Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
»sie sind sehr,
sehr beeindruckt. Das geschieht nicht oft. Sprecht
unterwürfig und haltet den Kopf gesenkt, und ich denke, ihr
werdet bekommen, was eure Herzen begehren.«
Sie gingen, der Inbegriff der Unterwürfigkeit, dorthin, wo
vier scharlachrote Kissen auf dem Boden lagen. Früher
hätte Elena sich geweigert, sich zu erniedrigen. Jetzt war
sie dankbar für ein weiches Kissen unter ihren Knien.
Aus solcher Nähe konnten sie sehen, dass jede der hohen
Richterinnen ein Diadem aus einem Edelmetal trug, von
dem ihr ein einzelner Stein auf die Stirn hing.
»Wir haben euer Gesuch erwogen«, sagte die
Dunkelhaarige, deren wei?goldenes Diadem und sein
Diamantanh?nger Elena mit Nadelstichen von Lila, Rot und
Marineblau blendete. ?Oh ja?, f?gte sie lachend hinzu. ?
Wir wissen, was ihr wol t. Selbst eine W?chterin auf der
Stra?e m?sste ihre Aufgabe schon sehr schlecht machen,
um es nicht zu wissen. Ihr wol t, dass eure Stadt ? erneuert
wird. Dass die niedergebrannten Geb?ude wieder
aufgebaut werden. Dass die Opfer der Malach-Pest
wiedererschaffen werden, dass ihre Seelen wieder in
Fleisch geh?l t werden und ihre Erinnerungen ??
»Aber zuerst«, unterbrach die blonde Frau sie und machte
eine ungeduldige Handbewegung, »müssen wir nicht etwas
anderes erledigen? Denn dieses Mädchen – Elena Gilbert
– wird viel eicht nicht als Sprecherin für ihre Gruppe
verfügbar sein. Wenn sie zu einer Wächterin wird, gehört
sie nicht mehr zu den Bittstel ern.«
Die Rothaarige warf den Kopf wie ein ungeduldiges Fohlen
in den Nacken, sodass das Rotgold ihres Diadems
aufblitzte und der Rubin auf ihrer Stirn schimmerte. »Ah,
dann sprich weiter, Ryannen. Wenn ihr auf derart niedrigem
Niveau rekrutiert …«
Die geschäftsmäßige Blondine ignorierte diese
Bemerkung, beugte sich jedoch vor. Ihr gelbgoldenes
Diadem mit dem Saphiranhänger hielt einen Teil ihres
Haares aus ihrem Gesicht zurück. »Wie sieht es damit aus,
Elena? Ich weiß, dass unsere erste Begegnung …
unglücklich war. Es tut mir leid, dass musst du mir glauben.
Aber du warst auf dem Weg, eine vol e Wächterin zu
werden, als wir Anweisungen von Oben hatten, dich in
einen neuen Körper zu h?l en, damit du dein Leben als
Mensch wieder aufnehmen konntest.?
»Ihr habt das getan? Natürlich habt Ihr das.« Elenas
Stimme war sanft und leise und schmeichelnd. »Ihr könnt
al es tun. Aber – unsere erste Begegnung? Ich erinnere
mich nicht …«
»Du warst zu jung, und du hast nur einen Blitz aus unserem
Luftauto gesehen, als es an dem Fahrzeug deiner Eltern
vorbeiglitt. Es sol te eigentlich ein unbedeutender Unfal mit
nur einem scheinbaren Opfer geben – dir. Aber
stattdessen …«
Bonnie schlug die Hände vor den Mund. Sie begriff
offensichtlich etwas, das Elena nicht begriff. Das
»Fahrzeug« ihrer Eltern …? Das letzte Mal, dass sie mit
ihrem Vater und ihrer Mutter – und der kleinen Margaret –
gefahren war, war der Tag des Unfal s gewesen. Der Tag,
an dem sie ihren Vater abgelenkt hatte, der gefahren war
…
»Schau, Daddy! Schau dir das hübsche …«
Und dann war der Aufpral gekommen.
Elena vergaß, unterwürfig zu sein und den Kopf gesenkt zu
halten. Tatsächlich hob sie den Kopf und begegnete dem
Blick gold gesprenkelter blauer Augen, die ihren so sehr
ähnelten. Ihr eigener Blick war, das wusste sie,
durchdringend und hart.
»Ihr … habt meine Eltern getötet?«, flüsterte sie.
»Nein, nein!«, rief die Dunkelhaarige. »Es war eine
missglückte Mission. Wir sol ten nur für wenige Minuten in
die Erddimension eindringen. Aber, und das war ziemlich
unerwartet, dein Talent ist plötzlich aufgeblitzt. Du hast
unser Luftauto gesehen. Statt eines Unfal s mit nur einem
scheinbaren Opfer: dir, hat dein Vater sich umgedreht, um
zu uns hinüberzuschauen, und …« Langsam verlor sich ihre
Stimme, während Elena sie ungläubig anstarrte.
Bonnie schaute blicklos ins Leere, beinahe als sei sie in
Trance. »Shinichi«, hauchte sie. »Dieses komische Rätsel
von ihm – oder was immer es war. Dass einer von uns
gemordet habe und dass es nichts damit zu tun habe, ein
Vampir zu sein, und dass es auch keine Tötung aus Mitleid
war …«
»Ich hatte angenommen, dass ich gemeint war«, sagte
Stefano leise. »Meine Mutter hat sich nach meiner Geburt
nie richtig erholt. Sie ist gestorben.«
»Aber das macht dich nicht zum Mörder!«, rief Elena.
»Nicht wie mich. Nicht wie mich!«
»Nun, das war
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