Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
h?ngenden Jungen gepackt. Einen Moment lang
versp?rte er den hilflosen Impuls, den Jungen einfach fal en
zu lassen. Der Junge starrte ihn an, aber mit unheimlichen,
Angst einfl??enden Augen, die halb in die H?hlen zur?
ckgerol t waren. Statt ihn fal en zu lassen, patschte Matt ihm
einen Klebezettel auf die Stirn und schwenkte ihn herum,
damit er ihn auf den Kofferraum des Wagens setzen
konnte.
Eine Pause. Dann Geheul. Der Junge musste mindestens
vierzehn sein, aber ungefähr dreißig Sekunden, nachdem
der Bann gegen das Böse – wenn auch nur in
Taschenformat – auf seiner Stirn klebte, schluchzte er ein
echtes, kindliches Schluchzen.
Wie eine einzige Person stießen die kriechenden Kinder
ein Zischen aus. Es war wie eine riesige Dampfmaschine.
Hssssssssssssssssssss.
Sie begannen, sehr schnel ein und aus zu atmen, als
steigerten sie sich in einen neuen Zustand hinein. Das
Kriechen verlangsamte sich. Und sie atmeten so schwer,
dass Matt sehen konnte, wie ihre Flanken einfielen und sich
wieder fül ten.
Als Matt sich umdrehte, um eine weitere Gruppe von ihnen
anzusehen, erstarrten sie, bis auf die unnatürliche Atmung.
Aber er konnte spüren, dass die Kinder ihm näher kamen.
Inzwischen schlug Matt das Herz bis zum Hals und der
eigene Puls dröhnte ihm in den Ohren. Gegen eine Gruppe
konnte er kämpfen – aber nicht mit einer weiteren Gruppe
im Rücken. Einige von ihnen sahen aus, als seien sie zehn
oder elf. Einige schienen fast in seinem Alter zu sein.
Einige waren M?dchen, um Gottes wil en. Matt erinnerte
sich daran, was besessene M?dchen getan hatten, als er
ihnen das letzte Mal begegnet war, und versp?rte heftigen
Abscheu.
Aber er wusste, dass seine Übelkeit sich noch verstärken
würde, wenn er zu dem Jungen hinaufschaute, der
irgendetwas aus dieser Tüte verschlang. Er konnte
Schmatzen hören, Kauen – und er konnte ein dünnes,
kleines Pfeifen hilflosen Schmerzes und schwachen
Kampfes gegen die Tüte hören.
Hastig fuhr er wieder herum, um die andere Seite von
Kriechern fernzuhalten, dann zwang er sich aufzublicken.
Mit einem leisen Knacken fiel der Mül beutel herunter, als er
ihn packte, aber der Junge hielt fest, was darin war …
Oh mein Gott. Er isst ein Baby! Ein Baby! Ein …
Er riss den Jungen vom Baum, und seine Hand klatschte
ihm automatisch einen Klebezettel auf den Rücken. Und
dann – dann sah er Gott sei Dank das Fel . Es war kein
Baby. Es war zu klein für ein Baby, selbst für ein
Neugeborenes. Aber es wurde verspeist.
Der Junge hob Matt sein blutiges Gesicht entgegen, und
Matt erkannte, dass es Cole Reece war. Cole war erst
dreizehn und lebte direkt nebenan. Aber Matt hatte ihn
bisher nicht erkannt.
Coles Mund stand jetzt vor Entsetzen weit offen und die
Augen traten ihm vor Grauen und Schmerz aus den Höhlen.
Tränen und Schnodder strömten ihm übers Gesicht.
»Er hat mich dazu gebracht, Toby zu essen«, begann er in
einem Flüsterton, der zu einem Schrei wurde. »Er hat mich
dazu gebracht, mein Meerschweinchen zu essen! Er hat
mich dazu gebracht ? warum warum warum hat er das
getan? ICH HABE TOBY GEGESSEN!«
Er erbrach sich über Matts Schuhe. Das Erbrochene war
blutrot.
Ein barmherziger Tod für das Tier, schnell, dachte Matt.
Aber dies war das Schwerste, was er je zu tun versucht
hatte. Wie machte man das – ein harter Tritt auf den Kopf
des Geschöpfs ? Er konnte es nicht. Er musste zuerst
etwas anderes probieren.
Matt zog einen Klebezettel ab und drückte ihn auf das Fel ,
wobei er versuchte, nicht hinzuschauen. Und einfach so war
es vorüber. Das Meerschweinchen erschlaffte. Der Zauber
hatte aufgelöst, was immer es bis zu diesem Punkt am
Leben erhalten hatte.
Auf Matts Händen waren Blut und Erbrochenes, aber er
zwang sich dazu, sich Cole zuzuwenden. Cole hatte die
Augen fest zusammengepresst, und kleine, erstickte Laute
kamen über seine Lippen.
Etwas in Matt zersprang.
»Ihr wol t etwas hiervon?«, rief er und hielt der einen
Gruppe von Kindern den Block mit Klebezetteln hin, als sei
er der Revolver, den er bei Mrs Flowers zurückgelassen
hatte. Dann wirbelte er abermals herum und schrie: »Ihr
wol t etwas davon? Wie wäre es mit dir? Mit dir, Josh?«
Jetzt erkannte er Gesichter. »Und du, Madison? Wie wäre
es mit dir, Bryn? Versuch’s doch mal! Versucht es doch
alle mal! VERSUCHT ES …«
Etwas berührte ihn an der Schulter. Er fuhr herum, den
Klebezettel bereit. Dann erstarrte er und
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