Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
Blut, streiften ihren Arm.
Sie nahm ihre letzte Kraft zusammen, um mithilfe ihrer Macht die Flammen immer weiter und weiter zwischen ihre Freunde und Nicolaus’ Vampire zu zwingen, um sie auseinanderzuzwingen, um ihre Freunde rückwärts zu zwingen, weg von dem Ende des Stalls, wo sie Nicolaus gegenüberstand. Um Nicolaus und Elena herum tobte das Feuer.
»E lena! Elena!« Sie hörte den gequälten Ruf und erhaschte noch einen Blick auf Stefanos entsetztes Gesicht, kurz bevor die Wände um sie und Nicolaus herum einstürzten und sie zu Boden rissen.
Kapitel Sechsunddreissig
Stefano ballte die Fäuste und bohrte die Fingernägel in die Innenflächen seiner Hände, um den Nebel des Unglücks abzuwehren, der ihn umgab. Elena war nicht tot. Das konnte er nicht glauben.
Die Feuerwehrleute hatten die Flammen endlich gelöscht; der alte Stall lag in Schutt und Asche. Jetzt arbeiteten sie sich vorsichtig durch die Trümmer und zogen einen Leichnam nach dem anderen heraus.
Stefano und seine Freunde warteten im Schatten einer Baumgruppe. Meredith und Bonnie klammerten sich aneinander, Bonnie in Tränen aufgelöst. Andrés saß benommen und stumm auf dem Boden und beobachtete die Feuerwehrleute.
Der Ausdruck auf Elenas Gesicht, als die in Flammen stehenden Wände auf sie heruntergekracht waren, ging Stefano nicht mehr aus dem Sinn. Sie hatte so schicksalsergeben gewirkt, so friedlich, als sie ein letztes Mal zu ihm zurückschaute und die Flammen zwischen ihnen höher und höher loderten. Die Wände waren so schnell eingestürzt– wie konnte Elena da entkommen sein?
Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, und als Stefano aufschaute, sah er Damon, der stirnrunzelnd an ihm vorbei zu den Überresten des Stalls blickte. »S ie ist nicht da drin«, sagte Damon. »E lena hat das Glück des Teufels. Nie im Leben saß sie da drin fest.«
Stefano lehnte sich kurz an seinen Bruder. Er war müde und voller Trauer und Damons Vertrautheit war tröstlich. »S ie ist vor ihrem Highschoolabschluss bereits zweimal gestorben«, erwiderte er voller Bitterkeit. »I ch weiß nicht, ob ich das Glück nennen würde. Und beide Male war es unsere Schuld.«
Damon seufzte. »A ber sie ist zurückgekommen«, sagte er sanft. »N icht alle bekommen diese Chance. Tatsächlich bekommt sie kaum jemand.« Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. »B is auf mich natürlich.«
Stefano wandte sich mit brennenden Augen ab. »M ach keine Witze«, murmelte er leise und zornig. »W ie kann man in so einer Situation nur Witze machen? Lässt dich das denn völlig kalt?« Eigentlich hätte ihn das nicht überraschen dürfen. Damon hatte während der letzten Wochen immer wieder bewiesen– gewaltsam, launenhaft–, wie egal ihm alle waren.
Damon sah ihn an und seine dunklen Augen funkelten. »E s lässt mich nicht kalt«, erwiderte er. »D as weißt du. Selbst wenn ich es wollte. Aber ich weiß, dass sie nicht tot ist. Wenn du schon nicht auf Elenas Glück vertraust, dann denk an Nicolaus. Es würde mehr als ein Feuer brauchen, um ihn zu töten.«
»A ber Feuer tötet Vampire«, beharrte Stefano. »S elbst alte.«
»E r war derjenige, der mit den Blitzen gespielt hat«, gab Damon zu bedenken und schauderte. »I ch glaube nicht, dass es viel gibt, was ihn töten könnte.«
Nachdem die Feuerwehrleute jeden Zoll des verkohlten Stalls abgesucht hatten, bedeckten sie die Leichen mit dunklen Planen.
Ich werde das überprüfen, sandte Damon wortlos an Stefano und verwandelte sich in eine Krähe, um sich auf einem Baum in der Nähe der Leichen niederzulassen.
Einige Sekunden später war er zurück. Er stolperte bei seiner erneuten Verwandlung ein paar Schritte rückwärts und wirkte viel weniger geschickt und selbstsicher als gewöhnlich. Stefano nahm die anderen Anwesenden, all die Verbündeten, nur am Rande wahr, während sich sein Blick flehend auf Damons Gesicht heftete. Er öffnete den Mund, doch die Frage, die er stellen musste, wollte nicht über seine Lippen kommen. Ist Elena da? Ist sie da?
Wenn Elena tot war, wenn sie sich geopfert hatte, um sie alle zu retten, würde auch Stefano bis zum Morgen tot sein. Ohne sie gab es nichts für ihn.
»E lena ist nicht da«, berichtete Damon knapp. »N icolaus auch nicht. Nur seine Geschöpfe.«
Bonnie stieß einen kurzen, gebrochenen Seufzer der Erleichterung aus, und Meredith drückte ihr die Hand so heftig, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»N icolaus muss sie in seinen Fängen haben«,
Weitere Kostenlose Bücher