Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
vernünftig erscheinen ließ. Damon war ziemlich
unberechenbar.«
Meredith runzelte die Stirn. »Nein, du hast recht. So benimmt Stefano
sich normalerweise nicht. Vielleicht reagiert er so emotional, weil Elena
bedroht worden ist? Aber das ergibt keinen Sinn … Sie war schon früher in
Gefahr. Selbst als sie gestorben war – es hat ihm das Herz gebrochen, aber
wenn überhaupt, hat es ihn noch verantwortungsvoller gemacht, nicht
wilder.«
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»Aber als Elena tot war«, erinnerte Alaric sie, »war das Schlimmste, was
er sich vorstellen konnte, bereits geschehen. Es ist möglich, dass er de-
shalb so reizbar ist, weil er diesmal nicht weiß, woher die Bedrohung
kommt.«
Bonnie nippte an ihrem Tee und wirkte leicht weggetreten, Meredith
stieß ein nachdenkliches Hmm aus und Sabrina zog skeptisch eine Augen-
braue hoch. »Ich verstehe immer noch nicht, was ihr meint, wenn ihr sagt,
Elena sei gestorben. Wollt ihr damit andeuten, dass sie tatsächlich von den
Toten auferstanden ist?«
»Ja«, bestätigte Meredith. »Sie wurde in einen Vampir verwandelt und
dann dem Sonnenlicht ausgesetzt, und sie ist tatsächlich physisch
gestorben. Man hat sie begraben und alles. Später – Monate später – ist
sie zurückgekehrt. Sie ist jedoch wieder ein Mensch.«
»Das alles fällt mir sehr schwer zu glauben«, erklärte Sabrina
entschieden.
»Ehrlich, Sabrina«, sagte Alaric und warf entnervt die Hände hoch.
»Nach allem, was du gesehen hast, seit wir hier angekommen sind – dein
Schal hat dich fast erdrosselt, dann hat er einen Namen geformt, Bonnie
hatte eine Vision und Stefano ist praktisch geflogen, um dich zu retten –,
begreife ich nicht, warum du jetzt eine Grenze ziehst und sagst, du glaubst
nicht, ein Mädchen könne von den Toten zurückkehren.« Er hielt inne und
holte Luft. »Ich will nicht so hart klingen, aber wirklich.«
Meredith grinste. »Ob du es glaubst oder nicht, es ist wahr. Elena ist von
den Toten zurückgekehrt.«
Bonnie wickelte sich eine rote Locke um den Finger. Sie beobachtete,
wie sich ihr Finger weiß und rot unter der Haarsträhne abzeichnete. Elena.
Natürlich sprachen sie über Elena. Alle sprachen ständig über Elena. Ob
sie bei ihnen war oder nicht, alles, was sie taten oder dachten,
konzentrierte sich auf Elena.
Mit seinen nächsten Worten wandte sich Alaric an die ganze Gruppe.
»Stefano scheint überzeugt zu sein, dass mit ›Er will dich‹ Caleb gemeint
ist, aber ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt. Nach allem, was ich von
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Bonnies Visionen gesehen habe, und nach allem, was ihr mir darüber
erzählt habt, handeln sie nie von etwas, das sie genau vor der Nase hat.
Calebs Erscheinen – falls es überhaupt Caleb war – könnte Zufall gewesen
sein. Meinst du nicht auch, Meredith?«
Oh, spar dir ruhig die Mühe, mich nach meinen Visionen zu fragen,
dachte Bonnie bitter. Ich bin ja nur diejenige, die sie hat. Aber war das
nicht immer so? Sie war diejenige, die alle übersahen.
»Es könnte Zufall gewesen sein«, meinte Meredith zweifelnd. »Aber
wenn es nicht Caleb ist, von dem sie gesprochen hat, wer ist es dann? Wer
will Elena?«
Bonnie sah Matt verstohlen an, aber er starrte aus dem Fenster und
schien von dem Gespräch nichts mitzubekommen. Sie konnte sehen, dass
er Elena noch immer liebte, auch wenn sonst niemand davon wusste. Es
war wirklich ein Jammer: Matt war schrecklich süß. Er hätte mit jedem
Mädchen ausgehen können, aber er brauchte lange, um über Elena
hinwegzukommen.
Andererseits schien man über Elena niemals hinwegzukommen.
Mindestens die Hälfte der Jungs an der Robert-Lee-Highschool hatten ihr
so sehnsüchtig nachgeschaut, als würde sie sich plötzlich umdrehen und
ihnen in die Arme fallen. Und sicherlich waren die meisten der Jungs, mit
denen Elena ausgegangen war, später immer noch ein klein wenig in sie
verliebt gewesen, selbst nachdem Elena ihre Namen mehr oder weniger
vergessen hatte.
Es ist nicht fair, ging es Bonnie wieder durch den Kopf, und sie wickelte
ihr Haar noch fester um ihren Finger. Alle wollten immer nur Elena,
während Bonnie noch nie länger als einige Wochen einen festen Freund
gehabt hatte. Was stimmte nicht mit ihr? Die Leute sagten ihr immer, wie
süß sie sei, wie bewundernswert, wie witzig … Und dann schauten sie an
ihr vorbei zu Elena hinüber, und es war so, als würden sie Bonnie gar nicht
länger sehen.
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Immerhin hatte Damon, der umwerfende,
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