Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
Schritten, dann ächzte ihre Matratze, als Damon sich an das
Fußende ihres Bettes setzte. »Hallo, Liebste«, sagte er leise.
»Hi«, antwortete sie und lächelte ihn an. Seine schwarzen Augen glitzer-
ten in der Dunkelheit, und Elena fühlte sich plötzlich warm und glücklich.
»Was gibt es Neues?«, fragte er. »Ich habe gesehen, dass in der Pension
Hochbetrieb herrscht. Was hat deinen Hilfstrupp derart auf Trab geb-
racht?« Sein Ton war von lässiger Ironie, aber sein Blick war eindringlich,
und Elena wusste, dass er sich Sorgen gemacht hatte.
»Wenn du mir erlaubst, allen zu erzählen, dass du noch lebst, könntest
du bei uns sein und würdest aus erster Hand erfahren, was los ist«, neckte
sie ihn. Dann wurde sie ernst. »Damon, wir brauchen deine Hilfe. Etwas
Schreckliches ist passiert.«
Sie erzählte ihm von Bonnie und davon, was sie im Gartenschuppen der
Smallwoods entdeckt hatten.
Damons Augen blitzten auf. »Ein Phantom hat das kleine Rotkäppchen
in seinen Fängen?«
»Das hat jedenfalls Mrs Flowers’ Mama gesagt«, antwortete Elena. »Ste-
fano hat uns erzählt, dass er seinerzeit in Italien irgendwo von einem Wut-
phantom gehört hat.«
Damon stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich erinnere mich daran. Es war
damals ziemlich amüsant, aber ganz anders als das, was du mir
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beschrieben hast. Wie erklärt also Stefanos Theorie, dass es sich Bonnie
geholt hat? Oder das Erscheinen der Namen, wenn es jemanden bedroht?«
»Es ist auch Mrs Flowers Theorie«, erwiderte Elena energisch. »Oder
besser gesagt, die ihrer Mutter. Und es ist die einzige, die einen Sinn er-
gibt.« Sie konnte spüren, dass Damon mit einer hauchzarten Berührung
ihren Arm streichelte, und es fühlte sich gut an. Die Härchen auf ihrem
Armen stellten sich leicht auf, und ohne es zu wollen, schauderte sie vor
Wonne. Hör auf damit, dachte sie streng. Das ist eine ernste Angelegen-
heit. Sie zog den Arm aus Damons Reichweite.
Er klang lässig und erheitert, als er das nächste Mal sprach. »Nun, ich
kann der alten Hexe und ihrer Geistermutter keinen Vorwurf machen«,
begann er. »Menschen bleiben größtenteils in ihrer eigenen Dimension;
sie erfahren nur wenig von dem, was um sie herum geschieht, selbst die
begabtesten unter ihnen. Aber wenn Stefano sich wie ein Vampir mit
einem Funken Selbstachtung benehmen würde, und nicht die ganze Zeit
versuchte, menschlich zu sein, hätte er schon viel eher einen Schimmer
von alldem haben müssen. Er ist praktisch nie in die Dunkle Dimension
gereist, außer als er dorthin verschleppt wurde – und um Bonnie zu retten.
Doch wenn er diese Dimension häufiger besucht hätte, würde er jetzt ver-
stehen, was los ist, und könnte seine menschlichen Schoßtierchen ein
wenig besser beschützen.«
Elena richtete sich empört auf. »Menschliche Schoßtierchen? Bin ich et-
wa auch eines dieser menschlichen Schoßtierchen ?!«
Damon kicherte, und Elena begriff, dass er sie damit absichtlich pro-
vozieren wollte. »Ein Schoßtierchen? Du, Prinzessin? Niemals. Ein Tiger
vielleicht. Etwas Wildes und Gefährliches.«
Elena verdrehte die Augen. Dann ging ihr plötzlich die Bedeutung von
Damons Worten auf. »Moment mal, willst du damit sagen, es sei kein
Phantom? Und du weißt, was es tatsächlich ist? Ist es etwas, das aus der
Dunklen Dimension kommt?«
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Damon rutschte näher an sie heran. »Würdest du gern wissen, was ich
weiß?«, fragte er, und seine Stimme war eine Liebkosung. »Es gibt eine
Menge Dinge, die ich dir erzählen könnte.«
»Damon«, sagte Elena tadelnd. »Hör auf zu flirten und hör mir zu. Hier
geht es um zu viel. Wenn du irgendetwas weißt, dann sag es mir bitte.
Wenn du nichts weißt, dann spiel bitte keine Spielchen mit mir. Bonnies
Leben ist in Gefahr. Wir alle sind in Gefahr. Du auch, Damon: Vergiss
nicht, dass auch dein Name erschienen ist, und können nicht mit Bestim-
mtheit sagen, ob das, was auf dem Mond der Unterwelt geschehen ist,
schon der Angriff auf dich war.«
»Da mache ich mir keine allzu großen Sorgen«, winkte Damon ab. »Es
würde mehr brauchen als ein Phantom, um mir etwas anzutun, Prinzessin.
Aber, ja, ich weiß ein wenig mehr darüber als Stefano .« Er drehte ihre
Hand um und strich mit kühlen Fingern über die Innenfläche. »Es ist tat-
sächlich ein Phantom«, sprach er weiter. »Aber es ist nicht von der
gleichen Art wie dasjenige vor langer Zeit in Italien. Erinnerst du
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