Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
Umgebung. Sobald sie sich umdre-
hten, würden sie diese Stelle nicht mehr von irgendeiner anderen unter-
scheiden können.
Sie fassten einander an den Händen und starrten die vage Verzerrung
an, von der sie hofften, dass sie ein Tor war. Bonnie stand in der Mitte und
umklammerte Elenas linke Hand mit ihren zarten, warmen Fingern.
»Eins – zwei – drei – los«, zählte Bonnie, und dann rannten sie auch
schon. Sie stolperten durchs Gras und schlängelten sich zwischen den
Rosenbüschen hindurch. Der Abstand zwischen den Büschen war kaum
groß genug für drei Personen nebeneinander, und ein Dornenzweig verfing
sich in Elenas Haar. Aber sie konnte Bonnie nicht loslassen, und sie kon-
nte nicht stehen bleiben, also riss sie einfach den Kopf nach vorn, obwohl
ihr vor Schmerz die Tränen in die Augen schossen, als die Dornen an ihr-
em Haar zerrten. Doch sie rannte einfach weiter und ließ ein Haarbüschel
an dem Strauch hinter sich zurück.
Und dann hatten sie das Flimmern zwischen den Büschen erreicht. Aus
der Nähe war es sogar noch schwerer zu erkennen, und Elena zweifelte
daran, dass sie die richtige Stelle erwischt hatten, wäre da nicht die Verän-
derung in der Temperatur gewesen. Aus der Ferne mochte es wie ein
Hitzeflimmern ausgesehen haben, aber es war so kalt und frisch wie ein
Bergsee, trotz der warmen Sonne direkt über ihnen.
»Bleibt nicht stehen«, rief Elena. Und sie stürzten sich in die Kälte
hinein.
Binnen eines Augenblicks wurde alles schwarz, als habe jemand die
Sonne ausgeschaltet.
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Elena spürte, dass sie fiel, und klammerte sich verzweifelt an Bonnies
Hand.
Damon!, rief sie stumm. Hilf mir!
Kapitel Dreissig
Stefano raste den Weg zurück zur Pension wie ein Wahnsinniger. »Ich
fasse es nicht, dass ich einfach vergessen habe, ihm zu sagen, dass sein
Name erschienen ist«, sagte er, und es kam Meredith so vor, als hätte er es
gerade zum hundertsten Mal wiederholt. »Ich kann nicht fassen, dass wir
ihn im Stich gelassen haben.«
»Fahr bitte langsamer«, mahnte Meredith und versuchte, Matts Körper
auf der Rückbank festzuhalten, während Stefano mit quietschenden Reifen
um eine Ecke schoss. »Du fährst viel zu schnell.«
»Wir haben es eilig«, knurrte Stefano und riss den Wagen in eine
scharfe Rechtskurve. Alaric drehte sich auf dem Beifahrersitz um und warf
Meredith einen panischen Blick zu, als Stefano nur um Haaresbreite das
Müllauto verfehlte. Sie seufzte. Sie wusste, dass er seinen Fehler wieder-
gutmachen wollte. Er wollte wiedergutmachen, dass er Matt nicht sofort
davon erzählt hatte, wie in diesem Kräuterladen sein Name aufgetaucht
war. Aber es war nicht unbedingt die richtige Lösung, sie alle mit dem Höl-
lentempo umzubringen. Außerdem hätte es wahrscheinlich nichts am Aus-
gang der Dinge geändert, wenn Matt Bescheid gewusst hätte und sie bei
ihm geblieben wären. Ihre Vorsichtsmaßnahmen hatten Bonnie und Elena
ja auch nicht gerettet.
»Zumindest hast du Vampirreflexe«, stellte sie fest – mehr um Alaric zu
beruhigen, als aus besonderem Zutrauen in Stefanos Fahrkünste.
Sie hatte darauf bestanden, hinten bei Matt zu sitzen, und jetzt richtete
sie ihre Aufmerksamkeit auf ihn. Sie legte ihm eine Hand fest auf die
Brust, damit er nicht auf den Boden fiel, während der Wagen wild durch
die Kurven schlingerte.
Er war so reglos. Da war nichts von dem Zucken und den Augenbewe-
gungen, die man normalerweise bei einem Schlafenden beobachten kon-
nte, nur das stetige, flache Heben und Senken seiner Brust. Er schnarchte
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nicht einmal. Und dabei wusste sie von ihren Schul-Campingausflügen,
dass Matt schnarchte wie eine Kettensäge. Immer.
Meredith weinte niemals. Nicht einmal wenn das Schlimmste geschah.
Und sie würde auch jetzt nicht damit anfangen, nicht wenn sie ihre Ruhe
und Konzentration brauchte, um herauszufinden, wie sie ihre Freunde
retten konnte. Aber wenn sie die Art Mädchen gewesen wäre , die weinte,
und nicht die Art Mädchen, die strategische Pläne entwickelte, dann hätte
sie jetzt geschluchzt. Und tatsächlich stockte auch ihr ein wenig
schmerzhaft der Atem in der Kehle, bis sie sich wieder zu
leidenschaftsloser Gelassenheit gezwungen hatte.
Sie war als Einzige noch übrig. Von den vier alten Freunden, die ge-
meinsam Schule, Sommer und Jugend durchlebt hatten und dazu all das
Grauen, das die übernatürliche Welt ihnen entgegengeschleudert hatte,
war sie die Einzige, die
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