Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
Rest des Feldes unterscheidet, könnte der Hinweis sein,
den wir brauchen, um den Weg hinaus zu finden.«
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»Wir werden das ganze Feld absuchen?«, fragte Bonnie entsetzt. »Es ist
riesig.«
»Wir nehmen uns immer nur ein kleines Stück vor«, sagte Elena
ermutigend.
Sie stellten sich in passendem Abstand zueinander auf und gingen los
und spähten in alle Richtungen. Sie suchten still und konzentriert, aber
von einem Tor war weit und breit nichts zu entdecken. Während sie
dahinschritten, änderte sich ihre Umgebung nicht im Geringsten. Endlose
Reihen gleichförmiger Rosenbüsche erstreckten sich in alle Richtungen,
jeweils ungefähr einen Meter voneinander entfernt, sodass eine Person
leicht dazwischen hindurchgehen konnte.
Die ewige Mittagssonne brannte unbehaglich auf ihre Köpfe nieder, und
Elena wischte sich Schweißperlen von der Stirn. Der Duft der Rosen hing
schwer in der warmen Luft; zuerst hatte Elena ihn als angenehm empfun-
den, aber jetzt war er geradezu Übelkeit erregend, wie ein zu süßes Par-
füm. Die perfekten Grashalme bogen sich unter ihren Füßen, dann
sprangen sie unversehrt wieder auf, als seien sie nie zerdrückt worden.
»Wenn doch nur eine kleine Brise wehen würde«, beklagte Bonnie sich.
»Aber ich glaube nicht, dass hier jemals ein Wind geht.«
»Dieses Feld muss irgendwann enden«, sagte Elena verzweifelt. »Es
kann nicht einfach bis in alle Ewigkeit so weitergehen.« Doch sie hatte das
dumpfe Gefühl in der Magengrube, dass es das vielleicht doch konnte . Dies
war schließlich nicht ihre Welt. Hier waren die Regeln anders.
»Also, wo ist Damon jetzt?«, fragte Bonnie plötzlich. Sie sah Elena nicht
an. Sie behielt das gleiche stetige Tempo bei, den gleichen vorsichtigen,
systematischen Blick. Aber in ihrer Stimme lag ein angespannter Unter-
ton, und Elena unterbrach ihre eigene Suche für einen Augenblick, um sie
schnell anzuschauen.
Die einzig mögliche Antwort auf Bonnies Frage traf Elena mit einer
Wucht, die sie wie angewurzelt stehen bleiben ließ. »Das ist es!«, rief sie.
»Bonnie, Matt, ich denke, Damon könnte hier sein. Vielleicht nicht genau
hier, nicht im Rosengarten, aber irgendwo in der Unterwelt, in der
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Dunklen Dimension.« Die beiden blieben ebenfalls stehen und sahen sie
verständnislos an.
»Damon wollte wieder hierher kommen, um nach dem Phantom zu
suchen«, erklärte Elena. »Er dachte ja, dass es uns von hier nach Hause
gefolgt sein könnte, als wir in unsere eigene Welt zurückkehrten. Also ist
das hier wahrscheinlich der Ort, an dem er seine Suche beginnen würde.
Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hatte er mir gesagt, er denke, er
könne das Phantom von hier aus, wo es hergekommen ist, besser bekämp-
fen. Wenn er hier ist, kann er uns vielleicht helfen, nach Fell’s Church
zurückzukommen.«
Damon, bitte, sei hier irgendwo. Bitte, hilf uns, flehte sie stumm.
Genau in diesem Moment erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. Vor
ihnen, zwischen zwei Rosenbüschen, die genauso aussahen wie alle ander-
en Rosenbüsche hier, nahm sie eine winzige Veränderung wahr, eine kaum
erkennbare Verzerrung. Es sah aus wie das Hitzeflimmern, das an den
heißesten, stillsten Sommertagen manchmal über dem Highway erschien,
wenn die Sonnenstrahlen auf den Asphalt trafen.
Aber hier gab es keinen Asphalt. Und doch hatte irgendetwas dieses
Flimmern verursacht.
Es sei denn, sie bildete sich das nur ein. Spielten ihre Augen ihr etwa
einen Streich und zeigten ihr eine Fata Morgana zwischen den
Rosenbüschen?
»Seht ihr das auch?«, fragte sie die anderen. »Dort drüben, ein klein
wenig rechts von uns?«
Bonnie und Matt spähten konzentriert in die Richtung, in die Elena
deutete.
»Vielleicht?«, sagte Bonnie zögernd.
»Ich denke, ja«, meinte Matt. »Die heiße Luft, die aufsteigt, richtig?«
»Richtig«, bestätigte Elena. Sie runzelte die Stirn und schätzte die Ent-
fernung ab. Vielleicht zehn Meter. »Wir sollten darauf zurennen«, sagte
sie. »Für den Fall, dass wir Schwierigkeiten haben, hindurchzukommen.
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Es könnte eine Art Barriere sein, die wir durchbrechen müssen, um hier
wegzukommen.«
»Wir sollten uns an den Händen fassen«, schlug Bonnie nervös vor.
»Ich will euch zwei nicht verlieren.«
Elena wandte den Blick nicht mehr von dem Flimmern in der Luft ab.
Wenn sie es aus den Augen verlor, würde sie es niemals wiederfinden,
nicht in dieser absolut gleichförmigen
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