Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
eines Tages eine
Gelegenheit bekommen, es dir wirklich zu zeigen.«
Etwas blitzte in Elena auf – sie fochten wieder mit Worten,
wie sie es bei ihrer ersten Begegnung getan hatten. »Eines
Tages? Klingt bequem. Und warum nicht jetzt?«
»Ist das dein Ernst?«
»Habe ich die Gewohnheit, Dinge zu sagen, die ich nicht
ernst meine?«
Sie wartete auf irgendeine Art von Entschuldigung, auf
Worte, die so schlicht und aufrichtig gesprochen wurden,
wie sie zu ihm gesprochen hatte. Stattdessen legte Damon
mit äußerster Sanftheit und ohne sich umzuschauen, um
festzustel en, ob irgendjemand sie beobachtete, seine
nackten H?nde auf Elenas mit einem Schal umwickelte
Wangen, zog den Schal mit dem Daumen unter ihre Lippen
und k?sste sie behutsam. Behutsam ? aber nicht kurz. Und
irgendetwas in Elena fl?sterte ihr immer wieder zu, dass
sie natürlich einen Ruf gehört hatte, von dem Moment an,
in dem sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, in dem sie
zum ersten Mal seine Aura zu ihr hatte sprechen hören. Sie
hatte damals nicht gewusst, dass es eine Aura war; sie
hatte nicht an Auren geglaubt. Sie hatte nicht an Vampire
geglaubt. Sie war eine ignorante kleine Idiotin gewesen …
Stefano! Eine Stimme wie Kristal ließ zwei Noten in ihrem
Gehirn erklingen, und plötzlich war sie imstande, sich aus
Damons Umarmung zu lösen und wieder zur Sänfte
zurückzuschauen. Dort regte sich nichts.
»Ich muss zurück«, erklärte sie schroff. »Ich muss wissen,
wie es Bonnie geht.«
»Du meinst, du wil st feststel en, wie es Stefano geht«,
sagte er. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Er
schläft tief und fest, genau wie unser kleines Mädchen.«
Elena verkrampfte sich. »Du hast sie beeinflusst? Ohne
sie zu sehen?« Es war eine wilde Vermutung, aber eine
Seite von Damons Mund zuckte in die Höhe, als gratuliere
er ihr. »Wie konntest du es wagen?«, rief sie.
»Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, wie ich es wagen
konnte.« Damon beugte sich wieder zu ihr vor, aber Elena
wandte die Wange ab und dachte: Stefano!
Er kann dich nicht hören. Er träumt von dir.
Elena war überrascht über ihre eigene Reaktion darauf.
Damon hatte ihren Blick wieder aufgefangen und hielt ihn
fest. Etwas in ihr schmolz angesichts der Intensit?t dieses
festen, schwarzen Blicks.
»Ich beeinflusse dich nicht; ich gebe dir mein Wort.« Im
Flüsterton. »Aber du kannst nicht leugnen, was zwischen
uns passiert ist, als wir das letzte Mal in dieser Dimension
waren.« Sein Atem war jetzt auf ihren Lippen – und Elena
wandte sich nicht ab. Sie zitterte.
»Bitte, Damon. Bring mir ein wenig Respekt entgegen. Ich
bin – oh Gott! Gott!«
»Elena? Elena! Elena! Was ist los?«
Es tut weh – das war al es, was Elena denken konnte. Ein
schrecklicher Schmerz hatte ihre Brust auf der linken Seite
durchzuckt. Als habe ihr jemand einen Dolch ins Herz
gerammt. Sie unterdrückte einen Aufschrei.
Elena, sprich mit mir! Wenn du es nicht kannst, sende mir
deine Gedanken, sprich!
Mit tauben Lippen sagte Elena: »Schmerz – Herzanfal …«
»Dafür bist du zu jung und zu gesund. Lass mich
nachschauen. « Damon öffnete ihr Oberteil. Elena ließ es
geschehen. Sie konnte selbst nichts tun, nur keuchen: »Oh
Gott! Es tut weh!«
Damons warme Hand war in ihrem Oberteil aus Leder und
Pelzen. Dann lag seine Hand auf der linken Seite und nur
ihr Hemdchen war zwischen seinen tastenden Fingern und
ihrem Fleisch. Elena, ich werde dir den Schmerz jetzt
nehmen. Vertrau mir.
Noch während er sprach, floss die stechende Qual von ihr
ab. Damons Augen wurden schmal, und Elena wusste,
dass er den Schmerz in sich selbst aufgenommen hatte,
um ihn zu analysieren.
»Es ist kein Herzanfal «, sagte er einen Moment später.
»Ich bin mir so sicher, wie ich es nur sein kann. Es ist mehr
so, als ob – nun, als ob du gepfählt worden wärst. Aber das
ist ein dummer Gedanke. Hmm … jetzt ist der Schmerz
weg.«
Für Elena hatte der Schmerz schon aufgehört, seit Damon
ihn auf sich genommen hatte, um sie zu beschützen.
»Danke«, hauchte sie und begriff plötzlich, dass sie sich an
ihn geklammert hatte, in dem maßlosen Entsetzen darüber,
sie würde sterben. Oder er würde sterben.
Er schenkte ihr ein seltenes vol es, aufrichtiges Lächeln.
»Es geht uns beiden gut. Es muss ein Krampf gewesen
sein.« Er senkte den Blick auf ihre Lippen. »Verdiene ich
einen Kuss?«
»Ich …« Er hatte sie getröstet; er hatte ihr
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