Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
der Grund, warum ich dich jetzt gefragt
habe«, sagte die geschäftsmäßige Blondine. »Es war eine
verunglückte Mission, aber du verstehst doch, dass wir nur
versucht haben, dich zu rekrutieren, ja? Es ist eine
traditionel e Methode. Denn unsere Gene machen uns zu
den Besten, wenn es darum geht, mit mächtigen,
unvernünftigen Dämonen fertig zu werden, die auf
traditionel e Stärke nicht reagieren, sondern spontane,
aber beherrschte Reaktionen erfordern.«
Elena unterdrückte einen Schrei. Einen Schrei des Zorns –
der Qual – der Ungläubigkeit – der Schuld – sie wusste es
nicht. Ihre Pläne. Ihre Intrigen. Die Art, wie sie in alten
Tagen mit al den wilden Jungs umgegangen war – es war
al es genetisch. Und … ihre Eltern … wofür waren sie
gestorben?
Stefano stand auf. Sein Kinn war hart und seine grünen
Augen leuchteten brennend. Da war keine Sanftheit in
seinem Gesicht. Er umklammerte Elenas Hand, und sie
hörte: Wenn du kämpfen willst, bin ich dabei.
Mais, non. Elena drehte sich um und sah Sage. Seine
telepathische Stimme war unverkennbar. Sie war
gezwungen zuzuhören. Wir können sie nicht auf ihrem
eigenen Territorium bekämpfen und besiegen. Nicht
einmal ich kann das. Aber was du tun kannst, ist, sie
zahlen zu lassen! Elena, meine Tapfere, die Geister
deiner Eltern haben zweifellos ein neues Heim gefunden.
Es wäre grausam, sie zurückzuzerren. Aber lass uns von
den Richterinnen alles verlangen, was du begehrst. Für
ein Jahr und einen Tag in der Vergangenheit, verlange,
was immer du wünscht! Ich denke, dass wir dich alle
unterstützen werden.
Elena hielt inne. Sie betrachtete die Richterinnen, und sie
betrachtete die Schätze. Sie betrachtete Bonnie und
Stefano, die abwarteten. In ihren Augen stand Zustimmung.
Dann sagte sie langsam zu den Richterinnen: »Das wird
euch wirklich etwas kosten. Und ich wil nicht hören, dass
irgendetwas davon unmöglich sei. Für al eure Schätze, die
ihr zurückbekommt, ebenso wie den magischen Schlüssel
… wil ich mein altes Leben. Nein, ich wil ein neues Leben
und mein echtes altes Leben hinter mir lassen. Ich wil
Elena Gilbert sein, genauso, als hätte ich die Highschool
abgeschlossen, und ich wil aufs Dalcrest Col ege gehen.
Ich wil am Morgen im Haus meiner Tante Judith aufwachen
und feststel en, dass niemand begreift, dass ich fast zehn
Monate fort war. Und ich wil einen Notendurchschnitt von
eins Komma fünf für mein letztes Jahr in der Highschool –
f?r al e F?l e. Und ich wil , dass Stefano al diese Zeit
friedlich in der Pension gelebt hat, und dass al e ihn als
meinen Freund akzeptiert haben. Und ich wil , dass absolut
al es, was Shinichi und Misao und die Person, f?r die sie
arbeiteten, getan haben, ungeschehen gemacht und
vergessen wird. Ich wil , dass ihr Auftraggeber tot ist. Und
ich wil , dass ihr auch al es, was Nicolaus in Fel ’s Church
angerichtet hat, ungeschehen macht. Ich wil Sue Carson
zurück! Ich wil Vickie Bennett zurück! Ich will alle zurück!«
Bonnie sagte schwach: »Selbst Mr Tanner?«
Elena verstand. Wenn Mr Tanner nicht gestorben wäre –
wenn man ihm nicht auf mysteriöse Weise das Blut aus
dem Körper gesaugt hätte –, dann wäre Alaric Saltzman
niemals nach Fel ’s Church gerufen worden. Elena
erinnerte sich an Alaric in ihrer außerkörperlichen
Erfahrung: sandfarbenes Haar, lachende haselnussbraune
Augen. Sie dachte an Meredith und seine Beinahe-
Verlobung mit ihr.
Aber wer war sie, dass sie sich herausnahm, Gott zu
spielen? Dass sie einfach bestimmte: Ja, diese Person
kann sterben, weil sie unliebsam und unbeliebt war, aber
diese muss leben, weil sie meine Freundin war.
KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG
»Das ist kein Problem«, sagte die blonde Richterin,
Ryannen, unerwartet. »Wir können es so regeln, dass euer
Mr Tanner einen scheinbaren Vampir-Angriff abgewehrt
und die Schule Alaric Saltzman hinzugezogen hat, um
seinen Platz einzunehmen und Nachforschungen
anzustel en. In Ordnung, Idola?«, wandte sie sich an die
Rothaarige, und dann an die Dunkelhaarige: »In Ordnung,
Susurre?«
Elena fand das nicht in Ordnung. Doch sie wusste nur, dass
ihre Stimme heiser geworden war und dass ihr Blick von
Tränen getrübt war. »Und … für den magischen Schlüssel –
wil ich …«
Stefano drückte ihre Hand. Elena wurde plötzlich bewusst,
dass sie al e drei neben ihr standen. Und sie zeigten al e
drei den gleichen Gesichtsausdruck.
Weitere Kostenlose Bücher