Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
versucht, Kontakt mit den Toten aufzunehmen. Ich sehe allerdings
nicht ganz, wie das allein sie in ihren jetzigen Zustand hätte bringen
können. Das, was euch alle bedroht, muss also ebenfalls im Spiel gewesen
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sein. Meredith wird für den Moment an Bonnies Seite bleiben, während
wir der Sache auf den Grund gehen.«
Matt sah Elena und Stefano an. »Habt ihr nicht gesagt, dass Caleb im
Augenblick zu gar nichts in der Lage ist?«
»Das dachte ich auch!«, antwortete Stefano, während sie alle nach unten
gingen. »Aber vielleicht hat er die Sache mit Bonnie eingefädelt, bevor ich
ihn aus dem Verkehr gezogen habe.«
Alaric runzelte die Stirn. »Wenn dem so wäre und er bereits alles in
Gang gesetzt hat, dann könnte vielleicht nicht einmal Caleb selbst es noch
aufhalten. Sogar sein Tod würde einen Fluch dieser Art nicht brechen.«
Elena stolzierte in den Flur hinaus und stürzte sich mit zusammengebis-
senen Zähnen auf die erste der Mülltüten. »Wir müssen herausfinden, was
er getan hat.« Sie wühlte einen Stapel Notizbücher aus der Tüte und
drückte sie den anderen in die Hand. »Sucht nach konkreten Hinweisen
auf einen Zauber oder eine Beschwörung. Wenn wir wissen, wie er es
gemacht hat, können Alaric oder Mrs Flowers vielleicht einen Weg finden,
wie man es umkehren kann.«
»Das Zauberbuch, das Bonnie benutzt hat, war eins von meinen«, sagte
Mrs Flowers. »Eigentlich steht nichts darin, was diese Wirkung auf sie
hätte haben sollen, aber ich werde es trotzdem untersuchen, sicher ist
sicher.«
Jeder von ihnen setzte sich mit einem Notizbuch und einem Stapel
Papiere an den Küchentisch.
»In meinem sind Diagramme«, bemerkte Stefano nach einer Minute.
»Da ist ein Pentagramm, aber ich glaube nicht, dass es das gleiche ist wie
das, das wir auf dem Boden gesehen haben.«
Alaric ließ sich das Notizbuch zeigen, betrachtete es und schüttelte dann
den Kopf. »Ich bin kein Experte, aber das hier sieht aus wie ein Teil eines
normalen Schutzzaubers.«
Das Notizbuch vor Matt enthielt größtenteils hingekritzelte Bemerkun-
gen. Tanner der erste Tote?, lautete eine davon. Halloween? Elena, Bon-
nie, Meredith, Matt, Tyler, Stefano, alle anwesend. Von oben hörte Matt,
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wie Meredith rastlos in Bonnies Zimmer auf und ab ging, und die Worte
verschwammen vor ihm. Er rieb sich mit der Faust die Augen, um sich
nicht die Blöße von Tränen zu geben. Was er hier tat, war sinnlos. Denn
selbst wenn in diesem Notizbuch etwas Nützliches stand, würde es ihm
nicht auffallen.
»Kommt es euch nicht merkwürdig vor«, fragte Elena, »dass Sabrina
die Erste war, die von diesem Unheil getroffen wurde? Denn in dem
Schuppen war nichts über sie. Und sie hat Tyler nie kennengelernt, gesch-
weige denn Caleb. Wenn Caleb versucht hat, sich wegen Tylers Ver-
schwinden an uns zu rächen, warum sollte er dann zuerst Sabrina angre-
ifen? Oder warum sollte er sie überhaupt angreifen?«
Ein wirklich gutes Argument, dachte Matt, und er wollte den Gedanken
gerade aussprechen, als er Mrs Flowers bemerkte. Sie saß stocksteif da,
starrte an seinem linken Ohr vorbei ins Leere und nickte schwach.
»Denkst du das wirklich?«, fragte sie leise. »Oh, das macht tatsächlich ein-
en Unterschied. Ja, ich verstehe. Danke.«
Als sie fertig war, ihren Blick wieder schärfte und auf die Gruppe
richtete, wurde sie von allen erwartungsvoll angestarrt, da jeder am Tisch
ihr einseitiges Gespräch bemerkt hatte.
»Weiß Ihre Frau Ma ma, was mit Bonnie geschehen ist?«, fragte Matt
voller Eifer. Er hatte in Fell’s Church zusammen mit Meredith und Mrs
Flowers gegen die Kitsune gekämpft und war seit dieser Zeit mit Mrs
Flowers’ beiläufigen Wortwechseln mit dem Reich der Geister vertraut.
Wenn Mrs Flowers’ Mutter sich einfach so in ihr Gespräch einschaltete,
dann hatte sie wahrscheinlich etwas Nützliches und Wichtiges zu sagen.
»Ja«, antwortete Mrs Flowers und lächelte ihn an. »Ja, in der Tat,
Ma ma war sehr hilfreich.« Ihr Gesicht wurde ernst, als sie sich umsah.
»Ma ma konnte das Ding spüren, das Bonnies Geist übernommen hat.
Sobald es ins Haus gekommen war, konnte sie es beobachten, obwohl es
nicht in ihrer Macht stand, selbst dagegen zu kämpfen. Sie ist sehr
aufgeregt, weil sie Bonnie nicht retten konnte. Sie hat sie sehr gern.«
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»Wird Bonnie wieder gesund?«, fragte Matt, während die anderen
gleichzeitig wissen wollten: »Also, was ist es?« und
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