Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
halten. Sie hatten
absolut nicht vor, dem Thurg zu helfen.
Genau in diesem Moment hörte sie einen schril en Schrei –
nicht al zu weit entfernt. Bonnie war in Schwierigkeiten –
nein! Bonnie hatte Land entdeckt!
Elena verlor keine einzige Sekunde. Sie warf ihren
Rucksack aufs Eis und schlitterte direkt zurück zu dem
Thurg-Weibchen.
Da war es, so riesig, so jämmerlich, so hilflos. Genau das,
was sie vor anderen gottverfluchten Höl enmonstern in der
Dunklen Dimension beschützt hatte – der gewaltige Leib –,
war jetzt ein Nachteil für die Thurgs. Elena wurde eng um
die Brust, als trüge sie ein Korsett.
Doch dann wurde das Tier plötzlich ruhiger. Biratz hörte
auf, ihr linkes Hinterbein aus dem Eis zu zerren, was
bedeutete, dass sie das Eis nicht länger aufwühlte.
Jetzt befand sich Biratz in einer Art hockenden Position
und bemühte sich zu verhindern, dass ihre drei trockenen
Beine ebenfal s einsackten. Das Problem war, dass sie
sich zu sehr bemühte und dass es nichts gab, wogegen sie
sich stemmen konnte – außer zerbrechlichem Eis.
»Elena!« Stefano war jetzt in Hörweite. »Geh nicht näher
heran!«
Aber noch während er das sagte, entdeckte Elena ein
Zeichen. Nur wenige Schritte entfernt, lag auf dem Eis der
Stock, den Pelat benutzt hatte, um die Thurgs anzutreiben.
Im Vorbeischlittern hob sie ihn auf und dann sah sie ein
weiteres Zeichen. Rötliches Heu und die riesige Plane, die
das Heu abgedeckt hatte, lagen hinter dem Thurg-
Weibchen. Zusammen bildeten sie einen breiten Pfad, der
weder nass noch glitschig war.
»Elena!«
»Das wird ganz einfach, Stefano!«
Sie zog ein Paar trockener Socken aus ihrer Manteltasche
und streifte sie über ihre Stiefel. Dann befestigte sie den
Stock an ihrem Gürtel und begann, um ihr Leben zu rennen.
Ihre Stiefel waren aus Pelz mit etwas wie Filz darunter und
mit den Socken als zusätzlicher Hilfe fanden sie auf der
Plane Halt und katapultierten sie vorwärts. Sie gab ihr
Bestes und wünschte sich vage, Meredith wäre hier
gewesen, um diese Aufgabe zu übernehmen. Aber
immerhin kam sie voran, bis sie das Ende der Plane
erreichte. Dort trieben Eisschol en im Wasser.
Der Thurg hatte sich so weit hingelegt, dass es möglich
schien hinaufzuklettern. Sie musste das Tier nur erst einmal
erreichen …
Zwei Schritte bis zum Absprung. Ein Schritt bis zum
Absprung.
HOPP!
Elena stieß sich mit dem rechten Fuß ab, fog für eine
endlos scheinende Zeit durch die Luft und – schlug auf dem
Wasser auf.
Sofort war sie von Kopf bis Fuß durchnässt und der Schock
des eisigen Wassers war unglaublich. Es packte sie wie
ein Ungeheuer mit einer Hand vol gezackter Eisscherben.
Es machte sie blind mit ihrem eigenen Haar, es verschlang
jegliche Geräusche aus dem Universum.
Irgendwie gelang es ihr, Mund und Augen von ihrem Haar
zu befreien. Sie begriff, dass sie nur ein kleines Stück unter
der Wasseroberfläche war und dass sie sich lediglich nach
oben stemmen musste, bis ihr Mund durch die Oberfläche
brach und sie köstliche Luft in ihre Lungen saugen konnte,
woraufhin sie einen Hustenanfal bekommen würde.
Als sie endlich nach oben kam, erinnerte sie sich an den
alten Aberglauben, dass ein Ertrinkender sich dreimal aus
dem Wasser erhebt und dann für immer versinkt.
Aber das Seltsame war, dass sie nicht sank. Sie nahm
einen dumpfen Schmerz im Oberschenkel wahr, doch sie
ging nicht unter.
Sehr, sehr langsam begriff sie, was geschehen war. Sie
hatte den Rücken des Thurgs verfehlt, war aber auf seinem
dicken Reptilienschwanz gelandet. Eines von dessen
gezahnten Gliedern hatte ihr die Haut aufgerissen, aber sie
würde nicht versinken.
Also … jetzt … brauche ich nur auf den Thurg zu klettern,
überlegte sie langsam. Al es schien langsam zu gehen, weil
rund um ihre Schultern Eisberge auf und ab hüpften.
Sie hob eine im Pelzhandschuh steckende Hand und griff
nach dem nächsten Schwanzauswuchs. Das Wasser
nach dem nächsten Schwanzauswuchs. Das Wasser
machte zwar ihre durchweichten Kleider schwerer, trug
jedoch auch etwas von ihrem Gewicht. Es gelang ihr, sich
auf das n?chste Schwanzglied zu ziehen. Und auf das ?
bern?chste. Und dann erreichte sie den Rumpf. Doch sie
musste vorsichtig sein ? es gab keine Stel en mehr, an die
sie ihre F??e h?tte setzen k?nnen. Stattdessen suchte sie
mit den H?nden Halt und fand tats?chlich etwas. Einen
zerrissenen Riemen von der Heutrage.
Keine gute Idee –
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