Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
den
schrecklichen Schmerz genommen. Wie konnte sie jetzt
vernünftigerweise Nein sagen? »Nur einen einzigen«,
flüsterte sie.
Eine Hand unter ihrem Kinn. Ihre Lider wol ten schmelzen
und sich schließen, aber sie riss die Augen auf und ließ es
nicht zu.
Als seine Lippen ihre berührten … veränderte sich
irgendwie sein Arm, der sie umfangen hielt. Er versuchte
nicht länger, sie festzuhalten. Er schien sie trösten zu
wol en. Und als er ihr mit der anderen Hand sachte über die
Spitzen ihres Haares strich, behutsam die Wogen glättete,
stieg in Elena eine Wel e schaudernder Wärme auf.
Damon versuchte nicht bewusst, sie mit der Stärke seiner
Aura zu bezwingen, einer Aura, die im Augenblick erf?l t
war von nichts als seinen Gef?hlen f?r sie. Tatsache war
jedoch einfach, dass er, obwohl gerade erst geschaffener
Vampir, au?erordentlich stark war, und er kannte al e Tricks
eines erfahrenen Vampirs. Elena f?hlte sich, als sei sie in
klares, ruhiges Wasser getreten, nur um von einer wilden
Unterstr?mung weggerissen zu werden, gegen die sie
keinen Widerstand leisten konnte; mit der nicht zu feilschen
war; und gewiss bestand nicht die M?glichkeit, sie mit
vern?nftigen Argumenten zu erreichen. Elena hatte keine
andere Wahl, als sich ihr zu unterwerfen und zu hoffen, dass
die Str?mung sie irgendwann an einen Ort bringen w?rde,
an dem sie w?rde atmen und leben k?nnen. Anderenfal s
w?rde sie ertrinken ? aber nicht einmal diese M?glichkeit
schien al zu ernst zu sein, jetzt, da sie sehen konnte, dass
die Flut aus einer Kette kleiner, wie Perlen
aneinandergereihter Augenblicke gemacht war. In jeder
einzelnen dieser Perlen befand sich ein winziges Funkeln
der Bewunderung, die Damon f?r sie empfand: Perlen f?r
ihren Mut, f?r ihre Intel igenz, f?r ihre Sch?nheit. Es schien,
als ob sie nicht die leiseste Bewegung gemacht, kein noch
so kurzes Wort gesprochen h?tte, das er nicht bemerkt und
wie einen Schatz in seinem Herzen verschlossen hatte.
Aber damals hatten wir gestritten, sandte Elena ihm, als
sie in der Unterströmung einen funkelnden Augenblick fand,
in dem sie ihn beschimpft hatte.
Ja – ich habe gesagt, dass du prachtvoll warst in deiner
Wut. Wie eine Göttin, gekommen, um die Welt in
Ordnung zu bringen.
Ich will die Welt wirklich in Ordnung bringen. Nein, zwei
Welten: die Dunkle Dimension und mein Zuhause. Aber
eine G?ttin bin ich nicht.
Plötzlich empfand sie dies mit äußerster Schärfe. Sie war
ein Schulmädchen, das nicht einmal die Highschool
beendet hatte – und das lag zum Teil an der Person, die
sie gerade leidenschaftlich küsste.
Oh, denk nur daran, was du auf dieser Reise lernst!
Dinge, die niemand sonst im Universum weiß, sagte
Damon in ihrem Kopf. Jetzt konzentrier dich auf das, was
du tust!
Elena konzentrierte sich, nicht weil Damon es wol te,
sondern weil sie nicht anders konnte. Ihre Lider senkten
sich. Sie begriff, dass es nur eine Möglichkeit gab, diesen
Strom zu besänftigen: Sie musste ein Teil von ihm werden
und weder nachgeben noch Damon dazu zwingen
nachzugeben, sondern sie musste sich der Leidenschaft in
der Unterströmung stel en, zusammen mit dem, was in
ihrem eigenen Herzen war.
Sobald sie das tat, wurde die Unterströmung zu Wind, und
sie flog, statt zu ertrinken. Nein, es war besser als fliegen,
besser als tanzen, es war das, wonach ihr Herz sich immer
gesehnt hatte. Ein hoher, stil er Ort, an dem nichts ihnen
jemals etwas antun oder sie stören konnte.
Und dann, als sie am verletzbarsten war, kam der Schmerz
zurück und bohrte sich wieder in ihre Brust, auf der linken
Seite. Diesmal war Damons Geist so tief in ihrem
versunken, dass er es von Anfang an spürte. Und sie
konnte deutlich einen Satz in Damons Geist hören: Pfählen
ist bei Menschen genauso effektiv wie bei Vampiren. Und
sie spürte seine plötzliche Angst, dass dies eine
Vorwarnung war.
In dem schwankenden kleinen Raum der Sänfte schlief
Stefano mit Bonnie in den Armen, während das Funkeln
von Macht sie beide umfangen hielt. Elena, die sich gut an
der Leiter der Sänfte festhielt, schwang sich hinein. Sie
legte Stefano eine Hand auf die Schulter und er erwachte.
»Was ist los? Stimmt irgendetwas nicht mit ihr?«, fragte
sie, während in ihrem Kopf eine dritte Frage summte:
»Weißt du es?«
Aber als Stefano den Blick seiner grünen Augen hob, stand
darin nur ein besorgter Ausdruck. Offensichtlich drang er
nicht in ihre Gedanken ein. Er war
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