Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
Vom Netzwerk:
Mannes opfern kann. Verzeihung, o Menschen! Dieser Name entehrt euer Geschlecht: es war ein wildes Tier, der ganz Frankreich mit dem Feuer der Bürgerkrieges verheert hätte. Nun können wir rufen: Es lebe der Friede! Dank dem Himmel, er war kein geborener Franzose!
    Ich glaube, man hat die letzten Worte Marats gedruckt, zweifle aber, daß er solche ausgesprochen hat. Folgendes sind die letzten Worte, die er zu mir sprach, nachdem er alle Eure Namen und auch die der in Evreux wohnenden Verwalter von Calvados erfahren hatte; er sagte mir zum Trost: in wenigen Tagen würde er Euch in Paris guillotinieren lassen. Diese letzten Worte entschieden über sein Geschick. Wenn das Departement sein Bild dem des Saint-Fargeau gegenüberstellt, so kann es jene Worte mit goldenen Buchstaben darunter schreiben lassen.
    Ich will Ihnen die Einzelheiten der großen Begebenheit nicht erzählen; die Journale werden davon melden. Ich gestehe, daß ich vollends zu der Tat entschieden wurde durch den Mut, mit welchem sich unsere Freiwilligen am Sonntag den 7. Juli einschreiben ließen; Sie erinnern sich, wie entzückt ich darüber war. Ich versprach mir, Pétion dafür zu strafen, daß er meine Gefühle in Verdacht hatte. Er fragte mich nämlich: ›Würden Sie böse darüber sein, wenn sie nicht hingingen?‹
    Endlich überlegte ich, daß, wenn viele brave Leute nach Paris kämen, um den Kopf eines einzelnen Mannes zu suchen, sie denselben vielleicht fehlen oder daß mit seinem Untergange das Verderben vieler guten Bürger verbunden sein könnte. Er verdiente nicht so viel Ehre; die Hand eines Weibes war genügend.
    Ich gestehe, daß ich eine treulose List anwendete, damit er mich empfinge. Als ich von Caen abreiste, rechnete ich darauf, ihn inmitten der Bergpartei des Nationalkonvents zu opfern; er ging aber nicht mehr dorthin.
    In Paris begreift man nicht, wie eine unbedeutende Frau, deren Leben zu nichts taugt, sich mit kaltem Blute opfern kann, um ihr Vaterland zu retten. Ich hatte erwartet, auf der Stelle zu sterben. Mutige Männer, die über jedes Lob erhaben sind, schützten mich vor der sehr verzeihlichen Wut derjenigen, welche ich unglücklich gemacht hatte. Obgleich ich kaltblütig war, tat mir doch das Geschrei einiger Frauen leid; wer aber sein Vaterland rettet, darf nicht in Anschlag bringen, wieviel es ihn kostet.
    Möchte der Friede so schnell, wie ich es wünsche, eintreten! Ein großer Verbrecher ist gestürzt; ohne dies hätten wir jenen Frieden niemals erhalten. Ich genieße des Friedens seit zwei Tagen. Das Glück meines Vaterlandes macht das meinige aus.
    Ich hoffe nicht, daß man meinen Vater quälen wird, der schon über meinen Verlust Kummer genug empfindet. Ich hatte ihm neulich geschrieben, daß ich aus Furcht vor einem Bürgerkrieg nach England gehen würde. Ich hegte den Plan, Marat als eine Unbekannte zu töten, und ich wollte die Pariser vergeblich nach meinem Namen forschen zu lassen. Ich bitte Sie, Bürger, und Ihre Kollegen, meine Verwandten zu schützen, wenn man sie beunruhigt.
    Ich habe nur ein Wesen gehaßt und meinen Charakter offen gezeigt. Diejenigen, die mich betrauern, werden sich freuen, mich in den elyseischen Gefilden mit Brutus und anderen Helden des Altertums vereinigt zu sehen; denn die neueren reizen mich nicht, weil sie zu niedrig sind! Es gibt wenig wahre Patrioten, die für ihr Vaterland zu sterben wissen; sie sind fast alle Egoisten.
    Um mir die Zeit zu vertreiben, hat man mir zwei Gendarmen beigesellt; für den Tag habe ich dies sehr angenehm gefunden, aber nicht für die Nacht. Ich beklagte mich über diese Unschicklichkeit; das Komitee hat es nicht für angemessen gefunden, darauf zu achten. Ich glaube, es ist Chabots Erfindung, denn nur ein Kapuziner kann einen solchen Einfall haben.
    Nun hat man mich nach der Conciergerie gebracht und die Herren von der großen Jury versprachen mir, Ihnen meine Briefe zuzuschicken. Ich fahre also fort:
    Ich habe ein langes Verhör bestanden und bitte Sie, es sich zu verschaffen, wenn es veröffentlicht ist.
    Ich hatte bei meiner Verhaftung eine Ansprache an die Freunde des Friedens bei mir; ich kann Ihnen dieselbe nicht schicken, werde aber auf ihre Veröffentlichung antragen, freilich wohl vergebens.
    Gestern abend hegte ich den Gedanken, mein Bildnis dem Departement du Calvados zu schenken, aber das Sicherheits-Komitee, an welches ich mich mit der Bitte wendete, hat mir keine Antwort zukommen lassen; jetzt ist es zu spät.
    Ich bitte Sie, meinen

Weitere Kostenlose Bücher