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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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jetzt wieder freundlich und aufgeschlossen. »Fünfzehn Jahre Deportation habe ich aufgebrummt bekommen als ganz junger Kerl, zumindest war ich jünger als jetzt. Ungefähr fünfundzwanzig. Wie alt sind Sie?«
    »Ziemlich alt.«
    »Ich habe es selber nie ganz sicher gewußt. Vielleicht fünfunddreißg oder fünfundvierzig. Fünfzehn Jahre, weil ich einen beschissenen Offizier auf einer beschissenen Fregatte geschlagen habe.«
    »Sie können von Glück sagen, daß Sie nicht aufgehängt wurden.«
    »Ja, das kann ich wohl.« Scragger rülpste noch einmal zufrieden. »Es macht mir Spaß, mit Ihnen zu reden, Tai-Pan. Ist mal 'ne Abwechslung, nach meinen Kameraden. Jawohl, wurde aus Blighty wegtransportiert. Neun Monate zur See mit vierhundert anderen armen Teufeln angekettet und ungefähr die gleiche Zahl Weiber. Unter Deck waren wir angekettet. Neun Monate oder mehr. Wasser und Schiffszwieback und niemals Fleisch. Das ist keine Art, einen Menschen zu behandeln, nein, ganz und gar nicht. Hundert von uns haben es überstanden und den Hafen erreicht. Im Hafen von Sydney haben wir gemeutert und unsere Ketten zerbrochen. All die Dreckskerle von Seeleuten umgebracht. Dann für ein Jahr in den Busch, und dann habe ich ein Schiff gefunden. Einen Kauffahrer.« Scragger lachte bösartig in sich hinein. »Zumindest haben wir uns von Kauffahrern ernährt.« Er blickte in die Tiefe seines Bechers, und sein Lächeln verschwand. »Tja, Galgenvögel, das sind wir alle. Hol der Teufel all diese Arschlöcher, all diese Polizeischnüffler«, knurrte er. Einen Augenblick lang verfiel er in Schweigen, in Erinnerungen verloren. »Aber dann war ich schiffbrüchig, wie ich schon sagte, und alles übrige.«
    Struan zündete sich einen Stumpen an. »Warum dienen Sie einem so tollwütigen Piratenhund wie Wu Fang?«
    »Will ich Ihnen sagen, Kamerad. Ich bin frei wie der Wind. Ich habe drei Weiber und soviel zu fressen, wie ich nur will, und Sold und bin Kapitän eines Schiffes. Er behandelt mich besser als meine gottverdammte Verwandtschaft. Gottverdammte Verwandtschaft! Jawohl. Für die wäre ich nur reif für den Galgen. Aber für Wu Fang bin ich es nicht, und wo sonst und wie sonst könnte einer wie ich Weiber haben und zu fressen und genug Beute und keine Polizei und keinen Galgen, was? Selbstverständlich bleibe ich bei ihm – oder bei jedem, der mir das bietet.« Er erhob sich. »Kommen Sie nun mit, wie er gebeten hat, oder müssen wir Sie entern?«
    »Entern Sie, Kapitän Scragger. Aber erst trinken Sie Ihren Branntwein zu Ende. Es wird das Letzte sein, was Sie auf dieser Erde zu schmecken bekommen.«
    »Wir haben mehr als hundert Schiffe gegen Sie.«
    »Sie müssen mich wohl für einen großen Narren halten. Wu Fang würde sich niemals persönlich in diese Gewässer wagen. Jedenfalls nicht, wenn unsere Kriegsschiffe gerade auf der anderen Seite von Hongkong liegen. Wu Fang befindet sich gar nicht bei Ihrer Flotte.«
    »Sind wirklich mächtig schlau, Tai-Pan«, rief Scragger und lachte in sich hinein. »Man hat mich schon gewarnt. Jawohl. Wu Fang ist nicht bei uns, aber sein Admiral. Wu Kwok, sein ältester Sohn. Und der Junge ist auch sein Sohn. Das ist die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit trägt viele Gesichter, Scragger«, erwiderte Struan. »Und nun machen Sie, daß Sie, zum Teufel noch mal, von meinem Schiff herunterkommen. Die Parlamentärflagge gilt nur für Ihr Schiff. Ich werde Ihnen zeigen, was ich von Ihrer gottverdammten Piratenflotte halte.«
    »Das werden Sie, Tai-Pan, falls Sie Gelegenheit dazu erhalten. Ach ja, das hatte ich ganz vergessen«, sagte er und holte einen kleinen Lederbeutel hervor, den er um den Hals trug. Er nahm ein zusammengefaltetes Stück Papier heraus und schob es Struan über den Tisch hinweg hin. »Das sollte ich Ihnen noch geben«, erklärte er spöttisch.
    Struan entfaltete das Papier. Es trug Jin-kwas Stempel. Und es enthielt die eine der halben Münzen.

10
    Struan stand gelassen im Bug seines Langbootes, die Hände tief in die Taschen der dicken Seejacke, die Schlinge eines Kampfeisens um das eine Handgelenk und Pistolen im Gürtel. Seine schwerbewaffneten Leute ruderten angespannt. Mitten im Boot saß Scragger und sang selig vom Alkohol ein Seemannslied. Hundert Yards vor ihnen lag das Flaggschiff der Piraten. Nach der Verabredung mit Scragger hatte sich – auf Struans Verlangen hin – das Flaggschiff aus dem Schutz der Dschunkenflotte gelöst und sich dem Ufer genähert, nur ein paar hundert Yards

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