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Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot

Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot

Titel: Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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hinüberzuhumpeln, sie direkt neben Sabrina
    gesetzt.
    Stefano betrachtete sich nicht gerade als einen Experten in ro-
    mantischen Fragen – schließlich lebte er schon Hunderte von Jahren und
    hatte sich währenddessen nur zweimal verliebt, und dabei war seine Ro-
    manze mit Catarina auch noch eine einzige Katastrophe gewesen –, aber
    selbst er konnte die Spannung zwischen Meredith und Sabrina spüren. Er
    war sich nicht sicher, ob Alaric wirklich so ahnungslos war, wie es den An-
    schein hatte, oder ob er diese Ahnungslosigkeit nur in der Hoffnung
    vorschützte, dass die Situation sich bessern würde.
    Sabrina hatte inzwischen ein elegantes, weißes Sommerkleid angezogen
    und blätterte in einer Zeitschrift mit dem Titel Forensische Anthropologie.
    Sie wirkte kühl und gefasst. Meredith war dagegen ungewöhnlich
    schmutzig, und ihre schönen Züge und ihre glatte, olivfarbene Haut waren
    von Müdigkeit und Schmerz gezeichnet. Alaric hatte sich in einen Sessel
    neben dem Sofa gesetzt.
    Sabrina ignorierte Meredith und beugte sich zu Alaric vor.
    »Ich denke, das interessiert dich vielleicht«, sagte sie. »Es ist ein Artikel
    über die Zahnabdrücke auf mumifizierten Leichen, die man auf einer Insel
    ganz in der Nähe von Unmei no Shima gefunden hat.«
    Meredith warf Sabrina einen bösen Blick zu. »Oh ja«, murmelte sie.
    »Zähne, wie faszinierend.« Sabrina presste die Lippen zu einer schmalen
    Linie zusammen, erwiderte jedoch nichts.
    Alaric nahm die Zeitschrift mit einem höflich interessierten Murmeln
    entgegen, und Meredith runzelte die Stirn.
    Stefano runzelte ebenfalls die Stirn. Diese Anspannung zwischen
    Meredith, Sabrina und Alaric – und jetzt, da er genauer hinschaute, kon-
    nte er erkennen, dass Alaric genau wusste, was zwischen den beiden
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    jungen Frauen vorging, und dass er im gleichen Maße geschmeichelt, ver-
    ärgert und nervös war – störte Stefanos Kräfte.
    Als er widerstrebend Elenas Befehl gefolgt war und sich nach seiner
    Ankunft in der Pension hingesetzt und an seiner ersten Tasse Tee genippt
    hatte, hatte Stefano seine Kräfte benutzt und versucht zu spüren, ob mit
    Elena alles in Ordnung war oder ob irgendetwas sie unterwegs aufgehalten
    hatte. Ob Caleb sie aufgehalten hatte.
    Aber er hatte sie nicht finden können, nicht einmal, nachdem er die
    Reichweite seiner Sinne vollkommen ausgereizt hatte. Ein- oder zweimal
    hatte er einen flüchtigen Eindruck von etwas aufgefangen – ein sehr spezi-
    elles Geräusch, ein spezieller Geruch, eine spezielle Aura –, das unmissver-
    ständlich auf Elena hindeutete, aber dann war es ihm wieder entglitten.
    Er hatte die Tatsache, dass er sie nicht aufspüren konnte, seinen
    schwächer werdenden Kräften zugeschrieben, aber jetzt war ihm klar, was
    ihn daran hinderte: all die Gefühle in diesem Raum – die hämmernden
    Herzen, die wütende Röte auf den Gesichtern, der beißende Geruch von
    Eifersucht.
    Stefano zog sich zurück und versuchte, den Zorn zu ersticken, der in ihm
    aufstieg. Diese Leute – seine Freunde, rief er sich ins Gedächtnis – störten
    ihn nicht mit Absicht. Sie konnten nichts für ihre Gefühle. Er nahm einen
    Schluck von seinem schnell abkühlenden Tee und versuchte zu
    entspannen, bevor er womöglich die Kontrolle verlor. Der Geschmack ließ
    ihn zusammenzucken. Es war nicht Tee, wonach es ihn verlangte, begriff
    er. Er musste bald in den Wald hinaus und jagen. Er brauchte Blut.
    Nein, zuerst musste er herausfinden, was genau Caleb Smallwood im
    Schilde führte. Er stand so abrupt auf, dass der Stuhl unter ihm wackelte.
    »Stefano?«, fragte Matt alarmiert.
    »Was ist los?« Bonnies Augen waren riesig.
    Stefano blickte von einem beunruhigten Gesicht ins andere. Alle
    schauten ihn jetzt an. »Ich muss gehen.« Dann drehte er sich auf dem Ab-
    satz um und lief davon.

Kapitel Sechzehn
    Er ging sehr, sehr lange, obwohl es so schien, als verändere sich seine
    Umgebung gar nicht. Durch die allgegenwärtige Aschewolke fiel immerzu
    das gleiche fahle Licht. Er trottete durch Schmutz, durch Schlamm, durch
    knöcheltiefe Pfützen dunklen Wassers.
    Gelegentlich öffnete er die Faust und betrachtete die Haare darin. Jedes
    Mal reinigte die magische Flüssigkeit sie ein wenig mehr und verwandelte
    ein weiteres Fetzchen faseriger Schwärze in zwei Locken glänzenden
    Haares, rot und golden.
    Er ging weiter.
    Alles tat ihm weh, aber er konnte nicht stehen bleiben. Wenn er stehen
    blieb, würde er wieder unter die Asche

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