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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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gut, dass van Daans kein Mädchen haben. Nie wäre die Eroberung so schwierig, so schön und so toll, wenn nicht gerade das andere Geschlecht so anziehen würde!
    Deine Anne M. Frank

    P.S. Du weißt, dass ich dir alles ehrlich schreibe. Darum muss ich dir auch sagen, dass ich eigentlich von einem Treffen zum anderen lebe. Immer hoffe ich zu entdecken, dass er auch so auf mich wartet, und ich bin innerlich ganz entzückt, wenn ich seine kleinen, schüchternen Versuche merke. Er würde sich, meiner Meinung nach, gern genauso ausdrücken wie ich, und er weiß nicht, dass gerade seine Unbeholfenheit mich so anrührt.

Dienstag, 7. März 1944
    Liebe Kitty!
    Wenn ich so über mein Leben von 1942 nachdenke, kommt es mir so unwirklich vor. Dieses Götterleben erlebte eine ganz andere Anne Frank als die, die hier jetzt vernünftig geworden ist. Ein Götterleben, das war es. An jedem Finger fünf Verehrer, ungefähr zwanzig Freundinnen und Bekannte, der Liebling der meisten Lehrer, verwöhnt von Vater und Mutter, viele Süßigkeiten, genug Geld – was will man mehr?
    Du wirst mich natürlich fragen, wie ich denn all die Leute so um den Finger gewickelt habe. Peter sagt »Anziehungskraft«, aber das stimmt nicht ganz. Die Lehrer fanden meine schlauen Antworten, mein lachendes Gesicht und meinen kritischen Blick nett, amüsant und witzig. Mehr war ich auch nicht, nur kokett und amüsant. Ein paar Vorteile hatte ich, durch die ich ziemlich in der Gunst blieb, nämlich Fleiß, Ehrlichkeit und Großzügigkeit. Nie hätte ich mich geweigert, jemanden, egal wen, abschauen zu lassen, Süßigkeiten verteilte ich mit offenen Händen, und ich war nicht eingebildet.
    Ob ich bei all der Bewunderung nicht übermütig geworden wäre? Es ist ein Glück, dass ich mittendrin, auf dem Höhepunkt des Festes sozusagen, plötzlich in der Wirklichkeit landete, und es hat gut ein Jahr gedauert, bevor ich mich daran gewöhnt hatte, dass von keiner Seite mehr Bewunderung kam.
    Wie sahen sie mich in der Schule? Die Anführerin von Späßen und Späßchen, immer vorne dran und niemals schlecht gelaunt oder weinerlich. War es ein Wunder, dass jeder gern mit mir mitradelte oder mir eine Aufmerksamkeit erwies?
    Ich betrachte diese Anne Frank jetzt als ein nettes, witziges, aber oberflächliches Mädchen, das nichts mehr mit mir zu tun hat. Was sagte Peter über mich? »Wenn ich dich sah, warst du immer umringt von zwei oder mehr Jungen und einem Haufen Mädchen. Immer hast du gelacht und warst der Mittelpunkt!« Er hatte Recht.
    Was ist von dieser Anne Frank übrig geblieben? O sicher, ich habe mein Lachen und meine Antworten nicht verlernt, ich kann noch genauso gut oder besser die Menschen kritisieren, ich kann noch genauso flirten und amüsant sein, wenn ich will …
    Das ist der Punkt. Ich möchte gerne noch mal für einen Abend, für ein paar Tage, für eine Woche so leben, scheinbar unbekümmert und fröhlich. Am Ende der Woche wäre ich dann todmüde und würde bestimmt dem Erstbesten, der vernünftig mit mir redet, sehr dankbar sein. Ich will keine Anbeter, sondern Freunde, keine Bewunderung für ein schmeichelndes Lächeln, sondern für mein Auftreten und meinen Charakter. Ich weiß sehr gut, dass dann der Kreis um mich viel kleiner würde. Aber was macht das, wenn ich nur ein paar Menschen, aufrechte Menschen übrig behalte.
    Trotz allem war ich 1942 auch nicht ungeteilt glücklich. Ich fühlte mich oft verlassen, aber weil ich von morgens bis abends beschäftigt war, dachte ich nicht nach und machte Spaß. Bewusst oder unbewusst versuchte ich, die Leere mit Witzchen zu vertreiben.
    Nun betrachte ich mein Leben und merke, dass eine Zeitspanne schon unwiderruflich abgeschlossen ist. Die sorglose, unbekümmerte Schulzeit kommt niemals zurück. Ich sehne mich noch nicht mal danach, ich bin darüber hinausgewachsen. Ich kann nicht mehr nur Unsinn machen, ein Teil von mir bewahrt immer seinen Ernst.
    Ich betrachte mein Leben bis Neujahr 1944 wie unter einer scharfen Lupe. Daheim das Leben mit viel Sonne, dann 1942 hierher, der plötzliche Übergang, die Streitereien, die Anschuldigungen. Ich konnte es nicht fassen, ich war überrumpelt und habe meine Haltung nur durch Frechheit bewahren können.
    Dann die erste Hälfte von 1943: Meine Heulanfälle, die Einsamkeit, das langsame Einsehen der Fehler und Mängel, die groß sind und doppelt so groß schienen. Ich redete tagsüber über alles hinweg und versuchte Pim auf meine Seite zu ziehen. Das

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