Tagebuch (German Edition)
grüne Domino« usw.
Mutter, Margot und ich sind wieder die besten Freundinnen, und das ist eigentlich viel angenehmer. Gestern Abend lagen Margot und ich zusammen in meinem Bett. Es war sehr eng, aber gerade deshalb witzig. Sie fragte, ob sie mal mein Tagebuch lesen dürfte. »Manche Stücke schon«, sagte ich und fragte nach ihrem. Das dürfte ich dann auch lesen.
So kamen wir auf die Zukunft, und ich fragte sie, was sie werden wollte. Aber das wollte sie nicht sagen, sie machte ein großes Geheimnis daraus, Ich habe mal so etwas aufgeschnappt wie Unterricht. Ich weiß natürlich nicht, ob das stimmt, aber ich vermute, dass es in diese Richtung geht. Eigentlich darf ich nicht so neugierig sein.
Heute Morgen lag ich auf Peters Bett, nachdem ich ihn erst verjagt hatte. Er war wütend auf mich, aber das kann mir herzlich wenig ausmachen. Er könnte ruhig mal etwas freundlicher zu mir sein, denn gestern Abend habe ich ihm noch einen Apfel geschenkt.
Ich habe Margot mal gefragt, ob sie mich sehr hässlich fände. Sie sagte, ich sähe witzig aus und hätte hübsche Augen. Ziemlich vage, findest du nicht auch?
Bis zum nächsten Mal!
Anne Frank
P.S. heute Morgen sind wir wieder alle auf der Waage gewesen. Margot wiegt nun 120 Pfund, Mutter 124, Vater 141, Anne 87, Peter 134, Frau van Daan 106, Herr van Daan 150. Ich habe in den drei Monaten, die ich hier bin, 17 Pfund zugenommen, enorm, gell?
Dienstag, 20. Oktober 1942
Liebe Kitty!
Meine Hand zittert noch, obwohl der Schreck, den wir hatten, schon zwei Stunden her ist. Du musst wissen, dass wir fünf Minimax-Feuerlöscher im Haus haben. Weil sie unten so gescheit sind, haben sie uns nicht gewarnt, dass der Zimmermann, oder wie der Bursche sonst heißt, die Geräte auffüllte. Deshalb waren wir überhaupt nicht leise, bis ich plötzlich draußen auf dem Treppenabsatz (gegenüber unserer Schranktür) Hammerschläge hörte. Ich dachte sofort an den Zimmermann und warnte Bep, die gerade beim Essen war, dass sie nicht nach unten gehen konnte. Vater und ich bezogen Posten hinter der Tür, um zu hören, wann der Mann weggehen würde. Nachdem er eine Viertelstunde gearbeitet hatte, legte er seinen Hammer und andere Werkzeuge auf unseren Schrank (so meinten wir!) und klopfte an unsere Tür. Wir wurden ganz weiß! Sollte er doch etwas gehört haben und nun dieses geheimnisvolle Ungetüm untersuchen wollen? Es schien so, denn das Klopfen, Ziehen, Schieben und Reißen hörte nicht auf.
Ich wurde fast ohnmächtig vor Angst, dass es dem wildfremden Mann doch gelingen könnte, unseren schönen Schlupfwinkel zu enttarnen. Ich dachte gerade, ich hätte die längste Zeit gelebt, da hörten wir die Stimme von Herrn Kleiman sagen: »Macht doch mal auf, ich bin es.«
Sofort machten wir auf. Was war passiert? Der Haken, mit dem der Schrank an der Tür festsitzt, hatte geklemmt, deshalb konnte uns niemand vor dem Zimmermann warnen. Der Mann war inzwischen nach unten gegangen, und Kleiman wollte Bep abholen, bekam aber den Drehschrank wieder nicht auf. Ich kann dir kaum sagen, wie erleichtert ich war. Der Mann, von dem ich meinte, dass er zu uns herein wollte, hatte in meiner Einbildung immer größere Formen angenommen. Zuletzt sah er aus wie ein Riese und war so ein Faschist, wie es keinen schlimmeren gibt. Gell, zum Glück ist es diesmal gut abgelaufen!
Am Montag hatten wir hier viel Spaß. Miep und Jan haben bei uns übernachtet. Margot und ich haben für die eine Nacht bei Vater und Mutter geschlafen, sodass das Ehepaar Gies unsere Plätze einnehmen konnte. Das Ehrenmenü schmeckte herrlich. Eine kleine Unterbrechung war, dass Vaters Lampe einen Kurzschluss verursachte und wir mit einem Schlag im Dunkeln saßen. Was tun? Neue Sicherungen waren zwar da, mussten aber ganz hinten im dunklen Lager eingeschraubt werden, und abends war das keine besonders hübsche Aufgabe. Trotzdem wagten es die Herren, und nach zehn Minuten konnten wir unsere Kerzenbeleuchtung wieder wegräumen.
Morgens war ich schon früh auf. Jan war schon angezogen. Er musste um halb neun weg, also saß er schon um acht Uhr oben und frühstückte. Miep zog sich gerade an und stand im Hemd da, als ich hereinkam. Sie hat genau solche wollenen Unterhosen wie ich fürs Fahrrad. Margot und ich zogen uns nun an und waren viel früher oben als gewöhnlich. Nach einem gemütlichen Frühstück ging Miep nach unten. Es goss, und sie war froh, dass sie heute nicht mit dem Fahrrad ins Büro zu fahren brauchte. Ich
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