Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
verschwunden – du hast
von Anfang an als Wide Receiver gespielt und wir haben es mit dem Foot-
ballteam bis zur Staatsmeisterschaft gebracht.« Er grinste, und in Stefanos
Zügen spiegelte sich Freude wider.
Meredith hatte beinahe vergessen, dass Stefano mit Matt im Football-
team der Highschool gespielt hatte, bevor ihr Geschichtslehrer Mr Tanner
an Halloween im Spukhaus gestorben und die Hölle losgebrochen war. Sie
hatte beinahe vergessen, dass er und Matt echte Freunde waren, die
zusammen Sport trieben und miteinander herumhingen, trotz der Tat-
sache, dass sie beide Elena liebten.
Ist Matt wirklich immer noch in Elena verliebt?, fragte sie sich und warf
einen verstohlenen Blick auf Matts Hinterkopf. Sie war sich nicht sicher,
was Matt empfand, aber er war ihr immer als ein Junge erschienen, der,
wenn er sich verliebte, auch verliebt blieb. Allerdings war er zugleich so
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ehrenhaft, dass er niemals versuchen würde, eine Beziehung zu zerstören
– ganz egal, was er fühlte.
»Und«, fuhr Matt fort, »als Quarterback des Staatsmeisters reißen sich
die Colleges nur so um mich.« Er hielt inne, um ein breites, stolzes
Lächeln zu zeigen. »Anscheinend habe ich ein volles Sportstipendium für
die Kent State bekommen.«
Bonnie kreischte, Elena klatschte und Meredith und Stefano überschlu-
gen sich mit Glückwünschen.
»Und jetzt ich!«, rief Bonnie. »Ich schätze, ich habe in dieser Realität
mehr für die Schule getan. Was wahrscheinlich einfacher war, da eine
meiner besten Freundinnen nicht gestorben ist und mir daher Nachhilfe
geben konnte.«
»He!«, sagte Elena. »Meredith war immer die bessere Nachhilfelehrer-
in. Gib mir nicht die Schuld!«
»Wie dem auch sei«, sprach Bonnie weiter, »ich hab’s auf ein vier-
jähriges College geschafft! In unserem anderen Leben hatte ich mir nicht
mal die Mühe gemacht, mich für eins zu bewerben, weil mein Durch-
schnitt so schlecht war. Ich wollte am Community College einen Kranken-
pflegekurs besuchen wie Mary, obwohl ich mir gar nicht sicher bin, ob ich
wirklich Krankenschwester werden könnte. Igitt, wenn ich nur an Blut und
all die anderen Flüssigkeiten denke! Aber wie auch immer, meine Mom
hat heute Morgen gesagt, dass wir vor dem Labor-Day für mein Zimmer in
Dalcrest einkaufen gehen sollten.« Sie zuckte leicht die Achseln. »Ich
meine, okay, es ist nicht Harvard, aber ich bin trotzdem ziemlich
aufgeregt.«
Glückwünsche schallten durch das Auto, in die Meredith leise einstim-
mte. Sie war tatsächlich in Harvard angenommen worden.
»Ooh! Und … und«, Bonnie hüpfte vor Aufregung auf ihrem Platz auf
und ab, »und ich bin heute Morgen Vickie Bennett begegnet. Sie ist defin-
itiv nicht tot! Ich denke, sie war etwas überrascht, als ich sie umarmt habe.
Ich hab ganz vergessen, dass wir nie wirklich Freundinnen waren.«
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»Wie geht es ihr?«, erkundigte Elena sich interessiert. »Hat sie sich an
irgendetwas erinnert?«
Bonnie legte den Kopf schräg. »Es schien ihr gut zu gehen. Ich konnte
sie ja schlecht fragen, woran sie sich erinnert, aber sie hat weder was von
Vampiren gesagt noch von Tod oder so. Ich meine, sie war doch immer
eher ein bisschen hohl. Und sie hat mir erzählt, dass sie dich letztes
Wochenende im Stadtzentrum getroffen hätte und dass du ihr beim Lip-
gloss zu einer bestimmten Farbe geraten hast.«
Elena zog die Augenbrauen hoch. »Wirklich?« Sie hielt inne und fuhr
dann unsicher fort: »Fühlt sich eigentlich noch irgendjemand außer mir so
seltsam, was all das betrifft? Ich meine, es ist wunderbar – versteht mich
nicht falsch. Aber es ist auch seltsam, oder?«
»Es ist verwirrend «, gab Bonnie ihr recht. »Ich bin natürlich dankbar,
dass all diese schrecklichen Dinge vorbei sind und es allen gut geht. Ich
bin überglücklich, mein Leben zurückzuhaben. Aber mein Vater ist mir
heute Morgen beinahe ins Gesicht gesprungen, als ich fragte, wo Mary
sei.« Mary war eine von Bonnies älteren Schwestern, die letzte, die außer
Bonnie noch zu Hause lebte. »Er dachte, ich hätte wohl einen Witz reißen
wollen. Anscheinend ist sie vor drei Monaten mit ihrem Freund zusam-
mengezogen, und ihr könnt euch vorstellen, wie mein Dad das findet.«
Meredith nickte. Bonnies Dad war der typische väterliche Beschützer
und ziemlich altmodisch, was die Freundschaften seiner Töchter mit dem
anderen Geschlecht betraf. Wenn Mary mit ihrem Freund zusammenlebte,
musste er einem
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