Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
Sie war kein gewöhnlicher
Teenager, und wenn sie das Alaric tatsächlich erneut beweisen musste,
dann würde sie genau das tun. Dr. Sabrina Dell hin oder her.
Da tuckerte Matts Klapperkiste an den Straßenrand; Bonnie saß vorn
bei Matt, Elena und Stefano saßen dicht nebeneinander auf der Rückbank.
Meredith stand auf und ging über den Rasen auf den alten Ford zu.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Bonnie mit großen runden Augen, als sie
die Wagentür öffnete. »Du siehst aus wie vierzehn Tage Regenwetter.«
Meredith setzte eine leidenschaftslose Miene auf und suchte nach einer
Erklärung, die nicht lautete: Ich mache mir Sorgen, ob mein Freund mich
immer noch liebt. Schnell begriff sie, dass es noch einen anderen Grund
für ihre Anspannung gab, einen echten.
»Bonnie, jetzt habe ich die Pflicht, über alle zu wachen«, erwiderte
Meredith schlicht. »Damon ist tot. Stefano trinkt kein Menschenblut mehr
und ist dadurch in seinen Fähigkeiten eingeschränkt. Elenas Kräfte sind
verschwunden. Aber auch nach dem Sieg über die Kitsune brauchen wir
eine vernünftige Verteidigungsstrategie. Wir müssen immer noch auf der
Hut sein.«
Stefano legte den Arm fester um Elenas Schultern. »Jene Dinge, die
Fell’s Church so reizvoll für das Übernatürliche machen, die Linien der
Macht, die schon seit Generationen alle möglichen Arten von Wesen
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angezogen haben, sind immer noch da. Ich kann sie spüren. Und andere
Kreaturen werden sie ebenfalls spüren.«
Bonnies Stimme wurde vor Schreck lauter. »Also geht alles wieder von
vorn los?«
Stefano rieb sich den Nasenrücken. »Das denke ich nicht. Aber es kön-
nten andere Dinge passieren. Meredith hat recht, wir müssen wachsam
sein.« Er drückte Elena einen Kuss auf die Schulter und bettete seine
Wange auf ihr Haar. Es war keine Frage, dachte Meredith ironisch, warum
sich dieses spezielle übernatürliche Exemplar von Fell’s Church angezogen
gefühlt hatte. Jedenfalls nicht wegen der Machtlinien, die das Gebiet
durchzogen.
Elena spielte mit einer einzelnen dunkelroten Rose. Stefano musste sie
ihr wohl geschenkt haben. »Ist das der einzige Grund, warum du dir Sor-
gen machst, Meredith?«, fragte sie leichthin. »Deine Pflicht gegenüber
Fell’s Church?«
Meredith spürte, dass sie ein wenig errötete, aber ihre Stimme war
trocken und ruhig. »Ich denke, das ist Grund genug, meinst du nicht
auch?«
Elena grinste. »Oh, es ist wahrscheinlich wirklich Grund genug. Aber
könnte es vielleicht auch noch einen anderen Grund geben?« Sie beugte
sich zu Bonnie vor und zwinkerte ihr zu, woraufhin sich Bonnies ängst-
liche Miene etwas entspannte. »Wen kennen wir, der von all den
Geschichten, die du zu erzählen hast, fasziniert sein wird? Vor allem, wenn
er erfährt, dass die Geschichte noch nicht vorüber ist?«
Bonnies Lächeln wurde breiter. »Oh. Oh. Ich verstehe. Er wird gar nicht
in der Lage sein, an irgendetwas anderes zu denken, nicht wahr? Oder an
irgend jemand anderen.«
Jetzt entspannten sich Stefanos Schultern, und Matt schüttelte auf dem
Fahrersitz grinsend den Kopf. »Ihr drei«, sagte er voller Wärme. »Gegen
euch können wir Jungs einfach nicht an.«
Meredith schaute stur geradeaus, reckte leicht das Kinn vor und ignor-
ierte sie alle, als sie schließlich zu ihnen in den Wagen stieg. Elena und
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Bonnie kannten sie nur zu gut, sodass sie eigentlich hätte wissen müssen,
dass ihr Plan sofort durchschaut werden würde. Aber sie brauchte es nicht
zuzugeben.
Trotzdem wurde die Stimmung im Auto etwas unbeschwerter. Meredith
bemerkte, dass sie alle sich um Unbefangenheit bemühten und mit san-
ften, kleinen Scherzen und Neckereien versuchten, den Schmerz zu
lindern, den sowohl Elena als auch Stefano empfinden mussten.
Damon war tot. Meredith hatte während ihrer Zeit in der Dunklen Di-
mension einen vorsichtigen, wachsamen Respekt für den unberechenbar-
en Vampir entwickelt; Bonnie, so überlegte Meredith, musste etwas
Wärmeres für ihn empfunden haben, und Elena hatte ihn geliebt. Wirklich
geliebt. Und obwohl Stefanos Beziehung zu Damon seit Jahrhunderten
ziemlich, nun ja, problematisch gewesen war, waren sie eben doch Brüder
gewesen. Stefano und Elena litten, und alle wussten es.
Irgendwann hob Matt den Blick zum Rückspiegel, um Stefano
anzusehen.
»Hey«, sagte er, »ich hab es dir ja noch gar nicht erzählt. Aber in dieser
Realität hier bist du an Halloween nicht einfach
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