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Tagebücher: Jahre 1982-2001 (German Edition)

Tagebücher: Jahre 1982-2001 (German Edition)

Titel: Tagebücher: Jahre 1982-2001 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz J. Raddatz
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mordete – also wahrlich keine bloß ästhetischen Differenzen: Und das hat kein bißchen die Freundschaft angenagt. Und dieses Sensibelchen schreibt mir nun einen Schmähbrief unangenehmsten Parfums. Interessant ist daran eigentlich nur: Ich spürte ja auch die GRUNDLEGENDSTE DIFFERENZ zwischen uns, war aber bereit, eine Dialogfähigkeit als Möglichkeit zu installieren INNERHALB dieser Divergenz. Und genau das kann diese Schnecke eben nicht. Anscheinend braucht er doch Jünger.
    Manisch-selbstbezogen, Brasch: Er bringt es zwar fertig, mich neulich in Berlin im Restaurant 2 Stunden warten zu lassen (ein Glück, daß ich einfach ging und auch auf den Anruf dann im Hotel: «Herr Brasch ist jetzt da» nicht mehr reagierte) – – – aber plötzlich – es fehlt ihm eine halbe Million für den neuen Film, weiß er meine Nummer – ich kennte doch so viele reiche Leute und ob nicht Gabriele Henkel …
    13. August
    Abwegig-schöne Idee für eine Erzählung, die ich wohl leider nicht schreiben werde (und die sich nur VORDERGRÜNDIG) wie ein Stefan-Zweig-Remake anhört: Ein älterer Professor, so Anfang 50, auf gemütlich-zuverlässige und auch liebevolle Weise verheiratet, aber natürlich bei nachlassender sexueller Appetenz, lernt in einer «umtriebenen» Nacht einen jungen Mann kennen. Ist von Anfang an, wie er ihn nur von ferne sieht, von den riesigen dunkelbraunen Augen fasziniert, auch sonst von der schlanken Lässigkeit, dem schönen dunklen Bart usw. Spricht ihn sehr zögernd an und bekommt wider Erwarten sehr freundlich-offene Repliken. Ein paar Biere in allen möglichen Kneipen – – – und eine vollkommen berauschende, unerschöpfliche und hemmungslose Sex-Nacht. Wieder und wieder und ohne Ende – Sexualität, wie der Ältere sie seit langem nicht mehr gewohnt war, sich selber garnicht mehr zugetraut hatte.
    Seitdem eine Professor-Unrat-Verwandlung ins Lächerliche: Der Mann denkt an NICHTS anderes mehr, hat Tag und Nacht geradezu quälende Erektionen, ist wie krank mit einer Art Schüttelfrost, Händeflattern, Schweißausbrüchen. Der Knabe entpuppt sich auf überraschende Weise als eine Mischung aus naiv und lasziv, ohne jede Hemmung. Lebt im Ruhrgebiet, der Alte telefoniert jede Nacht, am Telefon werden die deutlichsten Obszönitäten getauscht, dabei aber nicht eklig. Der Knabe erzählt in endloser Genauigkeit, wie er Nacht für Nacht wichst, und zwar «mit beiden Händen», dabei an ihn, den Alten, denkend, wie er sich wünscht, der Finger der 2. Hand sei kein Finger, sondern «dein sehr schöner starker Schwanz», spricht vollkommen frei darüber, was er gerne hat, daß er nicht festgelegt sei, feste Rollen hasse, d. h. sich sehr gerne ficken läßt, aber auch selber fickt, lange und intensiv, daß er – «Früher war ich mal in der Lederscene» – noch einen kräftigen Schwanzring habe, ob er den – sie sind mittlerweile für das kommende Wochenende verabredet (die Frau ist verreist) – mitbringen und anlegen solle, ob das ihn, den Älteren, geil mache. Der Alte ist so durcheinander, daß er kaum noch seine Arbeit machen kann, er schlägt sich beim Tennisspiel mit dem eigenen Schläger die Nase blutig, verliert seine Autoschlüssel, steht vorm Spiegel und onaniert.
    In den nächtlichen Telefonaten sagt der Knabe geradezu unschuldig: «Siehst du gerne zu, wenn ich’s mir besorge?», das könne er ja alles am Wochenende haben, er würde auch gerne morgens unter der Dusche sich dabei zusehen lassen, wenn er sich da einen runterhole, er nimmt das Telefon mit ans Bett und wichst, während er dem Alten haargenau erzählt, was er im einzelnen macht, wie er sich dabei mit dem Finger fickt, wie es kommt, wie er aber seinerseits – «Ich habe 6 Wochen keinen Mann gehabt, hier, in der Provinz» – gleich weitermacht, er könne mehrere Male hintereinander – – –.
    Kurz, ein Obszönitätsrausch, der den Alten gänzlich überfällt, ihn aus allem Gleichgewicht bringt. Er sitzt am Schreibtisch mit einer Erektion, er sitzt beim Abendessen und erzählt geruhsam Berufliches, das alltägliche Abendgespräch, aber unter der Tischplatte hat er einen Steifen, und während die Frau – «Leg dich ruhig schon hin, ich räume noch die Küche auf» – mit dem Geschirr klappert, wichst er im Bett.
    Fortsetzung der Erzählung(s-Idee):
    Der Knabe kommt an einem Wochenende, an dem die Frau verreist ist. Der Alte ist den ganzen Tag vorher wie närrisch, wäscht sich die Haare mit einer «Pflegepackung», färbt sich

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