Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
der schon lange auf dem Herd
geblubbert hatte und jetzt einen solch Übelkeit erregenden
Geruch verströmte, dass Matt nicht wusste, mit wem er
größeres Mitleid haben sol te: Mit dem Jungen, der einen
riesigen Haufen rohen Fleisches bekommen würde, oder
mit dem, der in Kürze versuchen müsste herunterzuwürgen,
was immer sich in diesem Kopftopf befand.
»Also – angenommen, du erlebst es noch –, wirst du sehr
froh sein, Fel ’s Church endlich hinter dir zu lassen?«, fragte
Meredith ihn leise.
Matt hatte das Gefühl, als habe sie ihm gerade eine
Ohrfeige gegeben. »Machst du Witze?«, erwiderte er und
tätschelte Saber mit einem seiner gebräunten nackten
Füße. Das gewaltige Tier gab ein Geräusch von sich, das
eine Mischung aus Knurren und Schnurren war. »Bevor es
so weit ist, wäre es wirklich großartig, mit Stefano ein paar
Pässe zu werfen – er ist der beste Tight End, den ich je
gesehen habe.«
»Und den du jemals sehen wirst«, rief Meredith ihm ins
Gedächtnis. »Ich glaube nicht, dass viele Vampire auf
Footbal stehen, Matt, also denk nicht einmal daran, ihm
vorzuschlagen, dass er und Elena mit dir an die Kent State
gehen. Denn ich werde dir Konkurrenz machen und
versuchen, sie dazu zu bewegen, mit mir nach Harvard zu
kommen. Und schlimmer noch – am Ende werden wir
beide von Bonnie ausgestochen, weil dieses Junior-
Col ege – wie auch immer es heißt – viel näher bei Fel ’s
Church und al den Dingen hier liegt, die sie lieben.«
»Al den Dingen hier, die Elena liebt«, konnte Matt sich
nicht verkneifen, sie zu korrigieren. »Al es, was Stefano wil ,
ist, mit Elena zusammen zu sein.«
»Nun, nun«, sagte Mrs Flowers. »Lasst uns die Dinge
einfach nehmen, wie sie kommen, ja, meine Lieben?
Mama sagt, wir müssen bei Kräften bleiben. Sie klingt in
meinen Ohren besorgt – ihr wisst schon, sie kann nicht
al es voraussehen, was geschieht.«
Matt nickte, aber er musste hörbar schlucken, bevor er an
Meredith gewandt fragte: ?Und du wil st dich also
unbedingt auf den Weg zu den efeuumrankten Mauern
machen, habe ich recht??
»Wenn es nicht ausgerechnet Harvard wäre – oder wenn
ich es einfach für ein Jahr aufschieben könnte, ohne mein
Stipendium zu verlieren …« Meredith’ Stimme verlor sich,
aber die Sehnsucht darin war nicht zu überhören.
Mrs Flowers tätschelte Meredith die Schulter, dann sagte
sie: »Ich habe über den lieben Stefano und über Elena
nachgedacht. Schließlich kann Elena hier nicht so einfach
leben und sich sehen lassen, da al e denken, sie sei tot.«
»Ich glaube, sie haben die Idee aufgegeben, an
irgendeinen sehr weit entfernten Ort zu gehen«, meinte
Matt. »Ich wette, dass sie sich jetzt als Fel ’s Churchs
Wächter betrachten. Sie werden irgendwie
zurechtkommen. Elena kann sich ja den Kopf zur Tarnung
rasieren.« Matt bemühte sich um einen leichten Tonfal ,
aber die Worte wogen schwer wie Blei, kaum dass er sie
ausgesprochen hatte.
»Mrs Flowers hat vom College gesprochen«, sagte
Meredith in ernstem Tonfal . »Glaubst du, sie werden über
Nacht zu Superhelden und den Rest der Zeit einfach
totschlagen? Wenn sie auch nur im nächsten Jahr
irgendwo hingehen wol en, müssen sie jetzt darüber
nachdenken.«
»Oh … hm, ich schätze, da wäre immer noch Dalcrest.«
»Wo?«
»Du weißt schon, dieser kleine Campus in Dyer. Er ist
»Du weißt schon, dieser kleine Campus in Dyer. Er ist
wirklich nicht groß, aber das Footbal team dort ist – nun, ich
schätze, es wird Stefano egal sein, wie gut es ist. Aber es
ist nur eine halbe Stunde entfernt.«
»Oh, dieses Col ege. Hm, der Sport mag ja fantastisch
sein, aber es ist gewiss keine Eliteuni und erst recht kein
Harvard. « Meredith – die unsentimentale, rätselhafte
Meredith – klang dabei ausgesprochen hochnäsig.
»Ja«, erwiderte Matt – und ergriff spontan für eine Sekunde
Meredith’ schlanke, kalte Hand und drückte sie. Er war
selbst überrascht. Und noch überraschter, als sie ihre
kühlen Finger zwischen seine fädelte und seine Hand
festhielt.
»Mama sagt, was immer das Schicksal bereithält, wird
bald geschehen«, meldete Mrs Flowers sich mit heiterer
Gelassenheit zu Wort. »Die Hauptsache ist, wie ich es
sehe, die gute alte Stadt zu retten. Ebenso wie die
Menschen.«
»Natürlich ist das die Hauptsache«, bekräftigte Matt. »Wir
werden unser Bestes tun. Gott sei Dank haben wir
jemanden in der Stadt, der japanische
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