Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
Elena sah sich grimmig nach ihrem nächsten Gegner um.
Aber da waren so viele Vampire. Und im Zentrum aller, das Gesicht leuchtend von Triumph, stand Nicolaus. Einige Schritte von ihm entfernt pfählte Stefano gerade seinen Gegner, bevor er mit gefletschten Reißzähnen auf Nicolaus zustürmte.
Nicolaus hob die Hände über den Kopf zu einem der Löcher in dem verfallenen Dach und Blitz und Donner fuhren herab. Nicolaus lachte und richtete den Blitz auf Stefano, aber Bonnie riss ebenso blitzschnell ihre Hände hoch und rief etwas auf Lateinisch. Der Blitz wechselte die Richtung und traf eine der Stallwände. Der Stall stand sofort in Flammen. Nicolaus kreischte vor Zorn und entzog Stefano mit einer einzigen Handbewegung den Boden unter den Füßen.
Elena schrie und versuchte, zu Stefano zu gelangen, doch die unzähligen miteinander ringenden Kämpfer versperrten ihr den Weg. Warum nur war es ihr immer noch nicht möglich, mehr von ihrer Kraft zu aktivieren? Sie konnte sie in ihrem Geist spüren wie hinter verschlossenen Türen, aber sie kam einfach nicht an sie heran.
Plötzlich spürte sie einen erneuten Sog, und sie schaute unwillkürlich von Stefano weg, um zu beobachten, wie Damon seinem Gegner die Kehle aufriss.
Sofort verstand Elena. »D amon!«, rief sie. Auf der Stelle war er an ihrer Seite und wischte sich das Blut mit dem Ärmel vom Mund.
»G eht es dir gut?«, fragte er.
»G reif mich an«, verlangte Elena, und er starrte sie verwirrt an. »G reif mich an!«, wiederholte sie. »N ur so kann ich meine Kräfte entfesseln.«
Damon runzelte die Stirn. Dann nickte er und schlug gegen ihren Arm. Es war kein harter Schlag, zumindest nicht nach Damons Maßstäben, aber er tat weh und katapultierte sie rückwärts.
Und da brach irgendetwas in Elena weit auf und Macht strömte in sie hinein. Plötzlich wusste sie, was sie tun musste. Ihre Macht wartete jetzt nur darauf, entfesselt zu werden– doch sie war ganz und gar auf Damon fokussiert. Nicht er, beschwor sie ihre Kräfte. Nicht Damon. Es kostete sie eine gewaltige, geradezu körperliche Anstrengung, ihre Aufmerksamkeit von ihm loszureißen und auf Nicolaus und Stefano zu richten.
Mit einer bloßen Geste ihrer Hand löste sie einen der Balken vom Heuboden und schleuderte ihn Nicolaus entgegen. Der Balken warf den Uralten zurück und Stefano konnte sich wieder aufrappeln.
Dann drang ein dünnes Quieken an ihr Ohr, kaum hörbar über dem jetzt immer lauter prasselnden Feuer, und als Elena herumwirbelte, sah sie Bonnie in den Fängen eines feindlichen Vampirs, wie sie wild um sich trat und sich wehrte. Er hatte ihr eine Hand auf den Mund gepresst, um sie daran zu hindern, weitere Zauberformeln zu sprechen.
Einem zornigen Impuls folgend, rammte Elena dem Vampir ein gezacktes Brett durch die Brust und sah mit an, wie er leblos zu Boden fiel.
Nicolaus war jetzt wieder auf den Füßen. Stefano war von einem anderen Vampir aus Nicolaus’ Armee niedergerungen worden und Damon kämpfte mit einem riesigen, rothaarigen Ungeheuer. Ein Wikinger, dachte Elena. Nicolaus beschwor immer wieder Blitze herab und die Luft war zum Schneiden dick von dunklem, erstickendem Rauch.
Nein, durchzuckte es Elena, und sie ging direkt auf Nicolaus zu und schob das Feuer vor sich her. Sie musste es von ihren Freunden fernhalten, es musste in Nicolaus’ Nähe bleiben.
Die Flammen waren jetzt überall um sie herum. Aber als sie zurückblickte, konnte sie erkennen, dass die Luft dort, wo ihre Freunde kämpften, klarer war, und es sah ganz danach aus, als könnten sie vielleicht gewinnen. Da beobachtete Elena, wie Meredith ihren Stab auf das Herz ihres Bruders presste, und er sagte etwas zu ihr. Sie waren zu weit entfernt, und die Flammen waren zu laut, als dass Elena seine Worte hätte verstehen können, aber Meredith’ Gesicht verzog sich zu einem unendlich traurigen Lächeln, während sie ihm den Stab durchs Herz rammte.
Elena hustete und hustete immer wieder. Es wurde immer schwerer, inmitten dieses Rauchs zu atmen, und ihre Augen brannten. Sie benutzte ihren Geist, um die Flammen noch näher an Nicolaus heranzuschieben. Ihre neue Macht ermüdete sie jedoch und ihr war schwindelig. Sie konnte spüren, wie die Macht von ihr abfloss, jetzt da sie nicht länger auf Damon konzentriert war, und sie versuchte verzweifelt, sie festzuhalten. Elena hustete und keuchte erneut. Da funkelte Nicolaus sie an und griff nach ihr, und seine schmutzigen Hände, bespritzt mit Asche, Schlamm und
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