könnte ich – ich meine, gibt es hier irgendwelchen
schwarzmagischen Wein?«, stammelte Elena. »Die
Aufregung … ich werde al ein in meinem Zimmer schlafen.
Ich wil mich gut ausschlafen. Wir brechen schließlich zu
einer Mission auf.« Al es die Wahrheit. Al es eine Lüge.
»Natürlich, ich werde Euch eine Flasche in …« – Lady
Ulma zögerte und erholte sich dann schnel wieder – »… in
Euer Zimmer schicken lassen. Aber warum nehmen wir
nicht jetzt al e zusammen einen Schlummertrunk? Draußen
sieht es genauso aus wie immer«, fügte sie an Stefano,
den Neuankömmling, gewandt hinzu, »aber es ist wirklich
schon ziemlich spät.«
Elena leerte ihr erstes Glas in einem Zug. Der Diener
musste es sofort wieder auffül en. Und einen Moment
später abermals. Danach schienen sich ihre Nerven ein
wenig zu entspannen. Aber das Gefühl, auf einer Wippe zu
sitzen, fiel nie ganz von ihr ab. Und obwohl sie al ein in
ihrem Zimmer schlief, kam Damon nicht vorbei, um mit ihr
zu streiten, sie zu verspotten oder sie zu t?ten ? und gewiss
nicht, um sie zu k?ssen.
Thurgs, so stel te Elena fest, waren so etwas wie zwei
zusammengenähte Elefanten. Jeder von ihnen hatte zwei
nebeneinanderliegende Rüssel und vier grimmig
aussehende Stoßzähne. Außerdem hatte jeder einen
hohen, breiten, langen gezahnten Schwanz wie ein Reptil.
Ihre kleinen gelben Augen waren rund um ihre
kuppelähnlichen Köpfe verteilt, sodass sie auf der Hut vor
Raubtieren einen Dreihundertsechzig-Grad-Rundumblick
hatten. Vor Raubtieren, die einem Thurg gefährlich werden
konnten.
Elena stel te sich eine Art riesigen Säbelzahntiger vor, mit
einem milchweißen Fel , das groß genug wäre, um damit
mehrere Kleidungsstücke für sie und Stefano zu füttern. Sie
freute sich über ihre neuen Outfits. Jedes bestand im
Wesentlichen aus einer Mantelrobe und Kniehosen aus
weichem, biegsamem, regenabweisendem Leder auf der
Außenseite und warmem, luxuriösem Pelz auf der
Innenseite. Aber es wären keine echten Kreationen von
Lady Ulma gewesen, hätten sie darüber hinaus keinerlei
Besonderheiten gehabt. Das Futter aus weißem Pelz war
umkehrbar und ließ sich entfernen, sodass man es je nach
Wetterlage tragen konnte oder nicht. Die Kragen waren
zugleich mit Schals versehen, die auch als Kopfbedeckung
verwendbar schienen. Die weißen Pelze quol en an den
Handgelenken aus dem Leder und ergaben
Fausthandschuhe, die man nicht verlieren konnte. Die
Jungen hatten gerade geschnittene Lederroben, die genau
bis zum Bund der Kniehosen reichten und mit Kn?pfen
geschlossen wurden. Die Roben der M?dchen waren l?
nger und ein wenig ausgestel t. Sie waren s?uberlich ges?
umt, aber nicht fleckig oder gef?rbt, bis auf Damons Robe,
die nat?rlich schwarz war und mit Zobelpelz besetzt.
Ein Thurg sol te die Reisenden und ihr Gepäck tragen. Ein
zweiter, der größer war und wilder aussah, sol te
Hitzesteine tragen, damit sie unterwegs kochen konnten,
sowie al das Futter, das die beiden Thurgs auf dem Weg
in die Unterwelt benötigen würden.
Pelat zeigte ihnen, wie sie die riesigen Geschöpfe lenken
konnten; mit einem sehr langen Stock, mit dem man den
Thurg hinter den nilpferdartigen Ohren kratzte oder ihm
einen kräftigen Klaps an dieser empfindlichen Stel e
versetzte, wenn man ihm klarmachen wol te, dass er sich
beeilen sol te.
»Ist es auch wirklich
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