Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
Vom Netzwerk:
(mit Puder, Fettcreme, Pudercreme, Abschminkcreme, Sonnenöl, Watte, Verbandsschachtel, Rouge, Lippenstift, Augenbrauenstift, Badesalz, Körperpuder, Eau de Cologne, Seife, Quaste).
    Dann noch 4 Pullover à 1,50, 4 Blusen à 1,00, diverse Dinge à 10,00 und Bücher, Geschenke à 4,50.

Freitag, 9. Oktober 1942
    Liebe Kitty!
    Nichts als traurige und deprimierende Nachrichten habe ich heute. Unsere jüdischen Bekannten werden gleich gruppenweise festgenommen. Die Gestapo geht nicht im geringsten zart mit diesen Menschen um. Sie werden in Viehwagen nach Westerbork gebracht, dem großen Judenlager in Drente. Miep hat von jemandem erzählt, der aus Westerbork geflohen ist. Es muss dort schrecklich sein. Die Menschen bekommen fast nichts zu essen, geschweige denn zu trinken. Sie haben nur eine Stunde pro Tag Wasser und ein Klo und ein Waschbecken für ein paar tausend Menschen. Schlafen tun sie alle durcheinander, Männer und Frauen, und die letzteren und Kinder bekommen oft die Haare abgeschoren. Fliehen ist fast unmöglich. Die Menschen sind gebrandmarkt durch ihre kahl geschorenen Köpfe und viele auch durch ihr jüdisches Aussehen.
    Wenn es in Holland schon so schlimm ist, wie muss es dann erst in Polen sein? Wir nehmen an, dass die meisten Menschen ermordet werden. Der englische Sender spricht von Vergasungen, vielleicht ist das noch die schnellste Methode zu sterben.
    Ich bin völlig durcheinander. Miep erzählt all diese Gräuelgeschichten so ergreifend und ist selbst ganz aufgeregt dabei. Erst neulich saß zum Beispiel eine alte, lahme jüdische Frau vor ihrer Tür und musste auf die Gestapo warten, die weggegangen war, um ein Auto zu holen, um sie abzutransportieren. Die arme Alte hatte solche Angst vor der Schießerei auf die englischen Flugzeuge und auch vor den grellen, flitzenden Scheinwerfern. Trotzdem wagte Miep nicht, sie ins Haus zu holen, das würde niemand tun. Die Herren Deutschen sind nicht zimperlich mit ihren Strafen.
    Auch Bep ist still. Ihr Freund muss nach Deutschland. Sie hat jedes Mal Angst, wenn die Flugzeuge über unsere Häuser fliegen, dass sie ihre Bombenlast von oft einer Million Kilo auf Bertus’ Kopf fallen lassen. Witze wie: »Eine Million wird er wohl nicht bekommen« und »Eine einzige Bombe ist schon genug« finde ich nicht gerade angebracht. Bertus ist nicht der Einzige, der gehen muss, jeden Tag fahren Züge voll mit jungen Leuten weg. Manchen gelingt es, heimlich auszusteigen, wenn sie auf einem kleinen Bahnhof halten, und dann unterzutauchen. Einem kleinen Prozentsatz gelingt das vielleicht.
    Ich bin noch nicht fertig mit meinem Trauergesang. Hast du schon mal was von Geiseln gehört? Das führen sie nun als neueste Strafmethode für Sabotage ein. Etwas Schrecklicheres kann man sich nicht vorstellen. Angesehene, unschuldige Bürger werden verhaftet und warten auf ihre Ermordung. Wird irgendwo sabotiert und der Täter nicht gefunden, stellt die Gestapo seelenruhig so fünf Geiseln an die Wand. Oft stehen die Todesmeldungen in der Zeitung. Ein »schicksalhaftes Unglück« wird dieses Verbrechen dann genannt.
    Ein schönes Volk, die Deutschen, und da gehöre ich eigentlich auch noch dazu! Aber nein, Hitler hat uns längst staatenlos gemacht. Und im Übrigen gibt es keine größere Feindschaft auf dieser Welt als zwischen Deutschen und Juden.
    Deine Anne

Mittwoch, 14. Oktober 1942
    Beste Kitty!
    Ich habe schrecklich viel zu tun. Gestern habe ich ein Kapitel von »La belle Nivernaise« übersetzt und die Wörter aufgeschrieben. Dann eine Mist rechenaufgabe gemacht und noch drei Seiten französische Sprachlehre übersetzt. Heute französische Sprachlehre und Geschichte. Ich denke nicht daran, jeden Tag solche Mistrechenaufgaben zu machen. Papa findet sie auch schrecklich, ich kann sie fast noch besser als er, aber in Wirklichkeit können wir sie alle beide nicht, sodass wir immer Margot holen müssen. Ich bin auch eifrig beim Stenographieren, das finde ich toll, ich bin am weitesten von uns dreien. Ich habe »De stormers« gelesen. Es war ganz nett, aber lange nicht so gut wie »Joop ter Heul«. Übrigens, in beiden Büchern kommen dieselben Wörter vor, klar, bei derselben Autorin. Cissy van Marxveldt schreibt wirklich toll. Bestimmt werde ich ihre Bücher meinen Kindern auch zu lesen geben.
    Außerdem habe ich eine Menge Theaterstücke von Körner gelesen. Ich finde, dass der Mann schön schreibt. Zum Beispiel »Hedwig«, »Der Vetter aus Bremen«, »Die Gouvernante«, »Der

Weitere Kostenlose Bücher