Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
gänzlich auf Bonnie
konzentriert. Gott sei Dank ist er ein so wunderbarer Mann,
dachte Elena zum tausendsten Mal.
»Ich habe versucht, sie zu wärmen«, erklärte Stefano.
»Nachdem sie aus der Trance zurückgekehrt war, zitterte
sie. Dann hörte sie auf zu zittern, aber als ich ihre Hand
ergriff, war sie kälter denn je. Jetzt habe ich sie mit Wärme
umhül t. Ich schätze, kurz darauf bin ich eingedöst.« Er fügte
hinzu: »Hast du irgendetwas gefunden?«
Ich habe Damons Lippen gefunden, dachte Elena wild,
zwang sich jedoch, die Erinnerung auszublenden. »Wir
haben nach dem See des silbernen Spiegels des Todes
gesucht«, sagte sie. »Aber al es, was ich sehen konnte,
war weiß. Der Schnee und der Nebel scheinen sich bis ins
Unendliche zu erstrecken.«
Stefano nickte. Dann zupfte er behutsam zwei warme
Schichten Luft auseinander und schob eine Hand hindurch,
um Bonnies Wange zu berühren. »Sie wird langsam
warm«, bemerkte er und lächelte.
Es dauerte lange, bis Stefano sich davon überzeugt hatte,
dass Bonnie warm war. Als er sich ganz sicher war,
wickelte er sie sachte aus der erhitzten Luft, die eine
Tasche um sie gebildet hatte, legte sie auf eine Bank und
setzte sich zu Elena auf die andere. Schließlich seufzte
Bonnie, blinzelte und schlug die Augen auf.
»Ich habe ein Nickerchen gemacht«, sagte sie; ihr war
offensichtlich bewusst, dass sie ein Weilchen geschlafen
hatte.
»Nicht direkt«, erwiderte Elena und hielt ihre Stimme sanft
und beruhigend. So wie Meredith es immer machte. »Du
bist in Trance gefal en, Bonnie. Erinnerst du dich an
irgendetwas?«
Bonnie fragte: »Ging es um den Schatz?«
»Darum, wozu der Schatz bestimmt ist«, antwortete
Stefano leise.
»Nein … nein …«
»Du hast gesagt, dass heute Nacht die letzte Mitternacht
sei«, erklärte Elena. Soweit sie sich erinnern konnte, war
Meredith ziemlich direkt. »Du hast über Fel ’s Church
gesprochen«, fügte sie hastig hinzu, als sie Erschrecken in
Bonnies Augen aufblitzen sah.
»Die letzte Mitternacht – und kein Morgen danach«, sagte
Bonnie. »Ich denke – ich habe jemanden diese Worte
sagen hören. Aber mehr nicht.«
Sie war scheu wie ein wildes Hengstfohlen. Elena erinnerte
sie daran, dass die Zeit in den beiden Welten
unterschiedlich schnel verging, aber das schien sie nicht zu
trösten. Schließlich setzte Elena sich einfach neben sie und
hielt sie im Arm.
In ihrem Kopf kreisten die Gedanken um Damon. Er hatte
ihr verziehen. Das war gut, obwohl er sich wahrhaftig Zeit
gelassen hatte. Aber die eigentliche Botschaft war die,
dass er bereit war, sie zu teilen. Oder zumindest bereit zu
sagen, dass er auf ihr Wohlwol en bedacht war. Wenn sie
ihn auch nur halbwegs kannte, würde er, fal s sie dem
jemals zustimmte – oh Gott, er würde Stefano viel eicht
ermorden. Wieder einmal. Schließlich hatte er genau das
getan, als Catarina auf die gleiche Idee gekommen war.
Elena konnte niemals ohne Sehnsucht an ihn denken. Sie
konnte niemals an ihn denken, ohne an Stefano zu denken.
Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sol te.
Sie steckte in Schwierigkeiten.
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
»Oha!«, rief Damon von draußen. »Sieht das außer mir
noch jemand?«
Elena sah es. Sowohl Stefano als auch Bonnie hatten die
Augen geschlossen; Bonnie war in Decken gehül t und
hatte sich an Elena gekuschelt. Sie hatten al e Vorhänge
der Sänfte heruntergelassen bis auf einen.
Aber Elena hatte durch diese Öffnung geschaut und
beobachtet, wie die ersten Nebelschwaden vorbeizogen –
zuerst dünne Strähnen von Nebel, aber dann längere,
vol ere Schleier und schließlich ganze Bänke, die sie völ ig
zu verschlucken schienen. Ihr kam es so vor, als würden sie
mit Absicht von der gefährlichen Dunklen Dimension
abgeschnitten, als passierten sie die Grenze zu einem Ort,
von dem sie nichts wissen durften und den sie erst recht
nicht betreten durften.
»Woher wissen wir, dass wir in die richtige Richtung
unterwegs sind?«, rief Elena Damon zu, nachdem Stefano
und Bonnie aufgewacht waren. Sie war froh, wieder reden
zu können.
»Die Thurgs wissen es«, rief Damon zurück. »Man setzt sie
in einer Richtung in Marsch, und sie halten sich an diese
Richtung, bis irgendjemand sie aufhält oder …«
»Oder was?«, brül te Elena durch die Öffnung.
»Bis wir einen Ort wie diesen erreichen.«
Es war ganz offensichtlich ein Köder, und weder Stefano
noch Elena konnten der Versuchung
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