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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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beobachtete ihn, während er trank.
    »Bitte um Entschuldigung, Sir«, sagte der Steward, der zu ihnen trat. »Das befohlene Bad ist bereit, Sir.«
    »Danke.« Struan wartete, bis der Steward zu seiner Geschützmannschaft getreten war, dann sagte er zu Culum: »Geh nach unten, mein Junge.«
    Culum spürte, wie das Gefühl der Demütigung in ihm aufwallte. »Nein. Hier geht es mir gut.«
    »Geh nach unten!« Dies war ein Befehl, aber er klang freundlich, und Culum wußte, daß ihm damit die Möglichkeit gegeben wurde, nach unten zu gehen und dennoch sein Gesicht zu wahren.
    »Bitte, Vater«, rief er, den Tränen nahe. »Laß mich bleiben. Es tut mir leid.«
    »Es gibt nichts, was dir leid tun müßte. Ich bin tausendmal in einer ähnlichen Gefahr gewesen, darum ist dies hier für mich nichts Besonderes. Ich weiß, was ich zu erwarten habe. Geh nach unten, mein Junge. Du hast Zeit genug, zu baden und wieder an Deck zu kommen. Und am Kampf teilzunehmen, wenn es dazu kommt. Bitte, geh nach unten.«
    Niedergeschlagen gehorchte Culum.
    Struan wandte nun seine Aufmerksamkeit Robb zu, der mit grauem Gesicht am Schandeck lehnte. Struan überlegte einen Augenblick und trat dann zu ihm. »Würdest du mir einen Gefallen tun, Robb, und dem Jungen Gesellschaft leisten? Ihm ist ganz und gar nicht wohl in seiner Haut.«
    Robb zwang sich zu einem Lächeln. »Danke, Dirk. Aber diesmal muß ich oben bleiben. Krank oder nicht. Ist es eine Invasionsflotte?«
    »Nein, mein Junge. Aber mach dir keine Sorgen. Falls notwendig, können wir uns unseren Weg freischießen.«
    »Ich weiß. Ich weiß.«
    »Wie geht es Sarah? Es ist doch bei ihr bald soweit, nicht wahr? Entschuldige, ich hatte ganz vergessen, mich nach ihr zu erkundigen.«
    »Es geht ihr so gut wie den meisten Frauen, die nur noch ein paar Wochen vor sich haben. Jedenfalls bin ich froh, wenn dieses Warten vorüber ist.«
    »Das glaub' ich dir.« Struan wandte sich ab und korrigierte den Kurs ein wenig.
    Robb zwang sich, nicht mehr an die Dschunken zu denken, die das ganze Meer vor ihnen zu bedecken schienen. Ich hoffe, es ist wieder ein Mädchen, dachte er, Mädchen sind so viel leichter aufzuziehen als Jungen. Ich hoffe, sie wird wie Karen. Die liebe kleine Karen!
    Robb konnte es sich nicht verzeihen, daß er sie an diesem Morgen angeschrien hatte – war es überhaupt erst heute morgen gewesen, daß sie alle zusammen an Bord der Thunder Cloud gegessen hatten? Karen war auf einmal verschwunden gewesen, und Sarah und er hatten geglaubt, sie sei über Bord gefallen. Es hatte eine fürchterliche Aufregung gegeben, aber gerade, als man sich auf die Suche nach ihr machte, war Karen munter aus dem Laderaum herausgestiegen, in dem sie gespielt hatte. Robb hatte sich so erleichtert gefühlt, daß er sie angeschrien hatte. Karen war daraufhin davongerannt und hatte sich schluchzend in die Arme ihrer Mutter geworfen. Robb hatte seine Frau beschimpft, weil sie sich nicht genügend um Karen kümmerte, obwohl er ganz genau wußte, daß es nicht Sarahs Schuld war, aber er hatte es einfach nicht fertiggebracht, sich zu beherrschen. Einige Minuten später war alles wieder vergessen; Karen war wie alle anderen Kinder auch und lachte unbeschwert. Und er und Sarah waren wie so viele andere Eltern auch noch von Groll gegeneinander erfüllt; sie hatten nichts vergessen …
    Voraus und achtern blockierten die Flotten der Dschunken die Fluchtwege der China Cloud. Robb sah, wie sich sein Bruder an den Kompaß lehnte und sich mit einer glimmenden Geschützlunte gelassen einen Stumpen anzündete. Er wünschte, er könnte ebenso ruhig sein.
    Ach, mein Gott, gib mir die Kraft, die nächsten fünf Monate durchzustehen, auch noch die nächsten zwölf und die Reise nach Hause, und bitte, hilf Sarah in ihrer schweren Stunde.
    Er beugte sich über die Reling und mußte sich heftig erbrechen.
    »Zwei Strich backbord abfallen«, befahl Struan und beobachtete dabei aufmerksam die Küste der Insel Hongkong. Er war jetzt ziemlich dicht an den Felsen, die wie Finger steuerbordseitig aufragten und befand sich im Luv der Dschunken. Noch ein paar Minuten, und er würde wenden, sich auf die Dschunke stürzen, der er bereits den Tod bestimmt hatte, und ungeschoren die Linie durchbrechen – vorausgesetzt, daß keine Brander da waren, der Wind nicht nachließ und kein verborgenes Riff, keine unsichtbare Sandbank sein Schiff zum Krüppel machte.
    Im Norden verdunkelte sich der Himmel. Der Monsun war zuverlässig, aber Struan

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