Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
in H?
nden hatte und als Sage mit seinen zwei aus Kopfkissen
gemachten S?cken ?ber der Schulter aussah wie eine
Kreuzung zwischen Knecht Ruprecht und einem gebr?
unten, zauberhaften, langhaarigen Herkules ? da warfen sie
einen letzten Blick auf das verw?stete Torhaus.
»In Ordnung«, sagte Sage. »Es wird Zeit, dass wir uns den
Wächtern stel en.« Er schenkte Bonnie ein beruhigendes
Lächeln.
Wie gewöhnlich hatte Sage recht. Sobald sie mit ihrer
Beute herauskamen, wurden sie von Wächtern aus zwei
verschiedenen Dimensionen erwartet. Zum einen waren da
diejenigen, die eine vage Ähnlichkeit mit Elena hatten:
blondes Haar, dunkelblaue Augen, schlank. Zum anderen
gab es die Wächter der Unterwelt, die im Rang über
diesen zu stehen schienen und bei denen es sich um
geschmeidige Frauen mit einer so dunklen Haut handelte,
dass sie beinahe ebenholzschwarz war, und mit Haar, das
sich wie eine eng anliegende Kappe auf ihren Köpfen
kräuselte. Hinter ihnen warteten leuchtende goldene
Luftautos.
»Ihr steht unter Arrest«, sagte eine der dunkelhaarigen
Frauen, die keineswegs so aussah, als genösse sie ihre
Arbeit, »weil ihr Schätze, die rechtmäßig dem Himmlischen
Hof gehören, aus dieser Stätte geholt habt, wo sie der
Vereinbarung zufolge aufbewahrt werden sol ten, nach den
Gesetzen unserer beider Dimensionen.«
Und dann ging es nur noch darum, sich an die goldenen
Luftautos zu klammern, während sie sich gleichzeitig an
ihre ungesetzlich erworbene Beute klammerten.
Der Himmlische Hof war … himmlisch. Perlmuttweiß mit
einem schwachen Anfug von Blau. Mit Minaretten. Es war
ein weiter Weg von dem schwer bewachten Tor – wo Elena
einen dritten Typ Wächter gesehen hatte, mit kurzem rotem
Haar und schräg stehenden, durchdringenden grünen
Augen – zu dem eigentlichen Palast, der eine ganze Stadt
zu umfassen schien.
Aber als sie zum Thronsaal geführt wurden, traf die
Häftlinge etwas wie ein Kulturschock. Der Saal war viel
größer und viel prächtiger als jeder Raum, den Elena sich
jemals hätte vorstel en können. Kein Bal und keine Gala in
den Dunklen Dimensionen hätte sie auch nur im Mindesten
auf dies hier vorbereiten können. Die Kathedralendecke
schien zur Gänze aus Gold gemacht zu sein, ebenso wie
die Doppelreihe prachtvol er Säulen. Der Boden war aus
kunstvol gemustertem Malachit und gold durchwirktem
Lapislazuli, wobei das Gold anscheinend zum Verfugen
benutzt worden war – und noch dazu mit vol en Händen. Die
drei goldenen Springbrunnen in der Mitte des Saals (der
zentrale Brunnen war der größte und kunstvol ste) warfen
nicht etwa Wasser in die Luft, sondern zart parfümierte
Blütenblätter, die wie Diamanten funkelten, wenn sie ihren
Scheitelpunkt erreichten und dann wieder
hinunterschwebten. Buntglasfenster in so leuchtenden
Farben, dass Elena sich nicht erinnern konnte, solche
jemals zuvor gesehen zu haben, warfen Regenbogenlicht
wie einen Segen von jeder Wand herab und verliehen dem
ansonsten kühlen Gold Wärme.
Sage, Elena, Stefano und Bonnie saßen auf kleinen
bequemen Stühlen nur wenige Schritte hinter einem großen
Podest, das mit einem fantastisch gewebten goldenen
Tuch verh?ngt war. Die Sch?tze waren vor ihnen
ausgebreitet, w?hrend Diener, die in wal endes Blau und
Gold gewandet waren, die Gegenst?nde ? einen nach dem
anderen ? dem gegenw?rtig herrschenden Triumvirat
zeigten.
Das Triumvirat setzte sich zusammen aus jeweils einer
Wächterin jeden Typs – blond, dunkelhaarig, rothaarig. Ihre
Sitze auf dem Podest stel ten sicher, dass sie hoch über –
und weit entfernt von – ihren Bittstel ern waren. Aber als sie
Macht in ihre Augen fließen ließ, konnte Elena genau
erkennen, dass jede von ihnen auf einem kostbaren, mit
Juwelen besetzten goldenen Thron saß. Sie sprachen leise
miteinander und bewunderten die Königliche Radhika-
Blume – gegenwärtig ein blauer Rittersporn. Dann lächelte
die Dunkelhaarige und schickte eine ihrer Dienerinnen aus,
die einen Topf mit Erde holen sol te, in der die Pflanze
überleben konnte.
Elena starrte blicklos auf die anderen Schätze. Eine
Gal one Wasser vom Springbrunnen Ewiger Jugend und
Ewigen Lebens. Sechs ungeöffnete Flaschen
schwarzmagischen Weins und die Scherben von
mindestens genauso vielen Flaschen um sie herum. Ein
flammender Regenbogen – der mit den Buntglasfenstern
wetteifern konnte – aus faustgroßen Juwelen, einige davon
unbearbeitet, andere
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