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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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kommen, nicht mehr haben Bum-bum«, brummte Wung mürrisch.
    Struan ergriff das Kampfeisen und schwenkte es über dem Kopf. Es war ein aus einzelnen Teilen zusammengesetzter eiserner Flegel, im Nahkampf eine tödliche Waffe – drei Eisenstücke von je einem Fuß Länge und am äußersten Ende eine mit Stacheln versehene eiserne Kugel. Die kurze Eisenstange lag gut in der Hand, das Handgelenk war von einer breiten Lederschlaufe geschützt.
    »Piraten kommen, viel tot-tot bekommen«, erwiderte Struan barsch.
    Wung deutete wütend auf Brocks Lorcha. »Er nicht stoppen können, heja?« Er zeigte hinüber aufs Ufer. »Dort. Wir laufen Küste – wir sicher!«
    »Ajii jah!« Struan wandte ihm verächtlich den Rücken zu. Er setzte sich aufs Deck, die Schlaufe des Kampfeisens noch immer ums Handgelenk. Die verängstigte Besatzung beobachtete ihn verwundert, als er den Ärmel seiner wattierten Kulijacke abriß, ihn zu Streifen zerfetzte und diese Streifen in das Öl tauchte. Er nahm einen der Streifen und band ihn vorsichtig um die eiserne Spitze eines Pfeils. Sie wichen zurück, als er den Pfeil auf die Sehne des Bogens setzte, über das Deck hinweg auf den Mast zielte und losließ. Der Pfeil verfehlte zwar den Mast, bohrte sich jedoch in die Teakholztür des Vorschiffs. Nur mit Mühe gelang es ihm, den Pfeil wieder herauszuziehen.
    Als er zurückkam, löste er den Streifen der Wattierung und tunkte ihn wieder in das Öl. Dann bestreute er ihn mit Schießpulver, band ihn erneut um die Pfeilspitze und wickelte einen zweiten Streifen herum.
    »Hola!« rief achtern der Mann am Ausguck. Brocks Lorcha kam ihnen gefährlich näher.
    Struan übernahm das Ruder und führte eine Weile das Schiff. Er schoß in einem gewagten Manöver hinter einer schwerbeladenen Dschunke vorbei und änderte dann gewandt den Kurs, so daß er, als er klargekommen war, auf der anderen Schot weiterkreuzte. Brocks Lorcha setzte ebenfalls rasch zur Wende an, um ihn abzufangen, mußte aber einen Umweg machen, um einer nach Norden segelnden kleinen Flotte von Dschunken auszuweichen. Struan gab das Ruder wieder an einen Mann der Mannschaft ab und machte sich vier Pfeile zurecht. Wung konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Heja, Maste', was können?«
    »Holen Seh-Licht, heja?«
    Verwünschungen murmelnd eilte Wung davon und kehrte mit einer Laterne zurück. »Seh-Licht!«
    Struan tat so, als tauche er den Pfeil in die Flamme der Laterne und schieße ihn brennend auf das Großsegel von Brocks Lorcha ab.
    »Viel Feuer, heja? Sie stoppen, wir gehen, heja?«
    Wung starrte ihn mit offenem Mund an. Dann brach er in Lachen aus. Als er wieder reden konnte, erklärte er es der Mannschaft, und die Leute sahen Struan strahlend an. »Sie viel-viel Tai-Pan sein! Ajiiiii jah!« rief Wung.
    »Mächtig phantastisch dua«, sagte May-may und fiel in das Lachen der anderen ein.
    »Hopp-hopp, Einauge-Maste', sehr-sehr!«
    »Hola!« rief der Ausguckposten. Brocks Lorcha hatte den Umweg vollendet und holte nun wieder auf.
    Struan ergriff das Ruder und begann sich durch den Verkehr immer tiefer in das südliche Fahrwasser hineinzuschlängeln. Brocks Lorcha kam unerbittlich näher und blieb dabei stets auf Luvseite. Struan wußte, Brock wartete nur darauf, daß der Verkehr schwächer würde, um dann zu seinem entscheidenden Stoß anzusetzen. Struan war nun etwas zuversichtlicher. Wenn der Pfeil das Segel trifft, sagte er zu sich, und wenn er es nicht durchschlägt und wenn er im Fluge nicht erlischt und das Großsegel trocken genug ist, um Feuer zu fangen, und wenn sie nur vier Meilen warten, bevor sie zum ersten Angriff vorgehen, und wenn mein Joss gut ist, dann kann ich sie abschütteln. »Die Pest über Brock!« sagte er.
    Der Verkehr auf dem Fluß wurde nun merklich schwächer. Struan drückte das Ruder herum und ging hart an den Wind, um so nah wie möglich an das Südufer des Flusses zu gelangen, damit er, sobald er wieder wendete, raumen Wind hatte und vor dem Wind laufen konnte.
    Das Südufer des Flusses wies viele Untiefen auf und war gefährlich. Eine so lange Strecke hart an den Wind zu gehen, war für Struan gefährlich, denn er bot seinem Gegner eine offene Flanke. Brocks Lorcha wartete noch, bevor sie zustieß. Aber Struan legte es darauf an, daß der Angriff jetzt erfolgte. Es war der günstigste Zeitpunkt. Schon lange war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, daß das erste Gesetz, wenn man überleben wollte, hieß: Bring deinen Feind dazu, sich dann zum Kampf zu

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